Schwere Last mit leichten Mädchen
versichern, das Blaue vom Himmel über ihren Mann heruntergelogen haben. Das an sich wäre gar nicht so wichtig. Aber wenn sie gelogen hat, muß man davon ausgehen, daß sie auch in anderer Hinsicht lügen würde, wenn es ihr in den Kram paßt .«
»Allerdings«, pflichtete ich ihm bei.
»Wurden in dem Brief irgendwelche Namen erwähnt ?«
»Jim Dexter«, sagte ich. »Morgan schrieb ungefähr, erinnere dich an die schöne Zeit, die wir kurz nach unserer Heirat an dem See verbrachten. Der alte Jim hat sich fabelhaft um uns gekümmert. Und seine große, hübsche Schwester. Ich höre sie immer noch lachen, als sie uns von ihrem Freund erzählte. Hieß er nicht Lucky? Dann schrieb er noch, sie solle unbedingt einmal nach Santo Bahia kommen und sich ein paar schöne Tage machen. Aber sie dürfe nicht vergessen, ihr Sonnenöl mitzubringen, weil sie das dringend brauchen würde .«
»Was meinte Ellie Morgan dazu ?«
»Sie erklärte mir, Jim Dexter sei ein Kollege ihres Mannes aus der Vergangenheit. Ein raffinierter, hartgesottener Bursche, vor dem sie immer Angst gehabt habe. Aber mit am See sei er ganz bestimmt nicht gewesen, denn dorthin hätten sie ihre Hochzeitsreise gemacht. Sie kenne auch keine Schwester von Dexter, hat sie behauptet .«
Kane nahm einen zweiten zurückhaltenden Schluck von seinem Wodka. »Klingt verrückt«, meinte er nachdenklich, »aber Dan Morgan war nicht verrückt .«
»Ich habe heute herumgefragt«, fuhr ich fort. »Die Ortsansässigen halten natürlich zusammen. Aber sie haben mir erzählt, er hätte es hier ziemlich wild getrieben. Frauen und Alkohol. Besonders Frauen. Fast jede Nacht Parties bis zum Morgengrauen. Bloß klingt das alles nicht nach einem Mann, der auf der Flucht ist und verzweifelt am Leben zu bleiben versucht .«
»Da muß ich Ihnen zustimmen. Sonst noch etwas, Boyd?«
Warum sollte ich es nicht riskieren, überlegte ich. Vielleicht lohnte es sich. »Ein paarmal soll er mit einem Mann zusammengewesen sein«, versetzte ich. »Jung, sehr leise und etwas unheimlich. Sein Name war Sonny Karlin .«
»Und weiter?«
»Da wäre noch dieser Kerl, den Miranda im Hotel niedergestreckt hat«, sagte ich. »Er war der bewußte Freund, dem Morgan den Brief anvertraut hatte, und der das Schreiben dann sechs Monate später an Morgans Frau weitergeleitet hat .«
»Matt Pine «, nickte Kane. »Ich weiß über ihn Bescheid .«
»Wie paßt er in das Bild ?«
»Er ist ein sehr gefährlicher Mann«, sagte Kane ruhig. »Ich bin überrascht zu hören, daß er Morgans bester Freund gewesen sein soll. Pine hinterläßt im allgemeinen nur Leichen. Damit verdient er sein Geld .«
»Ich denke, das wäre alles«, erklärte ich.
»Soweit Sie bereit sind, mit der Sprache herauszurücken, Boyd«, ergänzte er. »Es war sehr anregend, mit Ihnen zu reden. Als Sie hereinkamen, hatte ich eigentlich schon entschieden, daß Sie entbehrlich seien und Jim den Rest übernehmen könne. Es dürfte Sie interessieren zu wissen, daß Sie zumindest fürs erste Ihr Leben gerettet haben .«
»Und was geschieht jetzt ?«
»Sie arbeiten mit mir zusammen«, entschied er. »Auf diese Weise bleiben Sie am Leben, und Sie schützen auch das Leben Ihrer Klientin. Sie haben den Vorzug, die örtlichen Verhältnisse zu kennen. Es wäre Verschwendung, diesen Vorteil nicht auszunützen. Wenn Sie mir helfen, das Geld wiederzubekommen, werde ich Sie für Ihre Bemühungen gut bezahlen. Sollten Sie mich jedoch zu hintergehen versuchen, sind Sie ein toter Mann .«
»Sie lassen mir nicht viel Wahl«, stellte ich fest.
»Überhaupt keine«, sagte er ausdruckslos.
»Aber Zusammenarbeit beruht auf Gegenseitigkeit, nicht wahr ?«
Er seufzte unterdrückt. »Was wollen Sie wissen ?«
»Sonny Karlin ?«
Er nahm erst umständlich einen dritten Schluck von seinem Wodka. »Hat für mich gearbeitet«, antwortete er dann. »Es gibt zwei Alternativen. Morgan hat ihn umgebracht, oder Karlin hat Morgan umlegen lassen und ist mit dem Geld abgehauen. Wobei die zweite Alternative natürlich die weit beunruhigendere ist .«
»Ich denke, ich kann noch ein bißchen herumhorchen, ob ich mehr über ihn in Erfahrung bringe«, sagte ich.
»Das ist eine gute Idee .«
Er stellte sein Glas behutsam ab und lächelte mir zu. Dann erhob er sich und ging zur Tür.
»Ich werde Ihnen für die Nacht Gesellschaft hierlassen, Boyd«, erklärte er. »Sie sollen sich nach dem ermüdenden Tag, den Sie hinter sich haben, nicht weiter anstrengen. Vor allem
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