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Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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sie ein Lasso - »bei dieser mittelhohen Wirbelbildung? Mann, bei so einer Front können wir leicht ein halbes Dutzend Zacken zur Strecke bringen.«
    »Oh, Mann«, sagte Alex.
    »Wir müssen los. Diese Frühlingsgewitter zischen immer ab, was das Zeug hält, die kommen mühelos auf fünfzig Stundenkilometer… Wir können von Glück sagen, wenn wir bis Mitternacht noch nicht in Anadarko gelandet sind.« Sie blickte auf den reglos daliegenden Bussard hinunter und mußte sich offenbar zusammenreißen, um ihn nicht mit einem Tritt aus dem Liegestuhl zu befördern.
    »Bis Mitternacht?« fragte Alex.
    »Shit, ja! Etwa zwei Stunden nach Sonnenuntergang wirkt die nächtliche Konvektionsströmung erst so richtig belebend.« Martha grinste. »Mann, solange du nicht im Dunkeln Zacken gejagt hast, weißt du nicht, was Sache ist.«
    »Gönnt ihr euch eigentlich niemals Ruhe?« fragte Alex.
    »Mann, wir haben den ganzen gottverdammten Winter lang Ruhe. Jetzt ist die Unwettersaison.«
    Alex ließ sich das durch den Kopf gehen. »Habt ihr zufällig Salztabletten dabei?«

VIERTES KAPITEL
     
    Normalerweise kümmerte Jane sich nicht groß um Rick Sedletter. Normalerweise kam sie mit Rick Sedletter so gut aus wie ein Interface-Designer mit einem beknackten ProgrammSchuster von einem Techie nur auskommen konnte. Dies war jedoch kein normaler Tag. Sie waren bereits seit Stunden miteinander unterwegs, und Rick zappelte am Haken der patentierten Jane-Unger-Schweige-Behandlung.
    Beide wußten sie, worum es bei der Auseinandersetzung ging: um Alex. Jane war sich sicher, daß Rick bereits bedauerte, ihren Bruder schikaniert zu haben. Doch während die Stunden und Kilometer verstrichen, hatte Jane jede Menge Zeit, darüber nachzugrübeln, wie leichtsinnig es von ihr gewesen war, Alex überhaupt zur Truppe zu bringen. Er hatte schon angefangen, Ärger zu machen, und das war noch gar nichts im Vergleich zu dem, wozu er noch fähig sein mochte. In gräßlichen, wiederkehrenden Visionen sah sie vor sich, wie Alex Martha und Bussard mit einer Kollektion mexikanischer Lungennarkotika auf die Nüsse ging.
    Sie war ein großes, blödsinniges Risiko eingegangen, als sie Alex gerettet hatte, und seine Erfolgsaussichten waren so gering. Angenommen, Alex überstand den ersten langen, harten Tag auf der Straße. Angenommen, Alex kam mit den Troupern zurecht und lernte zum erstenmal in seinem Leben, Verantwortung zu übernehmen, ohne zusammenzuklappen und in kleine Stücke zu zerbrechen. Es würde ihr trotzdem wenig nützen. Es konnte sehr gut sein, daß sie ihm das Leben gerettet hatte, doch Alex würde ihr niemals dankbar dafür sein, nicht einmal in hundert Jahren.
    Charlie gab pfeifend und klingelnd einen nicht unbedingt notwendigen Alarm und fuhr einen Kartenschirm aus dem Armaturenbrett aus. Darauf war Jerrys neuester Lagebericht dargestellt. Rick hielt an, tippte auf seinem Laptop herum und bekundete nachhaltiges professionelles Interesse an den auf der Karte abgebildeten farbigen Konturlinien unterschiedlich schneller Luftmassen.
    Rick tat sein Bestes, um es ihr heimzuzahlen. Beiden war klar, daß im Moment keine Aussicht auf Besserung bestand.
    Draußen, in nördlicher Richtung, ragte drohend der hinterdreinzottelnde Turm der Gewitterfront auf, wogte im heißen, nachmittäglichen Sonnenschein und saugte heftig adiabatischen Saft in sich ein. Jerry hatte ihnen das ganze Spektrum regulärer Updates geschickt; Satellitenbilder, den Wanderweg der Pseudokaltfront, SESAMEs Windschätzungen, große, geschwollene, von den Doppler-Geräten aufgezeichnete Regengüsse. Die Front spie Niederschläge aus, warf lemonen-große Hagelkörner ab und blies eindrucksvolle Böenfronten vor sich her. Von Zacken war jedoch nichts zu sehen.
    Die Truppe hatte früh am Tag einen F-2 aufgeschreckt. Der Zacken war ganz unvermittelt, ziemlich unerwartet und gewissermaßen aus dem Nichts aufgetaucht. Und das war auch gut so, denn so hatte die Truppe den Zacken ganz für sich allein. Greg und Carol hatten die gesamte Entwicklungsphase von der Wolkenwand bis zum Ausfasern aus der Nähe vom Boden aufgezeichnet. Bussard und Martha hatten sie mit Düppeln bepflastert, so daß Peter und Joanne im Radarbus ein paar gute interne Daten bekommen hatten. Das mußte man als Erfolg bezeichnen.
    Nun erreichte die Aufladung durch die nachmittägliche Sonneneinstrahlung ihren Höhepunkt, und die Aussichten auf einen größeren F-4 oder gar einen F-5 waren gewachsen. Die Gewitterfront bewegte

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