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Schwelbrand

Schwelbrand

Titel: Schwelbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Haus. Aber es geschehen derzeit Absonderlichkeiten auf den Devisenmärkten. Es liegen aberwitzige Devisentermingeschäfte vor, die sich gegen den Euro wenden. Es wird auf den Zerfall des Euros gewettet, und zwar in großem Stil.«
    Der Banker gab etwas in seinen Computer ein und drehte dann den Bildschirm. »Sehen Sie sich das an«, sagte er und zeigte auf eine Unmenge von Linien, die Lüder nicht zuordnen konnte. »Wenn Sie heute in eine der großen Bankenzentralen kommen, werden Sie nicht nur Bankkaufleuten und Betriebswirten begegnen, sondern einem ganzen Stab von Mathematikern. Die berechnen das hier.« Dabei zeigte er auf seinen Bildschirm. »Chancen und Risiken. Wer heute Volkswirtschaft studiert so wie ich, muss fast ein mathematisches Genie sein.« Er lachte. »Damit möchte ich mich nicht als Genie bezeichnen.«
    »Können Sie mir Konkretes sagen?«, fragte Lüder. »Namen, Beträge, Ziele?«
    Erneut lächelte Claus. »Die Leute sind so gut getarnt, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann. Rein technisch nicht. Abgesehen davon, dass es auch noch ein Bankgeheimnis gibt. Ich vermute aber, dass es ein Verbund von Gleichgesinnten ist, der weltweit agiert. Vergessen Sie dabei nicht, dass Sie in diesem Geschäft schon mit geringen Beträgen wie ein paar hundert Millionen durch die Hebelwirkung Gewaltiges bewirken können.«
    »Kleinbeträge von ein paar hundert Millionen?«, fragte Lüder erstaunt.
    »Ja. Was glauben Sie, wie viele Milliarden täglich virtuell um die Welt geschickt werden, nur um geringste Kursdifferenzen auszunutzen? Da stehen keine realen Geschäfte hinter. Das sind reine Spekulationen. Und auf dieser Spielwiese agieren die Leute, die das hier«, erneut zeigte Claus auf seinen Bildschirm, »arrangieren.«
    »Und wie kann man dem begegnen?«
    »Sie können solche Geschäfte nicht verbieten. Das ist wie bei einem Wasserrohrbruch. Wenn Sie einen Damm bauen, sucht sich das Wasser einen anderen Weg. Also – Sie müssen das Rohr flicken.«
    Lüder nickte verstehend. »Wenn das Vertrauen in die Regierung und die Verwaltung, also in den Staat, wieder zurückkehrt, wenn die Menschen sich nicht mehr fürchten, dann –«
    »Ja.« Claus klopfte auf den Schreibtisch. »Dann haben die verloren, die darauf wetten wollen, dass wir in drei Tagen fünfunddreißig Grad in Frankfurt haben«, schloss der Banker seine bildhaften Darstellungen. »Das Fatale an allem ist, dass Transparenz nicht gewollt ist. Nehmen Sie das Drama um die Hypo Real Estate. Hätte man den ganzen Fehlbetrag auf einmal genannt, hätte die Politik vielleicht vor der Rettung zurückgeschreckt. So werden die Verluste häppchenweise präsentiert. In Griechenland funktioniert es genauso. Sie haben mit der HSH Nordbank ja eine eigene Leiche im Kieler Vorgarten. Und so ganz nebenbei – der Mann an der Spitze, also nach dem Bekanntwerden der Katastrophe, das war auch ein Mathematiker.«
    Lüder sah auf die Uhr. »Sie haben mir sehr viel erklärt. Ich glaube jetzt ein paar Zusammenhänge zu erkennen.« Lüder bedankte sich. »Darf ich Sie zum Essen einladen?«
    Claus schüttelte den Kopf. »Es ist sicher keine Bestechung, wenn ich Sie einlade. Dort unten«, dabei zeigte er in Richtung Bahnhof, »gibt es einen Thailänder, der sehr solide ist.«
    Lüder erinnerte sich an die Leuchtreklame auf dem Weg vom Bahnhof zur Bank.
     
    Während des Essens hatten sie das Thema gewechselt, und Claus erwies sich als aufmerksamer Beobachter, als er von seinen vielen Reisen zu den interessantesten Plätzen der Welt berichtete.
    Lüders Zug sollte kurz vor fünf Uhr nachmittags abgehen und ihn in etwas mehr als fünf Stunden nach Kiel zurückbringen.
    Die Wartezeit auf dem Bahnhof nutzte er, um Große Jäger in Husum anzurufen.
    »Es gibt mehrere Hinweise auf den derzeitigen Aufenthaltsort von Reinhold Raabe«, berichtete der Oberkommissar. »Außerdem hat Vollmers aus Kiel angerufen. Die Kollegen haben Halil Kayacik ein Bild von Heinrich Frosinn gezeigt. Der Junge ist sich ziemlich sicher, dass Frosinn derjenige war, der ihn auf der Straße angesprochen und ihm den Videoclip von Asmussens Ermordung auf das Handy überspielt hat.«
    »Wie hat Vollmers diese Aussage erreicht?«, fragte Lüder.
    »Ich habe ihm die Adresse von der hübschen jungen Frau gegeben, unter der wir Halil auch aufgestöbert haben. Das war ein Volltreffen Waren Sie erfolgreich bei Ihrem Betriebsausflug nach Frankfurt? Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich unsere Täter dort versteckt

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