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Schwemmholz

Schwemmholz

Titel: Schwemmholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Öffentlichkeit ein Gespräch. Aber darum geht es jetzt nicht. Wie Sie wissen, ist möglicherweise einer Ihrer Kollegen« – unvermittelt brach er ab. »Entschuldigen Sie, aber die Vorstellung, dass ein Polizeibeamter sich von italienischen Gangstern bei einem Erpressungsversuch ertappen und entführen lässt, ist mir schlechterdings unerträglich. Von Rechts wegen müssten wir eine Sonderkommission nach Ulm schicken. Im Hinblick auf die bereits von mir skizzierten politischen Implikationen verbietet sich das aber. Wir können keine Beamten aus Stuttgart abordnen, weil die Medien das so auslegen würden, als sei es der Auftrag dieser Beamten, die Familie des Ministerpräsidenten und deren Geschäftspartner zu rehabilitieren.«
    Berndorf schaute auf das Foto im Rücken seines Gegenübers. »Wir erwarten, dass diese gesamten Ulmer Vorgänge nun auch von Ulmer Seite geklärt werden«, fuhr Rentz fort und richtete seinen Rottweiler-Blick auf Berndorf. »Wir wünschen, dass dies ein Beamter tut, dem jedenfalls keine übertriebene Rücksichtnahme auf den Ministerpräsidenten nachgesagt werden kann. Wir wünschen deshalb, dass Sie ab sofort Ihre Dienstgeschäfte wieder aufnehmen. Sobald die anstehenden Fälle geklärt sind, erhalten Sie Ihre Entlassungsurkunde.«
    Du lügst, dachte Berndorf. Du willst, dass ich mir die Finger verbrenne und ihr einen Sündenbock habt. Nicht mit mir.
Meine Antwort ist klar. Ein sauberes, eindeutiges Nein. Er öffnete den Mund. Und schloss ihn wieder.
    Möglich, dass Claudia Lehmann schuld war und ihr Blick, mit dem sie ihn durch einen Tränenschleier hindurch angesehen hatte. Vielleicht war es auch die Erinnerung an Vera und an das Bild, das er von ihr gesehen hatte, als sie ein junges Mädchen gewesen war. Oder die Erinnerung an den Bauarbeiter in seinem Rollstuhl und an den Gerichtsschreiber, der ihm etwas hatte sagen wollen und den er abweisend angesehen hatte. Wahrscheinlich war es alles zusammen.
    »Sie wissen, dass ich Ihnen nicht traue«, sagte er schließlich. »Sie spielen nicht fair, haben es nie getan.«
    Rentz wartete ungerührt.
    »Rufen Sie Englin an«, fuhr Berndorf fort. »Sagen Sie ihm, dass ich die Ermittlungen im Fall Krauser übernehme. Und alles, was damit zusammenhängt.«
    Rentz zog das Telefon zu sich her. »Könnten Sie das präzisieren? Was alles hängt mit dem Fall Krauser zusammen?«
    »Das wird sich herausstellen.«
    »Aha«, machte Rentz. »Nur Hexen werden vom Inquisitor verbrannt. Was eine Hexe ist, bestimmt der Inquisitor.«
    »Die Inquisition gehört auf Ihre Seite der Barrikade«, antwortete Berndorf.
     
    Die Wiblinger Allee tümpelte schlammig vor sich hin. Die Pegelstände waren seit dem Morgen wieder gesunken, und in den Straßen blieb zurück, was das Wasser von den Hängen und Wiesen des Allgäus in die Stadt gespült hatte.
    Missmutig stapften die Polizeihauptmeister Rösner und Kubitschek über den Gehsteig. Sie hatten den Auftrag, liegen gebliebene Autos und sonstige von der Flut auf die Fahrbahn gespülte Hindernisse ausfindig zu machen. Der Untergrund war matschig und schmierig, und mit ihren Gummistiefeln hatten sie keinen sicheren Stand.
    Ein Mann mit einem Hund kam ihnen entgegen. Auch der Mann steckte in Gummistiefeln. Der Hund, schwarz und mittelgroß,
sprang in hohen Sätzen durch das Wasser auf die Polizisten zu. Dann blieb er vor ihnen stehen, sah sie gelb an und schüttelte sich ausgiebig. Ein Regen schmutzfarbener Wassertropfen ergoss sich über Rösner. Kubitschek lachte dreckig. Rösner hatte Hunde noch nie leiden können.
    »Nix für ungut«, sagte der Mann, »ihm gefällt halt das Wasser.« Offenbar meinte er seinen Hund.
    Auf der Straße stand, schräg zur Mittellinie verzogen, ein Auto, das aussah, als sei es unter eine Schlammlawine geraten. »Ein Ford Mondeo, Baujahr 97«, sagte Kubitschek und holte sein Sprechfunkgerät heraus.
    »Woher willst’n das wissen«, fragte Rösner misstrauisch und betrachtete voll Abscheu die graulehmige Masse, unter der Blech, Reifen und Nummernschilder begraben waren.
    »So was sieht man einfach«, sagte Kubitschek. »An der Karosserie seh ich das.«
    »Da waren drei Männer drin«, mischte sich der Mann mit dem Hund ein. Der Hund drückte sich an ihn und schnuffelte an der Hosentasche. »Samstagabend war das. Die haben den Wagen einfach stehen lassen und sind raus.«
    Rösner ignorierte ihn demonstrativ. »Wenn das wirklich ein Ford Mondeo 97 ist«, erklärte er seinem Kollegen, »müssen wir

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