Schwer verliebt: Roman (German Edition)
Mönchsroben, nur blutrot, stehen um einen der Esstische herum, den sie von seinem normalen Platz weggeholt und mitten in den Saal geschoben haben. Er ist von einer ebenfalls blutroten Tischdecke bedeckt, auf der verschiedene Gegenstände liegen, die ich nicht erkennen kann, weil ich zu weit weg bin. Einer davon muss jedenfalls ein Kerzenleuchter sein, weil das flackernde Licht tatsächlich von Kerzen stammt.
Weiter vorne sitzt an der Seite eine Gestalt, die mit den Handgelenken an einen Stuhl gefesselt ist. Es ist Gavin, er hat Klebeband über dem Mund.
Das wird ganz schön weh tun, wenn ich es ihm abziehe, vor allem an seinem Ziegenbärtchen.
Natürlich weiß ich sofort, was das alles zu bedeuten hat, schließlich gucke ich ja regelmäßig Fernsehen. Es ist eine Art Initiationsritual der Bruderschaften, wie in diesem Film The Skulls .
Das will ich gar nicht sehen. Gavin scheint in Ordnung zu sein, zumindest ist er im Moment nicht akut in Gefahr. Ich beschließe, mich zurückzuziehen und auf Verstärkung zu warten.
Rückwärts krieche ich zur Küche, dabei bleibe ich mit der Manteltasche an einer Mixschüssel aus Stahl hängen, die viel zu tief im Regal steht. Klappernd fällt sie auf den schmutzigen Boden, und auf einmal stehen ein Paar Adidas vor mir, die unter dem Saum eines roten Gewands hervorlugen.
»Was haben wir denn da?«, sagt eine tiefe männliche Stimme. Dann legt mir jemand die Hände unter die Achseln und zieht mich hoch.
Natürlich lasse ich das nicht widerspruchslos über mich
ergehen. Ich hebe den Arm, um Pfefferspray unter die Kapuze zu sprühen, aber die Dose wird mir aus der Hand geschlagen. Da ich Timberlands trage, das geeignete Schuhwerk für eine unerschrockene stellvertretende Studentenwohnheim-Leiterin, ziele ich mit den Stahlkappen auf das Schienbein des Typen und höre ihn heftig fluchen.
Leider lässt er mich jedoch nicht los, es kommt ihm sogar noch ein weiterer Junge zu Hilfe. Außerdem fallen noch mehr Stahlschüsseln aus dem Regal und machen einen Höllenlärm.
Das kommt mir gerade recht. Alle im Gebäude sollen angerannt kommen. Ich fange aus Leibeskräften an zu schreien, während sie mich zu dem Tisch schleppen, der in der Mitte des Saals steht.
Ich höre erst auf zu schreien, als Steve Winer – ich glaube zumindest, dass er es ist; er ist der Größte und hat eine elegante Goldkante um die Kapuze seiner Robe, wie es dem Präsidenten einer Verbindung zusteht – auf Gavin zutritt und ihm mit einer Art Zepter so fest ins Gesicht schlägt, dass sein Kopf zurückfliegt.
Eine Minute lang bewegt Gavin sich nicht, aber dann wendet er mir sein Gesicht zu, und ich sehe den blutenden Schnitt auf seiner Wange. Seine Augen lodern vor Wut. Die Tränen laufen ihm übers Gesicht.
»Hör auf zu schreien«, sagt Steve und zeigt auf mich.
»Sie hat mich auch getreten«, erklärt Adidas, der neben mir steht.
»Getreten wird auch nicht mehr«, fügt Steve hinzu. »Wenn du noch mal trittst und schreist, schlage ich den Kleinen hier noch mal. Kapiert?«
Mit relativ ruhiger Stimme erwidere ich: »Jede Minute
wird die Polizei hier sein. Du hast mir zwar gesagt, ich soll sie nicht anrufen, aber … zu spät.«
Steve schiebt seine Kapuze zurück, damit er mich besser sehen kann. Die einzige Lichtquelle, es ist wirklich ein Kandelaber, der mitten auf dem behelfsmäßigen Altar steht, ist nicht wirklich hell, aber ich kann seinen Gesichtsausdruck trotzdem erkennen. Er wirkt nicht besonders alarmiert.
Das jagt mir Angst ein.
Tatsächlich wird eine Sekunde später die Schwingtür zur Cafeteria aufgerissen, und Crusty Curtiss kommt hereingeschlurft. Er verzieht wütend das Gesicht. In der Hand hält er ein halb aufgegessenes Sandwich.
»Kannst du nicht dafür sorgen, dass sie das Maul hält?«, sagt er in gereiztem Tonfall zu Steve. »Die Leute fragen alle, was zum Teufel hier eigentlich los ist?«
Ich starre ihn entsetzt an. Steve gluckst, als er meinen Gesichtsausdruck sieht.
»O ja«, sagt er. »Es gibt überall auf der Welt loyale Tau-Phis. Sogar als Wachleute auf großen städtischen Colleges.«
»Es sind ein paar Bullen da gewesen«, sagt Curtiss zu mir. Er hat von seinem Sandwich abgebissen und spricht jetzt mit vollem Mund. »Ich habe ihnen gesagt, ich hätte keine Ahnung, wovon sie reden. Ich sei schon den ganzen Abend hier, hätte dich aber nicht gesehen. Da sind sie wieder abgezogen. Sie kamen mir ziemlich angesäuert vor. Ich glaube nicht, dass sie noch mal
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