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Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band

Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band

Titel: Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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bleibe direkt bei ihm. Er dreht sich um, ohne darauf zu achten, wo er ist, und stößt mit dem Fuß gegen eine Mauer. Er fängt an zu schimpfen und zu fluchen und dann … und dann fängt er an, mich anzuschreien. Dass ich aufhören soll, ihm nachzuschleichen , können Sie sich das vorstellen?«

    Die Detectives schüttelten den Kopf.
    Sie fasste sich ins Haar, leckte an einem Finger und fuhr damit über ihre Lider. »Er klang verrückt, ich hatte Angst. Ich sage Ihnen, Detectives, der alte Junge war auf irgendwelchen Drogen.«
    »Haben Sie versucht zu gehen?«
    »Ich hatte zu viel Angst.« Gret riss die Augen weit auf. »Es ist ganz dunkel, und er wird vor meinen Augen verrückt. Er fängt an, mich schrecklich zu beschimpfen - nennt mich eine verlogene, talentlose kleine Schlampe, wenn Sie es wissen müssen.«
    Sie schniefte, zog eine Grimasse und rieb sich die Augen, versuchte ein paar Tränen hervorzuquetschen. Seit Tristan Poulsons Schluchz-Festival war der Boden trockengewischt worden. Er blieb so.
    »Es war schrecklich«, sagte sie. »Kein Mensch hat jemals so mit mir gesprochen. Das habe ich ihm dann gesagt - ich hab versucht, ihn davon abzubringen, so unhöflich zu sein. Dann hab ich ihm direkt in die Augen gesehen und gesagt: ›Halten Sie einen Moment die Klappe, und hören Sie sich die Wahrheit an. Ich bin Ihre Tochter , und wissen Sie, was? Das ist mir völlig egal , es bedeutet mir nichts ! Und wissen Sie, was noch? Ich bin glücklich darüber, dass Sie keine Rolle in meinem Leben gespielt haben, Sie verdienen es nicht, jemals in meinem Leben eine Rolle zu spielen, Sie trauriger Arsch, Sie längst vergessener Saftsack.‹«
    Stille breitete sich in dem kleinen Raum aus.
    »Dem haben Sie aber die Meinung gegeigt«, stellte Lamar fest.
    »Warten Sie, warten Sie, es wird noch besser. Er bekommt nämlich diesen wilden Blick, dieser wirklich wilde, verrückte Blick tritt in seine Augen, und er sagt: ›Du lügst, das ist noch eine Lüge, du bist seit dem Moment, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, eine verlogene kleine Schlampe
gewesen.‹ Und ich sage: ›Ich bin die Tochter von Ernestine Barline. Sie kennen sie als Kiki. Erinnern Sie sich an die Nacht, als Sie sie die ganze Nacht gefickt haben? Ich bin das Ergebnis.‹«
    Sie brach ab. Keuchte und sog die Luft regelrecht ein.
    Endlich kamen die Tränen … ein paar Tröpfchen kullerten herab, gestoppt von einem tiefen Atemzug.
    »Was hat Jack dazu gesagt?«, fragte Lamar.
    »Seine Stimme wurde richtig leise, und er sah mich mit diesem Blick an. Nicht mit dem wilden, sondern mit einem anderen. Erschreckender. Kalt, richtig, richtig kalt. Als wäre ich nichts … als … Dreck. Er lächelte, aber kein nettes, sondern ein hässliches Lächeln. Dann sagte er: ›Ich erinnere mich nicht an sie , und du bist mir scheißegal. Und selbst wenn ich sie gefickt habe, bist du auf keinen Fall das Ergebnis. Weißt du, woher ich das weiß?‹«
    Sie holte tief Luft und bedeckte die Augen. Lamar dachte daran, ihr auf die Schulter zu klopfen, zögerte aber. Baker streckte die Hand aus und tat es für sie beide.
    »Ich hab ihm nicht geantwortet«, sagte sie. »Aber er hat es mir trotzdem erzählt.« Sie schauderte.
    Keiner der Detectives sagte ein Wort.
    Grets Hand fiel von ihrem Gesicht herab. Eine Sekunde lang sah sie jung aus, unberührt, verletzlich. Dann funkelten die braunen Augen vor Wut.
    »Der Dreckskerl hat mich hier angefasst.« Gret legte einen Finger an die Unterseite ihres Kinns. »Hat mir einen leichten Knuff versetzt, wissen Sie? Als ob ich ein Baby wäre, ein dummes kleines Babylein.« Sie schauderte erneut. Wenn sie ihre Gefühle nur vortäuschte, war sie reif für einen Oscar. »Dann sagte er: ›Ich weiß, dass du nicht von mir abstammst, weil du kein Talent hast. Du singst echt beschissen, und ich würde lieber Nägeln auf einer Schiefertafel zuhören als dir, wenn du krächzt wie eine Krähe. Ich kannte Janis, und sie
hat Glück, dass sie tot ist und nicht gezwungen war, dieser traurigen, ultraversauten Missgeburt beizuwohnen, die du aus ihrem Klassiker gemacht hast. Mädchen, deine Stimme sollte nie benutzt werden außer zum Reden, und auch dazu nicht sehr oft!‹«
    Sie brauchte eine gewisse Zeit, um wieder zu Atem zu kommen. Starrte beide Detectives an, als hätte sie ihr Leben nach dem Tod gesehen - offenbar war es kein erfreulicher Anblick gewesen.
    »Oh, Mann, das war eiskalt«, sagte Lamar.
    »Gott, was für ein Dreckskerl«, sagte Baker.

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