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Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band

Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band

Titel: Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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hatten ihm alle gesagt, er sei toll.
    In Nashville war er gut. Vielleicht sogar richtig gut.
    Was so viel hieß wie: nicht mal annähernd gut genug.
    Er spürte kühle Hände in seinem Nacken. Sue war aufgestanden und massierte ihn. Sie trug dieses alte T-Shirt zur Erinnerung ans Med Center und sonst nichts. Ihr Geruch … ihre Festigkeit und ihre Weichheit, die sich an ihn drückten.
    Er sagte: »Hauen wir uns in die Falle. Vielen Dank für das Mahl, Schwester Van Gundy.«
    »Für meinen Lieblingspatienten ist mir nichts zu schade.«
    »Rührt eure Hände für Marvin Gaye.«
    Sie lachte zum tausendsten Mal über ihren privaten Scherz. Zeit für Sexual Healing. Lamar fragte sich, ob er sich ein paar Formulierungen einfallen lassen sollte, die nichts mit Musik zu tun hatten.
    Sue schien es nichts auszumachen. Sie nahm ihn an der Hand und lachte erneut.
    Als sie das Schlafzimmer erreichten, küssten sie sich innig.

17
    Baker kam in seinem leeren, stillen Haus an, machte eine Dose Bier auf und setzte sich in die Küche, die Füße auf den Resopaltisch in der Essecke gelegt.
    Der Tisch war fünfzig Jahre alt, alles in diesem Haus war älter als er; seit er es geerbt hatte, hatte er praktisch nichts gekauft.
    Er konnte sich von dem Discountladen-Scheiß nicht trennen, den seine Eltern gekauft hatten, als sie eingezogen waren.

    Danny und Dixie.
    Wenn er so an sie dachte, waren sie Fremde.
    Wenn er ihre richtigen Namen benutzte, sah die Sache anders aus.
     
    Danville Southerby und Dorothea Baker hatten sich kennengelernt, als er sechzehn und sie vierzehn war und beide im Chor der First Baptist Church von Newport, Tennessee, sangen.
    Die Stadt, die in den Rand der Great Smokey Mountains eingebettet lag, war reich an Musik, Folklore und Erinnerung, arm in jeder anderen Hinsicht. Dannys Vater hielt sich gerade so als Tabakfarmer über Wasser, und Dixies Daddy ging es mit Mais nicht viel besser.
    Das Singen von Kirchenliedern brachte die Teenager zusammen. Blind machende Liebe folgte bald, und innerhalb von zwei Monaten war Dixie schwanger. Das Kind, ein kleiner, schreiender Junge mit rosafarbenem Gesicht, den sie Baker nannten, wurde drei Wochen zu früh geboren, ein halbes Jahr nach einer hastig arrangierten kirchlichen Hochzeit. Dixie blutete stark, und der Arzt sagte ihr, dass sie kein Kind mehr bekommen würde. Sie brach in Tränen aus, vor Erleichterung genauso wie aus Bedauern.
    Wie viele Leute in der Kirche waren die Teenager höchst musikalisch. Danny hatte einen klaren Tenor, spielte Klavier, Orgel und Gitarre, ohne je Unterricht erhalten zu haben. Dixie befand sich auf einem ganz anderen Niveau, ein Wunderkind an der Mandoline mit einem erstaunlichen Vibrato und, wie manche sagten, einer Technik, die besser war als die von Bill Monroe. Außerdem wurde ihr Sopran, der schon immer schön gewesen war, nach der Geburt ihres Babys weicher und nahm an Umfang zu. Vielleicht lag es mit daran, dass sie dem miesepetrigen, kleinen, rotgesichtigen Knirps etwas vorsang, aber es hätte auch eine dieser seltsamen hormonellen
Launen der Natur sein können. Egal aus welchem Grund, ihr zuzuhören war ein Privileg.
    Das junge Paar lebte mit ihrer Familie auf der Maisfarm, verrichtete Drecksarbeit und näherte sich emotional langsam dem Tiefpunkt. In ihrer Freizeit, wenn sich jemand anders um das Baby kümmerte, setzten sie sich hin und spielten und sangen - leise, als wollten sie die kostbare Sache, die sie da hatten, nicht mit irgendjemandem sonst teilen. Es war die einzige Zeit, die sie für sich hatten. In diesen Augenblicken fragte sich jeder von beiden, ob ihr Leben nicht dahinschwand, aber sie sprachen kein einziges Mal darüber.
    Eines Tages, nachdem Dixies Daddy Danny als Faulpelz beschimpft hatte, stand er mitten in der Nacht auf, weckte Dixie und sagte ihr, sie solle sich anziehen. Sie sah zu, wie er eine Tasche packte, sie aus dem Haus trug und zurückkehrte, um seine Gitarre und ihre Mandoline zu holen.
    »Was -«
    Er brachte sie mit einem Finger zum Schweigen. Sie zog sich an, folgte ihm nach draußen zu dem alten Dodge, den sein Vater ihm letztes Jahr geschenkt hatte, mit dem er aber nie fahren konnte, weil er auf der Maisfarm festsaß, wo er sich dumm und dämlich arbeitete.
    Sie schoben den Wagen vom Haus weg, um niemanden aufzuwecken. Als sie weit genug gekommen waren, ließ er den Motor an, und sie brausten los.
    »Was ist mit dem Baby?«, fragte Dixie.
    »Sie lieben ihn alle«, sagte Danny. »Vielleicht sogar mehr

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