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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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die
Halsschlagader, nahm ein Vergrößerungsglas und wies auf einen kleinen Punkt
hin. »Das ist vermutlich eine Einstichstelle in die Vene. Ich glaube, an dieser
Stelle wurde die Spritze mit dem Betäubungsmittel gesetzt.«
    »Sicher?«
    Dr. Diether
nickte. »Ziemlich. Wer das gemacht hat, wusste, was er tat. Der hat ein wenig
medizinische Grundkenntnisse. Sie können also davon ausgehen, dass Sie nicht
nach einem Juristen suchen müssen.«
    »Jedem sein Fach.
Dafür benötigen Sie meine Rechtskenntnisse, wenn ich Sie irgendwann aus einer
misslichen Lage herauspauken muss, in die Sie Ihr vorlautes Mundwerk gebracht hat.«
    »Dazu brauche ich
Sie nicht.« Dr. Diether schwenkte das Skalpell. »Das löse ich selbst auf meine
Art.«
    Dr. Diether hielt
ihm den Ellenbogen statt der nicht mehr sauberen behandschuhten Hand hin. »Bis
zum nächsten Mal. Ich bin zuversichtlich, dass Sie uns weiterhin mit neuer
Kundschaft versorgen.«
    »Ich kenne Ihren
Lieferanteneingang«, sagte Lüder zum Abschied.
     
    Im
Landeskriminalamt fand er eine Nachricht vor, dass Polizeihauptmeister Schütte
vom Polizeirevier Rendsburg um seinen Rückruf bat.
    »Ich war heute
Morgen nicht im Dienst«, erklärte der Rendsburger Beamte. »Als ich den Namen
hörte, erinnerte ich mich an einen Vorfall in der vergangenen Woche. Der
schottische Name ist mir aufgefallen.«
    »Sie sind Dustin
McCormick begegnet?«
    »Ja. Wir wurden
von der ›securus consulting‹ angerufen. Das ist ein Unternehmen in Büdelsdorf.
Dem Wachdienst war aufgefallen, dass sich ein Mann in merkwürdiger Weise für
das Gebäude interessierte. Er schlich dort herum. Mein Kollege und ich haben
uns den Mann angesehen und seine Personalien aufgenommen.«
    »Das war alles?«
    »Ja. Es gab keine
Veranlassung zu weiterem Handeln. McCormick sagte, dass er sich für
Industriearchitektur interessierte.«
    »Hat er
fotografiert?«, fragte Lüder.
    »Wir haben keinen
Apparat gesehen.«
    Das macht man heute
mit dem Smartphone, dachte Lüder, ließ es aber unausgesprochen.
    »Was haben Sie
weiter unternommen?«
    »Nichts. Wir sind
wieder gefahren, und der Mann ist auch gegangen, soweit wir es beobachten
konnten.«
    Lüder seufzte.
»Danke für den Hinweis.«
    »War das nicht in
Ordnung?«, wollte Schütte wissen.
    »Doch«, bestätigte
ihm Lüder. »Es war sogar sehr gut, dass Sie sich an den Vorfall erinnert und
mich benachrichtigt haben.«
    »Ich habe mich
noch gewundert«, ergänzte der Beamte, »dass am nächsten Tag jemand von der
›securus consulting‹ auf dem Revier angerufen und sich nach dem Mann erkundigt
hat.«
    »Wissen Sie noch,
wer es war?«
    »Leider nicht.«
    »Was haben Sie
geantwortet?«
    »Ich habe keine
Namen preisgegeben, sondern nur gesagt, dass es sich um einen harmlosen Spaziergänger
handelte, um einen Ausländer.«
    »Haben Sie die
Nationalität erwähnt?«, wurde Lüder hellhörig.
    »Ich glaube, ja«,
erwiderte Schütte kleinlaut. »Aber keine Namen oder sonstige Daten.«
     
    McCormick sollte
sich als an Architektur interessiert ausgegeben haben? Das war keine geschickte
Ausrede. Gab es einen Zusammenhang zwischen dem Informatikstudium und dem
Unternehmen »securus consulting«?
    Lüder suchte im
Internet nach der Homepage des Unternehmens. Die war modern gestaltet, aber
inhaltlich sehr vage gehalten. Soweit er den englischen Text, der mit
Fachausdrücken gespickt war, verstand, beschäftigte sich »securus consulting«
mit Datensicherungssystemen. Natürlich fiel es ihm auf. »Securus« war
Lateinisch und hieß »sicher«. Und Maximilian Meerwein von der Kieler Uni hatte
ihm erzählt, dass sich McCormick auffallend für dieses Spezialgebiet
interessiert zeigte und den wissenschaftlichen Mitarbeiter des Instituts für
Informatik mit seinen Kenntnissen verblüfft hatte. Lüder war überzeugt, dass
das Interesse des Toten für das Büdelsdorfer Unternehmen kein Zufall war. Doch
zunächst galt es, den Kriminaldirektor zu informieren. So schwer es Lüder fiel,
er konnte seinen Vorgesetzten nicht übergehen.
     
    Lüder traf den
Abteilungsleiter in dessen Büro an. Er berichtete von der Art der Tatausführung
und von seinem Verdacht, dass McCormick sich möglicherweise zu anderen Zwecken
als einem Studium in Deutschland aufhielt.
    »Das sind
Spekulationen, denen jede substanziierte Begründung fehlt. Dafür können wir
keine Ressourcen freistellen. Das Tötungsdelikt wird durch die örtlichen
Behörden hinreichend verfolgt.«
    »Ist das auch die
Meinung der

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