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Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Welt ein: wildwachsende Pflanzen, Büsche, Mesquit, Kakteen, was sich gerade anbot - und verarbeiteten sie zu nützlichen Produkten, zu Zucker, Stärke, Öl, Zellulose. Silageraffinierung war ein dermaßen komplizierter, mühseliger Prozeß, daß er kaum Gewinn abwarf. Er bot jedoch einigen ehrbaren Bürgern Arbeit. Und er machte ehrenvollen Gebrauch von den ausgedehnten verlassenen Landstrichen der westtexanischen Hochebene. Silageraffinierung bedeutete, etwas unter denkbar schlechtesten Voraussetzungen aus dem Boden zu stampfen.
    Der F-4 wanderte in die Silageraffinerie hinein und zerfetzte sie. Er hob die Rohrleitungen hoch, knipste sie säuberlich an den Nahtstellen ab und verformte sie, als würden sie mit Ultraschallkeulen bearbeitet. Er bog die Raffinerietürme, bis sie entzweibrachen und auf den Boden krachten, und er verteilte ein giftiges, warmes Gemenge aus genmanipulierter Hefe und Pilzen kilometerweit im Umkreis. Er zerschmetterte Fenster, deckte Dächer ab, brachte Betonfundamente zum Bersten und schloß Generatoren kurz. Im Handumdrehen tötete er drei Raffineriearbeiter, die sich aus Pflichtgefühl und Starrsinn nicht in Sicherheit gebracht hatten. Nachdem der Tornado die halbe Raffinerie zertrümmert und den Rest aufgerissen hatte, traf sein Verbündeter, der Regen, ein und durchweichte alles, was der frischen Luft ausgesetzt war.
    Anschließend pflügte der Tornado durch das flache Schachbrettmuster der Straßen von Quanah, zertrümmerte Häuser und Läden, zerschmetterte die alten Bäume rund um das Gerichtsgebäude und zerstörte einen Tanzsaal.
    Als er mit dem Städtchen Quanah, Texas, fertig war, stürmte er mit unverminderter Gewalt auf den Red River und die Einwohner von Oklahoma zu.
     
    Als Jane zurück zum Lager kam, war es fünf Uhr morgens. Während der langen Rückfahrt hatte sie ein wenig auf dem Fahrersitz geschlafen, aber eigentlich hatte sie viel zuviel Adrenalin im Leib, um Ruhe zu finden.
    Sie steuerte den Wagen unter eines der Garagenzelte und rüttelte Rick wach. Rick erhob sich schlaftrunken und stolperte wortlos zu seinem Wigwam.
    Jane ging steifbeinig und zitternd zur Kommandojurte. Jerry war nirgends zu sehen, und alle Geräte waren abgeschaltet.
    Sie ging zu ihrem Lieblingswigwam, das normalerweise für Stelldicheins benutzt wurde.
    Jerry lag in einem Schlafsack auf dem Bubblepak-Boden und schlief.
    Jane legte ihre durchgeschwitzten Klamotten ab und schlüpfte zu ihm in den Schlafsack.
    »Du zitterst ja«, sagte er.
    »Yeah«, meinte Jane und begann noch heftiger zu zittern. »Wenn es Todesopfer gibt, kriege ich immer das große Zittern.«
    »Da können wir nichts dran ändern«, sagte er sanft. »Wir legen bloß Zeugnis ab.«
    Jane blickte in die dunkle Kegelspitze des Wigwams hoch. Durch den Rauchabzug sah sie die Sterne. Sie fühlte sich zerschlagen, zitterte vor Anspannung und roch wirklich übel.
    »Mein Leben hat sich vollkommen verändert, seit ich dir begegnet bin«, sagte sie. »Du verrückter Hurensohn.«
    Jerry lachte und legte ihr die Hand auf die rechte Brust. »Yeah?«
    »Wirklich. Ich habe Menschen umkommen sehen… Ich bin mit zweihundert Stundenkilometern über Highways gerast. Ich bin aus Flugzeugen abgesprungen. Ich bin auf einen Sendemast raufgeklettert und davon heruntergesprungen, und ich habe die Frau zusammengeschlagen, die mir das beigebracht hat.«
    »So schlimm war das nicht«, sagte Jerry. Er drückte sein verstoppeltes Gesicht an ihren Hals.
    Jane zitterte noch heftiger. »Ich würde gern ein einziges Mal mit dir in einem Bett vögeln«, sagte sie. »Auf einer Matratze und mit sauberen Laken. Nachdem wir beide geduscht haben. Und ich trüge irgendeinen Fummel und hätte vielleicht etwas Parfüm aufgelegt. Würde dir das gefallen, Jerry? Parfüm?«
    »Ich würde lieber wissen, wo die Kondome sind. Hast du eine Ahnung?«
    »Die müßten unter dem Utensilienbeutel stecken, es sei denn, jemand anders hat sie alle aufgebraucht.«
    Jerry stieg nackt aus dem Schlafsack, fand nach längerer Suche ein Kondom und kroch wieder in den Schlafsack. Seine Haut hatte sich in der Nachtluft abgekühlt. Jane erschauerte heftig.
    Jerry drehte sie auf den Bauch und machte sich mit seinen kräftigen Händen über ihre Schultern her. »Dich hat's heute schlimm erwischt«, meinte er.
    Sie nickte. »Das tut gut. Mach weiter. Vielleicht überleb ich's dann.«
    Schweigend und energisch arbeitete Jerry sich von den Schultern die Wirbelsäule und den Brustkasten entlang nach

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