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Schwemmholz

Schwemmholz

Titel: Schwemmholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Stablampen?«
    »Natürlich haben wir das«, sagte Kubitschek. »Hol sie uns halt aus dem Wagen.«

    Rösner sah ihn hasserfüllt an und wandte sich zum Gehen. »Außerdem ist da unten noch so viel Schlamm und Dreck, da kann kein Mensch gehen. Diese Polen hier labern herum, das gehe nicht so schnell mit dem Ausräumen.«
    Tamar sah ihn aufmerksam an.
    »Ja«, sagte Rösner. »Freiwillig tun die Leute keinen Handgriff zu viel, so ist das heutzutage.«
    Als er die Lampen gebracht hatte, folgten Tamar und Kubitschek vorsichtig dem Kapo, der sie die Treppe zum Keller hinabführte. Die Stufen waren glitschig von Schlamm und Sand. Ein Geruch nach Moder und Kläranlage lag in der Luft. Plötzlich verirrten sich die Lichtkegel der Stablampen in eine weite Halle, tasteten sich an Stützpfeilern entlang und entdeckten ganze Haufen angeschwemmten Abfalls, Stapel von Hohlblocksteinen, eine umgestürzte Schubkarre und geklumpten Zement.
    Rösner war ihnen gefolgt. »Wenn ich das recht verstanden habe, suchen Sie eine Leiche, die einer da eingemauert hat«, sagte er. »Also ich, ich hätt’ den nicht eingemauert. Ich hätt’ den da in den Boden einbetoniert, und keine Polizei wär mir jemals dahintergekommen.«
    Man müsste wirklich erst den Dreck ausräumen lassen, dachte Tamar. Und dann war es sehr die Frage, ob man den Boden würde untersuchen können, und ob irgendein Richter einem das genehmigt. Der Lichtkegel wanderte an den glatten Betonwänden entlang. Nirgends ein verdächtiger Vorsprung.
    Eine Seitentür führte zu weiteren Kellerräumen. Auf dem Boden dümpelte noch tückisch schimmerndes Wasser. Licht fiel auf Vorsprünge, die Kabelschächte sein konnten oder Stützpfeiler oder auch etwas ganz anderes.
    »Da kann sonst was begraben sein«, sagte hinter ihr Rösner. »Das finden wir nicht.«
    »Vielleicht haben Sie Recht«, antwortete Tamar müde. Sie wandte sich an den Kapo. »Es tut mir Leid, aber sagen Sie bitte Ihren Kollegen, dass der ganze Keller ausgeräumt werden muss. Und dann müssen wir hier unten Licht haben.«

    »Bitte sehr«, antwortete der Kapo. »Wir machen so schnell, wie geht.«
    Sie gingen in die Tiefgarage zurück. Der Lichtschein von Tamars Lampe erfasste einen dunklen Durchlass. Sie durchquerten die Garage und kamen in einen lang gestreckten, durch ein schmales Oberlicht dürftig erhellten Raum. Auch hier war der Boden von Schlamm und Schwemmgut überzogen.
    Der Lichtkegel von Tamars Lampe glitt über glatte Betonmauern. Plötzlich brach die Bewegung ab. Der Lichtkegel blieb auf einer Mauerwand stehen. Eine Wand mit Fugen.
    »Ein Trockenraum ist das«, sagte Kubitschek neben ihr. »Oder auch ein Fahrradkeller. Bei uns im Wohnblock ist auch ein Fahrradkeller neben der Tiefgarage. Und was die Leute da nicht alles abstellen.«
    Der Kapo blieb stehen. Aus den Augenwinkeln sah Tamar, dass er den Kopf schüttelte.
    »Ich möchte wissen«, sagte sie, »wieso hier Mauerwerk ist und keine Betonwand. Dahinter ist doch nichts, oder?«
    »Das ich mich auch fragen«, meinte der Kapo. »Diese Mauer, wie soll ich sagen, normal ist die gar nicht da.«
     
    »Könnten Sie mir das alles erklären, Berndorf? So dass es ein dummer Mensch aus Stuttgart auch versteht.« Die Stimme von Ministerialdirektor Rentz kroch leise und tückisch durchs Telefon. »Sie wollten diese Ulmer Querelen, diese Intrigen sauber und ordentlich aufklären, eine nach der anderen. Und was haben Sie in Wirklichkeit getan? Sagen Sie es mir.«
    »Meine Arbeit«, antwortete Berndorf. »Ich habe meine Arbeit gemacht. Fertig bin ich damit nicht, das ist wahr.«
    »Offenbar lesen Sie keine Zeitungen«, sagte Rentz. »Rauf und runter wird da diese Geschichte mit dem Flughafenaushub durch die Spalten gezerrt, dabei geht das, was an Schmutz über die Familie des Ministerpräsidenten ausgeschüttet wird, ganz gewiss auf keine Deponie mehr. Sie wissen selbst, wie übel diesem Ulmer Unternehmer mitgespielt worden ist, dem
armen Mann wurde erst das Firmengelände abgefackelt und dann noch nachgesagt, er habe die Mafia am Hals. Der Mann hat Anspruch auf Aufklärung. Und jetzt? Jetzt steckt dieser Mensch noch tiefer drin als zuvor.«
    »Die Geschäfte des Herrn Gföllner gehen mich nichts an«, antwortete Berndorf kühl. »Und das wissen Sie auch.«
    »Was ich mit Sicherheit weiß, ist, dass das jemand gefingert hat«, gab Rentz zurück. »Kaum, dass Sie die Ermittlungen wieder aufgenommen haben, geben diese Ulmer Kommunalpolitiker merkwürdige

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