Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band
aus.«
Jill schwieg einen Moment lang. Dann sagte sie: »Wir haben alle unser Kreuz zu tragen. Donnie hat gute Absichten.« Sie zuckte die Achseln. »Sie wissen, was man über gute Absichten sagt.«
»Ja.«
»Er verheddert sich einfach in gewisse Dinge«, sagte Jill. »Er denkt sie nicht immer bis zu Ende. Das hat ihn manche Beförderung gekostet.«
»Wieso?«
»Anstatt für die Sergeant-Prüfung zu lernen, hilft er diesem oder jenem alten Freund, oder er plaudert einfach an der Theke im Brady’s mit den Jungs.« Sie blickte Amanda in die Augen. »Manchmal nutzen Leute ihn aus.«
»Das ist nicht gut.«
»Das ist gar nicht gut.« Jill atmete aus. »Aber wie gesagt, er ist ein guter Mann.«
Eigentlich hatte sie gesagt, er hätte gute Absichten, aber Amanda korrigierte sie nicht. »Wie lange sind Sie schon verheiratet?«
»Einundzwanzig Jahre. Wir haben uns auf der Highschool kennen gelernt.«
»Oh.« Amanda täuschte Unkenntnis vor. »Kannten Sie Davida Grayson? Sie kam auch von hier.«
»Ja, ich kannte Davida.«
»Waren Sie heute bei der Beerdigung?«
»Donnie war da, aber ich konnte nicht. Irgendeine Sache in der Schule zur gleichen Zeit … Elternpflegschaft.« Jill zuckte die Achseln. »Es muss traurig gewesen sein.«
»Sehr traurig.«
»Um ehrlich zu sein, ich wollte nicht hingehen … zu unheimlich, wissen Sie? Jemanden zu kennen, der ermordet wurde.«
»Waren Sie mit Davida befreundet?«
»Um Himmels willen, nein. Damals habe ich sie überhaupt nicht gemocht, aber das war wahrscheinlich Dummheit. Sie hatte sich bereits geoutet, als ich ins zweite Studienjahr kam, und ich hielt es für abstoßend - Frauen mit Frauen, Sie wissen schon.«
»Klar.«
»Egal, das ist schon sehr lange her. Es war auch nicht hilfreich für meine Gefühle ihr gegenüber, dass Donnie mit ihr gegangen war. Wussten Sie das?«
Amanda schüttelte den Kopf. Wenn man einmal mit dem Lügen angefangen hatte …
»Jedenfalls war Donnie zutiefst traumatisiert, nachdem sie sich geoutet hatte. Er ist von seinen Freunden ständig aufgezogen worden.«
»Das kann ich mir vorstellen. Haben Sie direkt im Anschluss daran mit ihm angebändelt?«
»Ziemlich bald danach, ja. Der Rest ist Geschichte, wie man so sagt.« Jill lächelte angespannt. »Wie viele Kinder haben Sie?«
Sie wechselte das Thema. Amanda sagte: »Bis jetzt keine.«
»Man muss sie im Auge behalten. Kinder. Meinen Ältesten
muss man wirklich im Auge behalten. Er ist raffiniert … wie einige andere Leute, die ich kenne.«
Wen sie damit meinte, war klar, aber Amanda setzte nicht weiter nach. Wenn Menschen sich zu schnell öffneten, kam es oft zu einer zornigen Gegenreaktion. »Haben Sie schon mal Schießübungen auf dem eigenen Grundstück veranstaltet? Was haben Sie hier, um die acht Hektar?«
»Etwas über vier, aber es wirkt größer, weil eine Menge gelichtet worden ist. Manchmal übe ich mit einer Zielscheibe, die ich in die Bäume hänge, wenn ich in der Stimmung bin. Wenn ich mit meiner Schrotlinte auf die Eichen schießen würde, wären nur noch Stümpfe davon übrig.«
»Nun ja, vielleicht können wir eines Tages zusammen auf den Schießstand gehen. Ich bin keine schlechte Schützin, aber ich kann bestimmt noch besser werden.«
Jill lächelte unwillkürlich. »Ich zeige Ihnen gern, was ich weiß.«
»Das wäre toll.« Amanda war mit der Entwicklung der Ereignisse sehr zufrieden. Sowohl Donnie als auch Jill kamen jetzt als Verdächtige in Frage. Falls sie mit Jill zum Schießen ginge, wäre das eine gute Gelegenheit, ein paar Schrothülsen einzusacken.
Barnes schaute sich den Browning-Gold-Lite-Vorderschaftrepetierer Kaliber zwölf an. »Ein schönes Stück. Ich wusste nicht, dass du Jäger bist.«
Newell gab ihm die Gelegenheit, die Schrotflinte zu halten, nahm sie dann zurück, stellte sie in den Waffenständer und verschloss die Stange wieder. »Oh, ja, schon seit einigen Jahren. Das Leben kann langweilig werden, Will. Ein Mann braucht ein Hobby.« Er wandte sich zu Barnes um. »Du willst mich schon den ganzen Abend für dich allein haben. Worüber willst du mit mir reden?«
»Was glaubst du denn?«
»Komm mir nicht mit diesem Scheiß von wegen, eine Frage mit einer Frage zu beantworten«, sagte Newell. »Ich bin schon lange genug Cop, dass du mich respektieren könntest. Jetzt spuck es entweder aus oder geh nach Hause.«
»Na schön«, sagte Barnes. »Du musst mir von deiner Beziehung zu Davida Grayson erzählen, und du musst ehrlich
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