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Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Titel: Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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kurz vor Mitternacht.«
    »Meinen Sie?«
    »Ja, das meine ich. Und jetzt schlafen Sie gut, und wir telefonieren morgen wieder.«
    Dann häng ich ein.
    Kaum hab ich mich drüben im Saustall auf mein Kanapee geworfen, läutet das Telefon.
    »Eberhofer   … es war jemand im Zimmer, wenn ich es Ihnen doch sage.«
    Jetzt langt’s aber.
    »Herrschaft, Moratschek!«
    »Sie haben gesagt, wir telefonieren morgen wieder. Jetzt ist es doch morgen. Schauen Sie doch auf die Uhr.«
    »Moratschek, läuten Sie nach der Schwester, und zwar sofort.«
    |123| »Aber   …«
    »Nix aber!«
    Ich hör’s zwar nicht läuten, aber eine Weile später ist jedenfalls die Schwester im Zimmer. Ich kann sie gut hören.
    »Und jetzt?«, will der Richter dann wissen.
    »Geben Sie ihr den Hörer.«
    »Stationsschwester Heidi«, meldet sie sich. Ihre Stimme ist zum Niederknien.
    »Stationsschwester Heidi, wunderbar«, sag ich.
    »Ja?«
    »Ich bin der schnuckelige Typ, mit dem du vorgestern Nacht ein bisschen Pizza gegessen hast   …«
    Sie kichert.
    »Ich weiß, wer du bist«, sagt sie ganz zärtlich.
    Dann erklär ich ihr schnell, dass sie dem Moratschek was zum Schlafen geben soll. Und zwar dringend. Weil er mir sonst nämlich die Nachtruhe raubt. Und weil sie das freilich auf keinen Fall möchte, verspricht sie’s mir. Liebe Heidi.
     
    Wie ich am nächsten Tag in der Früh in die Küche komm, hockt der Pfarrer am Tisch. Es ist gedeckt für vier Personen, also geh ich einmal davon aus, dass er mitfrühstücken wird.
    »Was verschafft uns die Ehre?«, frag ich den hochwürdigen Gast.
    Die Oma schenkt Kaffee in die Tassen, und der Papa schlurft in Latschen und Unterhosen dem gedeckten Tisch entgegen. Der Pfarrer schaut ein bisschen pikiert, wendet sich dann aber gleich wieder seiner Buttersemmel zu.
    Der Papa kratzt sich am Bauch.
    »Ja, sag einmal, geht’s noch?«, schreit ihn jetzt die Oma an. Den Papa reißt es. Er hört auf zu kratzen.
    »Wir haben einen Gast da hocken. Kannst du dir da |124| gefälligst was drüberziehen«, schreit sie weiter ihren einzigen Sohn an.
    Der Papa gehorcht und verschwindet.
    Wiederkommen tut er mit einem T-Shirt , was ihm viel zu klein ist und den Kopf vom John Lennon drauf hat. Gott-hab-ihn-selig.
    »Also, noch mal von vorn. Was genau wollen Sie hier?«, frag ich den Pfarrer erneut.
    »Ja, lieber Herr Eberhofer, Ihre Großmutter hat mich nach der Ostermesse angesprochen. Sie hat mich gebeten, ihren Heimgang zu organisieren.«
    »Ihren   – Heimgang? So ein Schmarrn, sie ist doch daheim.«
    »Nein, nein, lieber Herr Eberhofer, hähä, ich spreche eigentlich von ihrer Beerdigung, wenn Sie gestatten. Vielen Menschen ist es ein Bedürfnis, das zu Lebzeiten zu regeln.«
    »Ist sie krank, oder was?«, frag ich gleich, weil ich zu Tode erschrecke. »Bist du krank, oder was?«, schrei ich jetzt die Oma an.
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Nein«, sagt sie. »Aber ich geh halt schon langsam auf die Neunzig zu.«
    »Eben«, sagt der Pfarrer. »Und weil Ihre liebe Großmutter leider nichts hören kann, hat sie mich gebeten, hierher zu kommen, damit Sie praktisch ihre Wünsche übersetzen und an mich weitergeben können.«
    Zuerst schau ich den Papa an. Der aber steht grad vor einer elementaren Entscheidung: Leberwurst oder Streichkäse auf seine Semmel. Dann schau ich die Oma an. Aber die ist auch so dermaßen mit ihrem Frühstück beschäftigt, dass sie mich gar nicht wahrnimmt.
    Kann das sein, dass hier alle im Bilde sind, außer mir?
    |125| »Und was genau wollen Sie jetzt mit uns besprechen, werter Herr Pfarrer?«
    »Na, zum Beispiel, wie es nach dem Ableben Ihrer geschätzten Großmutter weitergehen soll: Einbalsamierung, Sargwahl, Beisetzung, Musikwunsch, Blumen et cetera, et cetera. Nicht zu vergessen der Ort der letzten Ruhestätte natürlich.«
    Die Verwandtschaft starrt noch immer gebannt auf ihre Frühstücksteller. Der Pfarrer langt in den Brotkorb hinein. Eine weitere Semmel findet den Weg zu seinem Platz.
    »Die Oma braucht keine letzte Ruhestätte, verstanden?«, sag ich, und deutlich lauter, als es höflich wär. »Weil sie nämlich nicht stirbt, ist das klar? Und wenn doch, stopfen wir sie aus und hocken sie drüben auf die Couch. Ist. Das. Klar!? Und jetzt raus hier!«
    Dann reiß ich ihm seine Brotbeute aus der Hand und geleite ihn zur Tür.
     
    Das weitere Mahl ist wunderbar. Die Oma grinst und brät mir ein paar Eier. Der Papa schaut mich an und sagt:
    »Der Pfarrer ist ein Arschloch.«
    Dann

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