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Schwerelos

Schwerelos

Titel: Schwerelos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildikó von Kürthy
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Prärie davongaloppiert, in aller Regel unerfüllt bleibt.
    Selbstverständlich würde ich in der Öffentlichkeit das genaue Gegenteil behaupten, aber es ist möglich, sich als moderne und emanzipierte Frau ab und zu heimlich und verschämt nach einem altmodischen, unemanzipierten Mann zu sehnen. Sekundenweise natürlich nur und in sehr, sehr schwachen Momenten stelle ich mir einen Versorger vor, auf dessen Name Konto, Wohnung und Auto angemeldet sind, der nicht über seine Befindlichkeiten spricht und den Fernseher lauter stellt, wenn ich mit ihm darüber diskutieren möchte, warum er sich am Morgen so flüchtig, ja geradezu lieblos von mir verabschiedet hat.
    «Hatte es eilig. Krisenfall», würde er grunzen und das Thema damit ohne Diskussionsmöglichkeit beenden. Wenn ich so einen heiraten würde, gäbe es keine mühsamen Gespräche,ob ich meinen Namen und meinen Job behalten soll. Ach, wie sehne ich mich manchmal nach jemandem, der weiß, was für mich das Beste ist, statt dass ich es immer wieder selber mühsam herausfinden muss.
     

    Völlig klar, dass ich es im wahren Leben keine Stunde mit so einem indiskutablen Macho aushalten würde. Aber wenn ich es könnte, würde es mein Leben viel übersichtlicher machen. Ist halt einfacher, wenn nur einer sagt, wo es langgeht, und die Rollen klar besetzt sind und nicht immer wieder neu verteilt werden müssen.
    Wer macht Abendessen? Wer macht Karriere? Wer geht mit dem Collie raus und wer in Mutterschutz?
    Das sind Fragen, die sich meine Mutter nie gestellt hat. Je emanzipierter du bist, desto schwieriger ist deine Beziehung.
    Ich habe eine Statistik gelesen, nach der Ehen eine signifikant höhere Chance haben, zu halten, wenn die Gattin Hausfrau und Mutter ist, kein eigenes Geld verdient und mit ihrem Mann in einer Kleinstadt lebt. Ist eine Frau dagegen voll erwerbstätig, steigt das Scheidungsrisiko um fünfundzwanzig Prozent. Das Fazit der Studie habe ich mir bedauerlicherweise gemerkt: «Tun sich zwei zusammen, die sich weiter als individualistische Selbstverwirklicher verstehen, dann können sie den Gang zum Standesbeamten eigentlich gleich bleibenlassen.»
    Na, bravo! Für mich persönlich heißt das: Wenn ich meinen Beruf aufgebe, nach Lüdenscheid umsiedele, mich finanziell versklave und für regelmäßige Mahlzeiten sorge, wäre die Lebenserwartung meiner Ehe bombig.
    Es ist für die Beziehungshygiene immer von Vorteil, wenn man dem Mann glaubwürdig das Gefühl vermittelt, er sei zuirgendwas gut. Aber je emanzipierter du bist, desto weniger hast du es nötig, dich auf jemand anders zu verlassen, und desto weniger hat der Mann an deiner Seite den Eindruck, er würde gebraucht. Und jetzt mal ehrlich: Wozu auch? Fernseher programmieren sich selbst. Waschmaschinen werden geliefert. Du bist Selbstversorgerin. Deine Sorgen und Nöte teilst du mit Freunden. Und Sex ist schon seit einiger Zeit nichts mehr, was notgedrungen mit tiefen Gefühlen einhergehen muss.
    So gesehen sind Beziehungen gefährdeter denn je. Und ihr größter und ernstzunehmendster Widersacher ist: die moderne Frau.
    Das Einzige, wozu du einen Mann in deinem Leben brauchst, ist: Liebe. Und, herrje, wir wissen doch alle genau, was für eine überaus heikle, wackelige und unzuverlässige Angelegenheit die Liebe ist.
    Und ich, ich weiß es leider ganz besonders genau. Schließlich habe ich den Bestseller «Hauptsache Liebe?» redigiert und dabei ungefähr achtmal gelesen. Streckenweise kann ich das Buch auswendig. Zum Thema Cowboy-Phantasien meint Michael Conradi:
    «Die meisten Beziehungen und ein Drittel aller Ehen scheitern, weil es die Beteiligten nicht ertragen wollen, dass sich ihre Vorstellung von Liebe und die Realität immer weiter auseinanderbewegen: Routine statt Romantik, Pantoffeln statt Pfennigabsatz, Couchpotatoe statt Cowboy. Wer vom Partner erwartet, Erfüller sämtlicher Bedürfnisse zu sein, wird sich über kurz oder lang trennen und das neue Glück so lange auskosten, bis es erste Gebrauchsspuren zeigt. Ich halte die Liebesehe für ein total misslungenes Konzept, denn sie ist der Versuch, Feuer und Wasser zu mischen. Immer mehrEhen scheitern, weil sie aus Liebe geschlossen werden und der Hoffnung auf ewige Leidenschaft. Je höher die Ansprüche, desto kürzer die Beziehung. Jedem sollte klar sein: Leidenschaft gibt es nur außerhalb der Ehe. Wer Leidenschaft will, muss sich trennen oder seinen Partner betrügen.»
    Ich habe mit Conradi schon erbittert über seine

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