Schwer verliebt: Roman (German Edition)
des schäbigen Flurs gesprayt hat: Fette Weiber raus!
Die Buchstaben reichen mir fast bis zur Hüfte und erstrecken
sich unterschiedslos über Wand und Türen. Am Ende des Schuljahres können die Tau Phi Epsilons mit einer saftigen Klage wegen vorsätzlicher Beschädigung rechnen.
»Tja «, sage ich und starre auf die Wand.
»Das ist genau der Grund, warum ich finde, dass du dich aus dieser Ermittlung raushalten solltest«, explodiert Cooper.
»Weil ich ein fettes Weib bin und hier nicht reindarf?«, frage ich.
Coopers Gesichtsausdruck wird noch finsterer, was ich nicht für möglich gehalten hätte.
»Nein«, erwidert er. »Weil… weil… Typen wie die hier… Das sind Tiere .«
»Tiere, die einem Cheerleader den Kopf abschlagen und auf dem Herd in der Wohnheim-Cafeteria im Kochtopf aufsetzen würden?«, frage ich spitz.
Aber er ist anscheinend sprachlos vor Empörung. Also klopfe ich an der Tür neben dem Aufzug, auf deren Rahmen Tau Phi Epsilon steht.
Die Tür geht auf, und eine dunkelhaarige Frau in einer veritablen Zimmermädchentracht – nicht so eine sexy Uniform, wie sie auf der Bleecker Street verkauft werden, sondern eine richtige mit langen Ärmeln und einem Rock bis über die Knie – blinzelt uns verwirrt an. Sie ist noch recht jung, vielleicht Anfang vierzig, und hält ein Staubtuch in der Hand. Ein Spitzenhäubchen hat sie nicht auf dem Kopf. Gott sei Dank.
»Ja?«, sagt sie. Sie hat einen starken spanischen Akzent, noch stärker als der von Salma Hayek.
Ich zeige ihr meinen Personalausweis. »Hi«, sage ich, »ich bin Heather Wells, und das ist mein Freund Cooper
Cartwrigt. Ich komme aus der Abteilung für die Zimmereinrichtung und wollte nur …«
»Kommen Sie herein«, fordert die Frau uns gleichmütig auf. Sie tritt zur Seite, damit wir eintreten können, und schließt dann die Tür hinter uns. Wir befinden uns in einem geräumigen, hellen Loft der altmodischen Art, mit hohen Decken, Stuckverzierungen und Parkettböden, in einer Eingangshalle, in der auf allen vier Seiten Türen abgehen.
»Sie sind da drin.« Sie weist mit dem Kopf auf eine geschlossene Doppeltür rechts von uns.
»Äh, wir suchen eigentlich jemand Bestimmten«, sage ich. »Doug Winer. Wissen Sie, in welchem Zimmer er …«
»Hören Sie«, erwidert die Frau nicht unfreundlich, »ich mache hier nur sauber. Ich kenne keinen von Ihnen mit Namen.«
»Danke, dass Sie uns hereingelassen haben«, sagt Cooper höflich, nimmt mich am Arm und steuert mit mir auf die geschlossene Flügeltür zu. Er murmelt irgendetwas leise vor sich hin, aber ich kann es nicht verstehen, wahrscheinlich weil mein Herz so laut anfängt zu schlagen, als er mich am Arm packt. Selbst durch sieben Kleidungsschichten erregt mich Coopers Berührung ohne Ende.
Ich weiß. Ich bin wirklich zu bemitleiden.
Cooper klopft laut an die Glasscheiben der Doppeltür und ruft: »Hallo, ist jemand da drin?«
Eine Stimme antwortet etwas Unverständliches. Cooper blickt mich an, und ich zucke mit den Schultern. Er reißt die Tür auf und dicker grauer Marihuana-Rauch quillt uns entgegen. Ich kann so gerade noch den grünen Filz eines Billardtisches erkennen und im Hintergrund einen Breitwandfernseher, über dessen Monitor Bilder eines Footballspiels
flackern. Durch eine Reihe von Fenstern dringt graues Tageslicht, und eine Art-déco-Lampe über dem Billardtisch verbreitet einen warmen Schein. In der hintersten Ecke findet ein angeregtes Airhockeyspiel statt, und links von mir öffnet gerade jemand einen kleinen Kühlschrank und holt ein Bier heraus.
In diesem Augenblick wird mir klar, dass Cooper und ich wohl schon gestorben sind, wahrscheinlich in dem klapperigen, alten Aufzug, und ich irrtümlich im Himmel für Männer gelandet bin.
»Hey«, sagt ein blonder Typ, der sich über das Pool Billard beugt, um einen schwierigen Stoß zu platzieren. Er hat einen Joint zwischen den Lippen, dessen Spitze rot glüht. Es ist unglaublich, aber er trägt tatsächlich ein rotes Smokingjackett aus Satin und eine Levi’s. »Wartet mal.«
Er zielt und schießt, aber das Klicken der Kugeln geht in dem plötzlichen Gefühlsausbruch der Footballfans unter, die laut johlend einen Lieblingsspieler bejubeln. Der Junge nimmt den Joint aus dem Mund und mustert Cooper und mich hinter seinem langen, blonden Pony. »Was kann ich für Sie tun?«, fragt er.
Ich werfe einen sehnsüchtigen Blick auf die Bierdose, aus der der Junge trinkt, während er auf unsere Antwort wartet. Ein
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