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Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band

Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band

Titel: Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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wie aus dem Ei gepellt noch ein zottiger Hippie. Seine blonden Haare waren lang, aber gewaschen und gekämmt, seine Gesichtsbehaarung zu einem ordentlichen Spitzbart gestutzt. Er trug ein schwarzes T-Shirt von Nike, eine ausgebeulte Bluejeans, weiße Laufschuhe. In einem Ohr steckte ein kleiner Goldknopf. Seine Fingernägel waren sauber. Ein nett aussehender Junge, leuchtende Sonnenbräune, das ganze Fleisch, das aus festem Muskelgewebe zu bestehen schien. Dunklere Haut als Lamar auf irgendwelchen Bildern von Jack Jeffries gesehen hatte, aber die Ähnlichkeit mit Jack war auffallend.
    Der Junge weigerte sich, ihnen in die Augen zu sehen. Trotz seines durchtrainierten Körpers und seiner gepflegten Erscheinung konnten die Detectives die Depression erkennen, von der Sheralyn gesprochen hatte. Seine Haltung war gebeugt, sein Gang schlurfend, er starrte auf den Boden, und seine Arme schwangen schlaff an seiner Seite, als spielte es keine Rolle, dass sie an seinem Körper befestigt waren.
    Er setzte sich und sackte zusammen, studierte die Bodenfliesen. Saubere Fliesen, sie rochen nach Lysol. Man konnte über das Morddezernat sagen, was man wollte, aber die Wartungsmannschaft war spitze.
    »Hi, Tristan«, sagte Lamar. »Ich bin Detective Van Gundy, und das ist Detective Southerby.«
    Tristan rutschte auf seinem Stuhl ein bisschen tiefer.
    »Wir wissen, dass es hart für Sie ist, Sohn«, sagte Baker.
    Etwas machte »Pling« auf den Fliesen. Eine Träne. Dann noch eine. Der Junge machte keine Anstalten, aufzuhören
oder sich auch nur das Gesicht abzuwischen. Sie ließen ihn eine Weile weinen. Tristan bewegte sich nicht und gab auch keinen Ton von sich, er saß einfach da wie ein Roboter, der nicht ganz dicht war.
    Lamar versuchte es noch einmal. »Wirklich schwere Zeiten, Tristan.«
    Der Junge richtete sich ein bisschen auf. Holte tief Luft und atmete aus und schaute Lamar plötzlich ins Gesicht. »Ist Ihr Vater am Leben, Sir?«
    Das brachte Lamar aus dem Konzept. »Gott sei Dank ist er das, Tristan.« Er fragte sich den Bruchteil einer Sekunde, was Baker gesagt hätte, wenn die Frage an ihn gerichtet worden wäre. Dann verfiel er wieder in den Detective-Modus und hoffte, seine Antwort und ein anschließendes Lächeln würden irgendeinen Groll, Eifersucht, was auch immer provozieren und dafür sorgen, dass der Junge mit allem rausplatzte und sie den Fall abschließen konnten.
    Als Tristan seine Aufmerksamkeit wieder dem Boden zuwandte, sagte Lamar: »Mein Dad ist ein toller Typ, richtig gesund für sein Alter.«
    Tristan schaute wieder hoch. Lächelte schwach, als hätte er gerade gute Nachrichten erhalten. »Ich freue mich für Sie, Sir. Mein Dad ist tot, und ich versuche immer noch damit fertigzuwerden. Er hat meine Musik geliebt. Wir wollten zusammenarbeiten.«
    »Sie sprechen von Jack Jeffries?« Lamar stellte eine dieser offensichtlichen Fragen, die man stellen musste, damit der Informationsfluss klar blieb.
    »Jack war mein wahrer Vater«, sagte Tristan. »Biologisch und spirituell. Ich habe Lloyd auch geliebt. Bis vor ein paar Jahren glaubte ich, er wäre mein wahrer Vater. Sogar als ich erfuhr, dass das nicht stimmte, habe ich nie etwas zu Lloyd gesagt, weil Lloyd ein guter Mann war und er immer gut zu mir gewesen ist.«

    »Wie haben Sie es herausgefunden?«
    Tristan klopfte sich auf die Brust. »Ich nehme an, in meinem tiefsten Innern habe ich es immer gewusst. Die Art, wie Mom immer über Jack sprach. Da steckte mehr dahinter, als dass es nur die gute alte Zeit war. Und dass sie es nie tat, wenn Dad in der Nähe war. Lloyd. Als ich dann größer wurde und Fotos von Jack sah … Freunde zeigten sie mir immer wieder. Jeder sagte es.«
    »Was?«
    »Dass wir Klone wären. Nicht dass es etwas zu bedeuten hätte, wenn viele einer Meinung sind. Manchmal ist das Gegenteil der Fall. Ich wollte es auch gar nicht glauben. Lloyd war gut zu mir. Aber …«
    »Die Beweise waren zu stark«, sagte Lamar.
    Tristan nickte. »Außerdem … bestätigte das Dinge, die ich schon immer gefühlt hatte.« Er klopfte sich wieder auf die Brust. »Tief im Innern. Lloyd war ein guter Mann, aber - kein Aber, er war ein sehr guter Mann. Er ist auch gestorben.«
    »Sie haben eine Menge durchgemacht, Sohn«, sagte Baker.
    »Es ist so, als wäre alles nach innen explodiert«, erklärte Tristan. »Ich nehme an, das heißt im plodiert. Implosion.«
    Er artikulierte das Wort, als nähme er an einem Buchstabierwettbewerb teil.
    »Implosion«, sagte

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