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Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Übermenschen suchten. Durch reizvolle intellektuelle Rätsel, die nur Leute einer bestimmten Denkungsart zu lösen vermochten. Mit kleinen Anziehungspunkten im Netz, durch die man in den Untergrund abtauchen konnte, um niemals wieder rauszukommen… »Zum Beispiel Aids. Dieses Virus ist ein Geschenk des Schicksals, wir hätten längst ein Gegenmittel finden können, aber es gibt tapfere, entschlossene, kluge Leute, die die letzte Aids-Variante wie den Heiligen Gral behüten werden… Ein Virus, das sexuell nachlässige Menschen umbringt! Und das gleichzeitig die Immunabwehr schwächt, so daß die Infizierten zu einem riesigen, natürlichen Reservoir für Epidemien werden. Es ist hauptsächlich Aids zu verdanken, daß die neuen Methoden zur Behandlung von Tuberkulose so schnell wirkungslos werden… Wenn es Aids nicht schon gäbe, hätten wir es erfinden müssen. Ohne Aids hätten wir jetzt zehn Milliarden Menschen und nicht bloß acht.«
    »Meine Freundin hat dich mit dieser alten KKK-Analogie etwas in die Irre geführt«, meinte Leo sanft. »Wir sind gewiß keine Rassisten, wir sind im Gegenteil ausgesprochen multikulturell; wir zielen niemals darauf ab, eine bestimmte ethnische Gruppe auszulöschen, wir arbeiten lediglich konsequent daran, die globale Geburtenrate zu senken und die globale Sterblichkeit zu erhöhen. Im Grunde haben unsere Aktivitäten ebensowenig mit dem Lynchen zu tun wie der F-6. Wie beim F-6 ist auch bei uns der Tod von ferne auf menschliches Handeln zurückzuführen, aber Schritte zur Erhöhung der globalen Sterblichkeitsrate zu unternehmen, macht aus dem einzelnen Todesfall noch lange keinen Mord. Eine Epidemie ist kein Genozid, sondern eben bloß eine Epidemie unter vielen. Der überwiegende Teil unserer Aktionen ist jedenfalls vollkommen legal und über alle Zweifel erhaben, und niemand hätte einen zweiten Blick dafür übrig. Zum Beispiel… wenn wir einem Medizinstudenten ein Stipendium anbieten.«
    Er schenkte sich Kaffee nach und gab geschäumte Milch dazu. »Warum sollte man diesen Arzt nicht dazu ausbilden, komplizierte, kostspielige Verfahren wie neuronale Gehirnscans anzuwenden, anstatt tausende schädlicher Menschenleben durch sauberes Wasser und Kanalisation zu retten? Für gewöhnlich bilden ein paar sehr einsame, sehr hingebungsvolle Menschen das Rückgrat eines nationalen Gesundheitssystems. Sie sind leicht zu finden, und ihre Organisation läßt sich auf sehr subtile Weise torpedieren. Man braucht diese selbstlosen Neurotiker gar nicht über den Haufen zu knallen oder von Rassisten lynchen zu lassen, Gott bewahre. Meistens reichen schon ein paar freundliche Worte und ein wenig sanfte Ablenkung.«
    »Hier ein bißchen, da ein bißchen«, sagte der Asiate, »eine kurze Verzögerung bei der Anreise zu einer schweren Hungersnot, oder ein Skandal irgendeiner Berühmtheit, um die Medien vom Ausbruch einer tödlichen Epidemie abzulenken… Die gegenwärtige verworrene, halblegale Situation bei den Drogen zum Beispiel, das war schon ein genialer Coup… Eine großartige Finanzierungsquelle für alle möglichen Arten von Untergrund, außerdem sind die Leute, die sich Heroin spritzen, extrem leichtsinnig und leichtgläubig. Solange sie nur den richtigen Kick bringen, werden Straßendrogen kaum jemals auf Zusatzstoffe getestet. Es gibt Narko-Verhütungsmittel - ein Schuß läßt eine Frau auf Dauer allergisch auf ihre eigene Uterusschleimhaut reagieren, wovon die Frau gar nichts bemerkt, bloß daß sich niemals ein befruchtetes Ei in ihrem Uterus einnisten wird.« Er nickte verständig. »Auch bei Massenimpfungen funktioniert das gut, falls man es schafft, die Impfmittel zu kontaminieren… Man könnte dagegen einwenden, daß die Methode recht sexistisch ist, aber wir haben es bereits mit verdeckter Sterilisation der Männer probiert, und die Statistik zeigt nun mal, daß die Gruppe der fruchtbaren Frauen die eigentliche Ursache für das Bevölkerungswachstum ist; es dreht sich alles um die Gebärmutter, so funktioniert die menschliche Fortpflanzung nun mal… Menschen, die intravenöse Drogen zu sich nehmen, liebäugeln bereits mit dem Selbstmord; ist es dann so falsch, ihnen dabei zu helfen?«
    »Ganz zu schweigen von der Legalisierung der Euthanasie auf Verlangen«, meinte die zweite Frau gereizt. »Und zumindest diese Form des Selbstmords scheint bei Männern weit verbreitet zu sein.«
    »Die ganze terroristische Militärtaktik hat darauf abgezielt, die feindliche Infrastruktur zu

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