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Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band

Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band

Titel: Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ihrem Tisch, im Gleichklang mit den Zungen schnalzend. Darlene war klein und
rundlich, Eunice hochgewachsen und ernst, die unglaublich schwarzen Haare zu einem straffen Knoten zurückgezogen.
    Lucille blies Küsschen in die Luft.
    »Darling!«, sprudelte Eunice heraus. »Wie geht es dir?«
    »Hervorragend, wie sonst? Ich genieße ein Abendessen mit meiner viel beschäftigten Tochter.«
    Eunice wandte sich Davida zu. »Alles in Ordnung mit Ihnen, Süße?«
    »Mir geht’s prima. Vielen Dank, dass Sie fragen.«
    »Das war einfach furchtbar !«
    »Ganz zu schweigen von Furcht erregend«, sagte Lucille.
    » Diese Wichser !«, sagte Darlene.
    Davida brach in Lachen aus, war aber nicht undankbar dafür, dass der Raum leer war. »Ich hätte es nicht besser formulieren können, Mrs. MacIntyre.« Sie nahm einen Schluck von ihrem Wein. »Möchten Sie sich vielleicht zu uns setzen?«
    »Wir würden nicht im Traum daran denken«, sagte Eunice. »Ihre Mutter bekommt Sie doch kaum zu sehen.«
    »Erzählt sie Ihnen das?«
    » Andauernd , meine Liebe.«
    Davida warf ihrer Mutter einen gespielt strengen Blick zu, wandte sich dann aber wieder an die beiden alten Ladys. »Nun ja, es war ein Vergnügen, Sie beide zu sehen. Einen schönen Abend noch.«
    »Ihnen auch«, erwiderte Darlene. »Und lassen Sie sich von diesen Arschlöchern nicht unterkriegen.«
    Als sie abzogen, sagte Davida: »Du bekommst mich kaum zu sehen?«
    Mutter errötete leicht. »Eunice ist eine Unruhestifterin … ich beklage mich nicht dauernd über dich, Davida. Dieser Drachen wird von Eifersucht geplagt, weil ihre Jane sie hasst.«
    »Übertreibst du nicht ein bisschen?«

    »Kaum, Davida. Eunice hat bei der letzten Scheidung die Partei von Janes Exmann ergriffen. Obwohl ich annehme, dass man ihre Enttäuschung verstehen kann - schließlich war es die dritte Scheidung.« Ein verschmitztes Lächeln. »Oder die sechste. Oder die sechsund zwanzigste . Ich habe den Überblick verloren.«
    »Die dritte«, sagte Davida. »Ich habe gehört, dass Eunice sich auf Parkers Seite gestellt hat. Abgesehen davon, dass es geschmacklos und illoyal war, war es auch noch unsinnig. Parker Seldey ist ein Trottel und ein Irrer.«
    »Aber er sieht gut aus.«
    »Das war einmal. Ich habe gehört, er kann ganz schön jähzornig sein.«
    »Ich auch, aber das betrifft Eunice nicht. Weil er höflich zu ihr war - er hat an ihren Geburtstag gedacht, Blödsinn dieser Art.« Lucille seufzte. »Blutsbande sollte man nicht so leicht durchschneiden. Andererseits sollte Jane nach der gleichen Maxime Eunice trotz ihrer Launen nicht hassen.«
    »Sie ist wütend auf Eunice, Mutter, aber sie hasst sie nicht. Glaub mir, ich weiß Bescheid.«
    Jane Meyerhoff war Davidas Freundin seit der Grundschule und eine ihrer Zimmergenossinnen an der Universität gewesen. Beide waren rebellische Teenager gewesen, hatten Gras geraucht und die Schule geschwänzt und waren mehr als einmal wegen Diebstahls festgenommen worden. Dumme, selbstzerstörerische Aktionen, weil keines der beiden Mädchen sich selbst leiden konnte.
    Jane trug mehr als zwanzig zusätzliche Kilos mit sich herum und hasste ihre »Gurken-Nase«. In ihrem ersten Jahr am College hatte sie sich das Gewicht zum Teil heruntergehungert, zum Teil hatte sie es erbrochen, und die Nase hatte sie sich im Jahr vor ihrem Examen operieren lassen. Aber alte Selbstbilder sind nicht leicht totzukriegen, und Jane hatte sich in der eigenen Haut nie besonders wohlgefühlt.

    Vermutlich würde sie sich auch nie darin wohlfühlen, dachte Davida ein wenig traurig.
    Sie andererseits war rechtzeitig vor dem College mit sich klargekommen. Alles hatte sich ein paar Monate vor ihrem Abschlussball an der Highschool geändert, als sie sich outete.
    Wie ein Kind gebären: schmerzhaft, aber man hatte etwas dafür vorzuweisen. Sich zu outen bedeutete, dass das Leben plötzlich ehrlich war - erleuchtet von einem sauberen, hellen Licht, das Davida sich so nie vorgestellt hatte.
    Sie kaute an ihren Nudeln, während sie über den Tisch schaute. Mutter hatte viele Fehler, aber Homophobie gehörte nicht dazu. Es hatte sie nie geschert, dass das einzige ihrer Kinder, das am Leben geblieben war, homosexuell war.
    Vielleicht lag das daran, dass Mutter, obwohl sie entschieden heterosexuell war, im Allgemeinen an Männern nichts lag und speziell an Davidas Vater nicht das Geringste.
    Der Ehrenwerte Stanford R. Grayson, Bezirksrichter (i. R.), lebte jetzt in Sarasota, Florida, wo er mit seiner

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