Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band
»Kommst du morgen mit mir nach Sacramento?«
»Natürlich. Warum fragst du überhaupt?«
»Die Gedenkfeier findet am Tag nach der Beerdigung statt. Ich habe die Besprechung mit Lucille Grayson im Anschluss daran angesetzt.« Barnes lächelte wie eine Katze mit Federn im Maul. »Ist das okay?«
»Was hast du vor, Willie?«
»Nach der Beerdigung bin ich bei Don Newell um halb sechs zum Abendessen eingeladen.«
Sie starrte ihn an. »Und ich bin nicht eingeladen?«
»Ich kann dafür sorgen, dass du eingeladen wirst.«
»Aber …«
»Es hängt von dir ab.«
»Aber du hast mich nicht beim ersten Mal ins Spiel gebracht.«
»Es war eher eine private Angelegenheit - ein Grillabend unter Ehemaligen.«
Amanda pfiff durch die Zähne. »Oh, Mann. Zuerst High school-Kumpels, dann Jane Meyerhoff, dann das hier. Vielleicht möchtest du gern den ganzen Fall allein übernehmen?«
»Ach komm schon, Amanda, sei nicht -«
»Glaubst du, ich werde langsam alt? Ich war diejenige, die Minette gerade dazu gebracht hat zu beichten.«
Barnes hatte diesen Erfolg als das Resultat von Teamarbeit verbucht. »Das war toll«, sagte er, »aber bei Donnie Newell gibt es vielleicht Dinge, die ich - es könnte ihm unangenehm sein, vor dir darüber zu reden.«
»Gespräche über Sex unter Ehemaligen?«
»Gespräche über Frauen«, sagte Barnes. »Insbesondere seine Beziehung zu Davida.«
»Während du mit ihm sprichst, könnte ich mit der Frau reden, die Davida gehasst hat. Oder ist sie zu hysterisch und schwach, um es durchzuziehen?«
»Ich habe daran gedacht, Mandy, wirklich. Aber anstatt eine freundliche Einladung zum Abendessen zu sein, nach dem sich die Jungs auf eine Zigarre zurückziehen, hat es zu viel von einer Vernehmung durch Cops. Du weißt schon, du nimmst die eine, ich nehme den anderen.«
Was er da sagte, klang sinnvoll, obwohl Amanda es nicht gerne zugab. »Falls du mich ein weiteres Mal von irgendwas ausschließt, war es das für mich. Wir sind Partner, weißt du noch?«
»Mandy, du weißt, wie sehr ich dich respektiere -«
»Fang nicht damit an, Will. Ich bin zu sauer, um mich von dir herablassend behandeln zu lassen.«
»Hör mal, ich respektiere deine Meinung wirklich. Ich habe mich sogar an deinen Rat gehalten.«
Sie musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Welchen Rat?«
»Du weißt schon … ich und Marge Dunn. Ich habe ein Kabrio gemietet. Wir fahren durch Napa und Sonoma, machen ein paar Verkostungen.«
Tatsächlich hatte Barnes nicht das kleinste bisschen vorbereitet, aber Amandas Idee war gut gewesen, und es schien eine prima Gelegenheit zu sein, ihr das zu sagen. »Hast du eine Ahnung, ob es an der Strecke einen Käseladen gibt? Ich finde, ein Picknick mit Käse, Obst und Wein wäre toll. Findest du nicht auch?«
Amanda seufzte. »Ich kenne tatsächlich einen Laden. Probier es außerdem in der Olive Press bei Sonoma. Und falls sie dich am Ende des Tages immer noch erträgt, habe ich einige Empfehlungen fürs Abendessen.«
»Das wäre super -«
»Und jetzt lass den Scheiß und miete den Wagen und hör
auf, mir was vorzumachen. Ich bin immer noch stinksauer, Will.«
»Das weiß ich. Wie wär’s mit einem Kaffee bei Melanie’s? Ich lade dich ein.«
Sie musste lachen. »Glaubst du etwa, du könntest mich mit einem mickrigen Mokka Latte wieder versöhnen?«
»Ein Mittagessen?«
»Schon wärmer.«
»Chez Panisse? Ich kenne eine der Kellnerinnen, wenn nicht viel los ist, kann ich vielleicht -«
»Vielen Dank, gerne.« Amanda lächelte. »Ich gehe den Wagen holen, während du in deiner Brieftasche nachsiehst.«
19
Obwohl sie keine Kinder gehabt hatte, hatte Davida Grayson ein Vermächtnis hinterlassen. Ihre Lust am Leben, ihre obsessive Suche nach Gerechtigkeit für die Unterschicht, ihr hartnäckiges Streben nach Rechtschaffenheit wurden von jedem, der bei der Bestattungszeremonie zu Wort kam, angesprochen und wiederholt. Ihre Lobrednerinnen und Lobredner kannten sie so gut, dass es echt klang. Jeder und jede Einzelne versprach, sich dafür einzusetzen, dass Davidas Traum von einem neuen Stammzellengesetz nicht mit ihr unterginge.
Am Ende hatte Lucilla Grayson Klasse bewiesen und Minette Padgett erlaubt zu sprechen. Überraschenderweise war Minette klar im Kopf und sicher auf den Beinen. Sie sprach kurz - immer ein Taktbeweis - und von Herzen. Wenn Barnes nicht gewusst hätte, was für eine Irre sie war, hätte er vielleicht einen Kloß im Hals gehabt.
Als die Stunde vorüber war, wurde
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