Schwerelos
das ist», sagt Regina. «Es hat aber auch seinen Reiz, die Unerkannte im Hintergrund zu sein. Du musst bloß aufpassen, dass du auf dem roten Teppich nicht hinter jemand wirklich Berühmtem hergehst. Dann stehst du da fünf Minuten im kleinen Schwarzen in der Kälte, bis Iris Berben endlich weitergeht.»
«Hast du Stars kennengelernt?», will Erdal wissen. «Ist Hape Kerkeling wirklich so schnuckelig?»
«Die Promis haben regelrecht einen Bogen um mich gemacht. Wenn du der einzige Unbekannte auf so einer Veranstaltung bist, fällst du natürlich auf. Die dachten wahrscheinlich alle, ich hätte meine Eintrittskarte beim großen HappyDigits-Gewinnspiel bei Karstadt gewonnen. Man scheint mir anzusehen, dass ich leidenschaftlich PayPal-Punkte sammle und Vorzugskundenkarten von Esso und Budnikowsky besitze. Sicherlich ein Erbe meiner Mutter. Meist befinden sich in meinem Portemonnaie wesentlich mehr Kundenkarten als Geldscheine.»
«Wie war dieser Theo Bertram zu dir?», fragte Karsten.
«Er hat immer mal wieder kurz mit mir gesprochen. Als mir das zu blöde wurde, sagte er, ich solle um halb eins in eine Bar in Neukölln kommen. Dort würden wir kein Aufsehen erregen.»
«Und?», flüstert Erdal.
«Ich bin nicht hingefahren.»
Bis auf Karsten sehen mich alle vorwurfsvoll an, als hätte man einen Kübel Eiswasser über ihnen ausgegossen.
«Och Manno», beschwert sich Erdal. «Ich hätte so gern gewusst, wie Theo Bertram nackt aussieht. Ob er untenrum rasiert ist und wie sein Hintern in Schuss ist.»
«Gib zu, dass das eine ausgeklügelte Taktik von dir war», sagt Regina. «Prominente Männer verfallen dir auf der Stelle, wenn du dich ihnen entziehst. Ich wette, es ist Theo Bertram noch nie passiert, dass er in einer Bar sitzt und vergeblich auf sein Date wartet.»
«Es war keine Taktik. Aber er ruft mich seither täglich an.»
«Du hättest mit einem echten Promi schlafen können und hast es nicht getan?», fragt Leonie verblüfft. «Ist das nicht etwas widernatürlich? Oder hast du vielleicht gerade eine Pilzinfektion? Ich habe mich nie aufgespart, wenn es um Sex ging.»
«Das sieht man», sagt Regina wenig taktvoll – was ihr bitterböse Blicke von Erdal einbringt, der nur sehr wenig Humor aufbringt, sobald es um die Mutter seines Kindes geht.
Aber Leonie lächelt nur beseelt. Sie sei noch nie so ausgeglichen und zufrieden gewesen wie während der Schwangerschaft, erzählt sie bei jeder Gelegenheit, und sie hoffe sehr, das Baby komme später als errechnet, damit sie diesen Zustand noch länger genießen könne. Nur so zwei, drei Jahre.
Leonies Bauch ist mittlerweile genauso rund wie ihr Po. «Wenn du einen Kaiserschnitt bekommst, musst du aufpassen, dass sie dich nicht auf der falschen Seite aufschneiden», hatte ich neulich zu ihr gesagt.
Für eine Schwangere war ihr Bauch lange Zeit winzig gewesen. Ich muss leider sagen, dass ich nach einer Pizza mit doppelt Käse wesentlich schwangerer aussehe.
Ihre Brüste hatten die Schwangerschaft auch zur Kenntnis genommen und waren entsprechend gewachsen.
«Ich trage jetzt B-Körbchen mit Tendenz zu C», hatte sie mir nicht ohne Stolz erzählt, denn wir Goldhausen-Frauen bewegen uns bei B H-Größen traditionell im nicht messbaren Bereich.
So eine sorglose Schwangerschaft würde ich mir auch wünschen. Jetzt mal abgesehen davon, dass sie nicht weiß, wer der Vater des Kindes ist, was vielleicht nicht jedermanns Sache ist, ist sie wirklich zu beneiden. Karsten hat sich extraeinen halben Tag freigenommen, um drei in Frage kommende Kinderwagen Probe zu fahren, und Erdal ist mittlerweile Spezialist für tibetische Babymassage, Spieluhren, Fruchtwasseruntersuchungen, Wochenbettdepressionen und die Psychologie des Kleinkindes. Nur mit Mühe war er davon abzuhalten, sich schon mal die weiterführenden Schulen im Einzugsgebiet anzuschauen und nötigenfalls zu reformieren.
Erdal, Karsten, Leonie und der Bauch waren die glücklichste Familie, die ich seit langem gesehen hatte.
«Wie wird es jetzt mit Theo und dir weitergehen?», fragt Regina. «Ich hoffe doch sehr, das wird noch was.»
Noch niemals hatte ich von irgendetwas so wenig Ahnung wie derzeit von meinem eigenen Leben.
«Ihr wollt also unbedingt, dass ich den Mann betrüge, den ich höchstwahrscheinlich sehr bald heiraten werde?»
«Du sollst dich ja nicht in Theo Bertram verlieben», sagt Erdal, «du sollst doch nur mit ihm schlafen.»
«Danke, ich habe genug Sex», behaupte ich schamlos.
«Du hast zu
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