Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
Vom Netzwerk:
unten und folgte ihren Nerven, die wie verknotete Angelschnüre waren. Es tat so gut, sich von jemandem berühren zu lassen, dem sie vertraute. Von jemandem, der weder aufhörte noch zögerte, der genau wußte, was er tat, und der ihr noch nie weh getan hatte. Er löste die Verkrampfungen, und das fühlte sich an, als triebe er kleine Teufel aus ihrer Haut aus. Jane streckte sich bäuchlings lang, und Glieder und Lider wurden ihr schwer.
    Irgendwann wälzte sie sich herum und streckte einladend die Arme aus. Er küßte sie flüchtig, streifte das Kondom über, stieg über sie und stützte sich auf die Ellbogen. Mit einem Stoß glitt er auf einem öligen Latexfilm in sie hinein.
    Sie stemmte die Füße in seine Kniekehlen. »Kurz und zärtlich, okay?« wisperte sie. »Ich bin echt müde, Schatz. Hinterher schlafe ich auf der Stelle ein, das versprech ich dir.«
    »Ist gut«, sagte er und nahm seinen Lieblingsrhythmus auf.
    »Besorg's mir, aber nicht so, daß die Erde bebt.«
    Er gab keine Antwort.
    Er war nicht grob, und er war niemals leichtsinnig, aber er war ein großer Mann, anderthalb Köpfe größer als sie, und er war wirklich kräftig. Auf dem Rücken hatte er Muskelstränge, wo andere Leute gar keine Muskeln hatten. Er war weder akrobatisch noch besonders raffiniert, machte allerdings auch nie zu früh schlapp. Und wenn er richtig auf Touren kam, fand er in den Groove und blieb auch drin.
    Sie biß die Zähne zusammen, warf den Kopf in der sanften Dunkelheit hin und her und hatte einen Orgasmus. Sie tauchte keuchend und vollkommen entspannt daraus hervor, alle Anspannung war aus Kiefer und Schläfen verschwunden, und ihre Arme waren erschlafft.
    Er hörte auf, verharrte über ihr und ließ sie wieder zu Atem kommen. Unter ihrem Hals war ein großer Stein, unter dem Schlafsack und dem Bubblepak, und sie wand sich auf dem Rücken hin und her, bis der Druck aufgehört hatte. Eben noch war sie hundemüde gewesen, doch nun war sie in die heiße, lebensspendende Energie ihrer Libido gehüllt, und alle Mühsal und die Schrecken des Tages waren etwas, das irgendwo einer anderen Frau zugestoßen war. Als sie wieder sprach, war ihre Stimme rauh und leise.
    »Das mit der Erde hab ich mir anders überlegt.«
    Er lachte. »Das sagst du jedesmal.«
    »Wenn du mich nicht auf dich raufläßt, werd ich ein bißchen schreien müssen.«
    »Na los, schrei nur«, sagte er und bewegte sich heftig. »So laut schreist du nun auch wieder nicht.«

FÜNFTES KAPITEL
     
    Bis um zwei Uhr morgens Tornados zu jagen, war höllisch anstrengend gewesen, aber nicht halb so schlimm, wie Alex befürchtet hatte. Die meiste Zeit über waren sie dunkle Straßen entlanggebrummt, und Alex hatte sich in seinem Bubblepak-Nest zusammengerollt und gedöst.
    Dreimal hatten sie angehalten und irgendwelche Geräte in den Himmel gejagt, ein Fiebertraum virtueller Aktivität inmitten von Dunkelheit und Donner. Sie waren eifrig damit beschäftigt gewesen, Wirbelstürme per Fernsteuerung zu jagen. Und dennoch hatte sich kein Gefühl von Bedrohung eingestellt.
    Die Stürme machten Alex keine Angst. Er fand sie beeindruckend und interessant. Seine einzige Angst war, die Trouper könnten hinter das wahre, demütigende Ausmaß seiner Schwäche kommen. Er konnte klar denken, er konnte sprechen, er konnte essen, und er konnte wunderbar atmen. Dennoch fühlte er sich schwach bis in die Knochen, mit einem hauchdünnen Stehvermögen. Zum Glück hatten Martha und Bussard nichts wirklich Anstrengendes von ihm verlangt. Mit Rücksichtnahme hatte das natürlich nichts zu tun. Sie wollten ihm einfach noch keine wichtige Aufgabe anvertrauen.
    Am Tag nach der Jagd war Alex schon im Morgengrauen auf den Beinen. Die Lunge war noch frei, sein Blick war klar, nichts deutete auf einen entzündeten Hals oder Fieber hin. Er fühlte sich so gut wie im ganzen letzten Jahr nicht. Währenddessen lagen die straßenmüden Trouper noch in den Kegeln aus Stöcken und Papier in ihren stinkigen Schlafsäcken herum und hielten eine verlängerte Siesta. Der Tag nach einer Jagd war stets ein arbeitsreicher Tag für die Support-Crews, aber sie verarbeiteten vierzehn Stunden am Tag Informationen und kommentierten, editierten, kollationierten, kürzten und kopierten sie. Die Straßenverfolger der Truppe waren körperlich erschöpft, und die anderen hockten über ihren Keyboards. Niemand achtete auf Alex.
    Gegen Mittag fertigte Carol Cooper einen großen Papiersombrero für Alex an, gab ihm eine

Weitere Kostenlose Bücher