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Schweizer Ware

Schweizer Ware

Titel: Schweizer Ware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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wieder in Gedanken und zog die logische Schlussfolgerung aus ihren Untersuchungen in der Alpensonne. »Der Russki ist verdächtig!« Automatisch führte er seine Espressotasse an den Mund, nahm einen weiteren Schluck des starken Gebräus.
    Heinzmann knirschte. »Genau.« Er machte eine Faust. »Nur, was genau hat er verbrochen?« Er schlug ungeduldig auf den Tisch. »Was hat der Mord an der Amadio mit der Alpensonne zu tun?«
    Auch Baumer wurde unruhig. Es rumorte in seinem Bauch wie wild, aber er konnte die genaue Ursache des Rumpelns nicht lokalisieren. Alle diese Toten. Warum mussten sie sterben? Was ging in der Alpensonne vor sich. Es war ein Mysterium.
    Heinzmann versuchte, vorwärts zu denken. »Solange wir lediglich ein Gefühl und nichts Konkretes in der Hand haben, wird man uns keine Untersuchung in der Klinik bewilligen. Sowieso hätten wir keine Ahnung, wo suchen. Wenn die alten Frauen dort umgelegt werden, mit Gift etwa, nützt es auch nichts, wenn wir dort Giftzeugs finden. In jedem Spital gibt es einen Schrank mit irgendwelchen starken Medikamenten, das gehört einfach dazu. So wie große Spritzen – Skalpelle!«
    »Bleiben wir bei den Frauen«, lenkte Baumer rasch ab. »Sie waren alt«, versuchte Baumer wieder eine Systematik in das Denken zu bekommen. Er nahm einen Schluck Kaffee, setzte dann die Tasse vorsichtig ab. »Ich habe die Todesanzeigen dieser Frauen gesehen, die die Amadio gesammelt hat. Da steht: … friedlich entschlafen in der Klinik Alpensonne. Oder es heißt: … danken wir den Ärzten und dem Pflegepersonal der Klinik Alpensonne für ihre aufopfernde Pflege. Und so weiter. So viele Freundinnen in so kurzer Zeit, alle verstorben in der Alpensonne. Und wer sagt uns, dass es nicht noch andere überraschende Todesfälle gibt.«
    »Und was schließt du daraus?«
    »Zuerst dachte ich, es müsse eine überforderte Pflegerin oder so was sein. Die bringt ihre Patientinnen um, indem sie sie mit dem Kopfkissen erstickt.«
    »Oder Luft in die Arterien spritzt.«
    »Arrh, Stefan, hör auf. So genau will ich es nicht wissen.«
    »Oder sie mischt Zyankali in den Tee.«
    »Stefan!«
    »Rattengift«, meinte Heinzmann trocken und streckte das Kinn vor.
    Baumer gab es auf. Sein leicht übergewichtiger Freund vergnügte sich. Vielleicht war das seine Art mit solchen Geschichten umzugehen. Stefan war durchaus sensibel. Einen Spaß hier und dort wollte er sich aber nicht nehmen lassen. Natürlich hätte er nie blöde Sprüche vor Angehörigen oder Betroffenen gemacht. Aber hier war man unter sich. Sie waren beide Profis, und ein Scherz, ein Fluch zur richtigen Zeit hilft die Arbeit zu ertragen.
    Der Kommissar wurde von Heinzmann plötzlich in die Seite gestoßen. Als Baumer aufschreckte, deutete der Wachtmeister mit einer kleinen Kopfbewegung auf eine Frau, die sich ein paar Tische weiter auf einen der marineblauen Designerstühle setzte. Auf dem Gesicht ein erwartungsvolles Lächeln zog er die Augenbrauen weit nach oben.
    Die Frau ihnen gegenüber hatte blonde gewellte Haare. Sie trug hellblaue Dreiviertelhosen mit neckisch aufgesetzten Taschen. Ein weißes Poloshirt von Lacoste spannte über ihrem erstaunlich groß wirkenden Busen. Zwischen dem Hosenbund und dem Shirt zeigte sich ein fit getrimmter Bauch, noch gänzlich ungebräunt. Die Hose hing so tief herunter, dass man die letzten flaumigen Ausläufer von Schamhaaren erkennen konnte.

    Anna.

    Baumer erinnerte sich schlagartig an seine Freundin in Kreta. Er musste ganz einfach wieder einmal anrufen. Dringend! Er musste zeigen, dass es ihn noch gab und dass er an sie dachte. Aber jetzt? Jetzt konnte und wollte er nicht. Erst musste er sich über die Fakten im Mordfall Amadio-Meier (Stich ins Rückenmark; Motiv unklar; erste Spur: Tote Frauen in Privatklinik Alpensonne; Freundlieb, Firsov) absolut im Klaren sein. Dann erst würde er in Ruhe anrufen können. Er zupfte seinen Kumpel am Ärmel.
    Heinzmann jedoch ließ seine Augen nicht von der Frau gegenüber ab. Verzweifelt versuchte er mit der jungen Dame Blickkontakt aufzunehmen. Die hingegen ignorierte den Polizisten penetrant, obwohl sie die Blicke dieses Mannes sicherlich auf ihrem Busen, ihrem Bauch, ihren Lippen spüren musste. Es war offensichtlich, dass sie sich größte Mühe gab, nicht in seine Richtung blicken zu müssen.
    »Stefan!«, zupfte Baumer energisch an Heinzmanns Ärmel.
    »Ja«, sagte dieser, ohne seinen interessierten Blick von der jungen Frau gegenüber zu lösen.
    »Hör mir zu,

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