Schwere Last mit leichten Mädchen
mich mit klarem Blick. »Sie möchte ich auch nicht gern in Verlegenheit setzen, Mr. Boyd .«
Ich zog meine Brieftasche heraus und reichte ihr die hundert Dollar.
»Vielen Dank«, sagte sie, während sie das Geld achtlos unter ein Kissen schob. »Was kann ich Ihnen nun über Dan Morgan berichten ?«
»Soviel Sie wissen«, versetzte ich prompt.
»Lassen Sie mich bei mir selbst anfangen«, sagte sie. »Für wie alt halten Sie mich ?«
»Diese Unterhaltung kostet mich beinahe sieben Dollar pro Minute«, wandte ich ein. »Und nun soll ich auch noch Ratespielchen machen! Okay, vierundzwanzig.«
»Sie haben sich um zehn Jahre geirrt«, korrigierte sie ruhig.
»Sind Sie dann nicht noch ein bißchen zu jung für Ihr Gewerbe ?« meinte ich unschuldsvoll.
Sie lachte. »Das ist lieb! Ich verkaufe meinen Körper seit zwölf Jahren zu beträchtlichen Preisen. Und seit zwölf Jahren habe ich diesen Körper wie ein Kleinod gepflegt. Ich habe mir jedes Laster versagt wie zum Beispiel Alkohol, Schokoladenkuchen und Zigaretten. Das ist mir weiß Gott nicht leichtgefallen. Schätzungsweise werde ich noch zwei, drei Jahre so weitermachen können, bevor alles schlaff zu werden beginnt. Dann werde ich mich zur Ruhe setzen und das Leben genießen. Ich habe sehr viel Geld verdient. Das meiste davon steckt in Immobilien. Ich bediene vier, allerhöchstens fünf Kunden pro Woche, und diese Leute zahlen für dieses Privileg. Und nicht schlecht!«
»Kann ich bitte zehn Dollar zurückbekommen ?« fragte ich höflich. »Ich denke, diese Erklärungen haben mindestens eine Minute in Anspruch genommen .«
Sie lachte erneut. »Okay. Was ich damit sagen wollte ist folgendes: Sex ist mein Beruf. Ich verkaufe ihn. Ich habe mich niemals darum gekümmert, wie alt die Männer waren, wie sie aussahen oder wie sie es haben wollten. Hauptsache, sie konnten meinen Preis zahlen! Dan Morgan war im Bett eine richtige Offenbarung! Er ist der einzige Kunde während all der zwölf Jahre gewesen, bei dem es mir selber Spaß gemacht hat. Er konnte mich wirklich scharfmachen. Mich!«
»Er war also ein As im Bett«, stellte ich fest, »und er gab mit vollen Händen Geld aus, wie ich von Louie weiß .«
»Wenn Louie je Courage gehabt hätte, wäre er Zuhälter geworden«, erklärte sie. »Aber er hat keinen Mumm in den Knochen, deshalb ist er immer nur ein Kuppler geblieben. Ich kann Louie nicht leiden. Aber manchmal hat er sich als ganz nützlich erwiesen .«
»Zum Beispiel bei der Vermittlung von Dan Morgan?«
Sie nickte. » Dan hat allerdings viel Geld ausgegeben. Das muß jeder tun, der eine ganze Nacht mit mir verbringen will. Es kostet ihn vierhundert Dollar. Er war immerhin zehn Nächte mit mir zusammen, und die restlichen drei hätte er auch mit mir verbracht. Ich konnte mir nur nicht leisten, meine Stammkunden zu versetzen .«
»Sie meinen, er mußte vierhundert Dollar dafür bezahlen, daß er es Ihnen so gut besorgt hat ?« fragte ich mit ausdruckslosem Gesicht.
»Sie fangen an, mir zu gefallen, Boyd«, sagte sie leise. »Sie nehmen wenigstens kein Blatt vor den Mund .«
»Louie ist der Meinung, Morgan hätte sich benommen wie jemand, der weiß, daß er bald ins Gras beißen wird und deshalb sein Leben noch nach Kräften genießen will .«
»Louie hat keine Ahnung !« Sie krauste verächtlich die Nase. » Dan machte eher den Eindruck, als wolle er etwas feiern. Als hätte er gerade ein besonders gutes Geschäft gemacht oder stünde kurz vor dessen Abschluß. Er schien nicht die geringsten Sorgen zu haben .«
»Hat er je über sich gesprochen ?«
»Nicht viel. Ein paarmal hat er gesagt, wie schön es sei, mit mir zusammenzusein . Ich könnte mir nicht vorstellen, wie frustrierend es gewesen sei, sich mit einer frigiden Ziege wie seiner Frau abzuplagen .«
»Vielleicht war das nur der Vergleich zwischen Amateurin und geübter Expertin«, wandte ich vorsichtig ein.
»Keinesfalls! Einmal hat er mir gesagt, es hätte von Anfang an nicht zwischen ihnen geklappt. Nicht richtig, meine ich. Sie hätte immer bloß wie ein Holzklotz dagelegen und ihn sich abstrampeln lassen. Schließlich hätte er es dann gar nicht mehr mit ihr versucht. Am meisten hat ihn geärgert, sagte er, daß sie anscheinend froh war, daß er sie in Ruhe ließ .«
»Hat er je irgendwelche Namen erwähnt ?«
»Der Name seiner Frau war Eleanor. Er meinte, bei einem solchen Vornamen hätte er von vornherein gewarnt sein müssen .«
»Noch andere Namen?«
»Warum trinken Sie
Weitere Kostenlose Bücher