Schwert des Aufruhrs
hatte. Jetzt verfügte das Chalet über eine neue Videoüberwachungsanlage und eine Sensorenphalanx, die empfindlich genug war, die Panzerkolonne schon in fünf Kilometern Entfernung zu orten. Auf dem Gelände waren unterirdische Ausgänge für Krötentruppen versteckt. Und es existierte ein >Panik-raum< unter dem Weinkeller, in den sich Harrison bei einem Angriff flüchten konnte.
Als sich die Kolonne näherte, bogen zwei Gefechtspanzer ab und gingen hinter der Außenmauer in Stellung. Drei gepanzerte Truppentransporter passten gerade so eben in die für sieben Pkws ausgelegte Garage.
Außer für genehmigte Militärflüge war der gesamte Luftraum der Umgebung Sperrgebiet.
Die Anlage war so sicher, wie Julian sie nur machen konnte.
Er stellte den Templer als stummen Wächter neben dem Chalet ab, in der Nähe des Hubschrauberlandeplatzes. Als er die drei Stockwerke hohe Maschine an der Kettenleiter hinabstieg, atmete er die kühle Bergluft tief ein. Sie schmeckte nach Wildblumen und Nadelwald. Und nach Schnee. Der Atem kondensierte vor seinem Gesicht, und eine Gänsehaut breitete sich auf seinen Armen aus. Er hatte nur einen einfachen Overall übergezogen und bedauerte jetzt, dass er keine wärmere Kleidung mitgenommen hatte. Er sah für die nächste Zukunft reichlich Pelzfutter voraus.
»Ich will hoffen, dass nicht alle Fahrten nach Genf so aussehen?«, rief Harrison herüber.
Seine laute Stimme trug mühelos quer über den
Garten zwischen Julians BattleMech und der Einfahrt. Der Prinz stand neben dem Fuchs- Panzerschweber, im Gegensatz zu seinem Champion in einen langen Mantel mit braunem Kunstpelz gehüllt. Dadurch wirkte er mehr denn je wie der Bär, als den man ihn bezeichnete.
»In der Regel nicht«, versprach Julian und lief zu ihm hinüber.
Von der Einfahrt aus war von der militärischen Eskorte nur McKinnons Atlas zu erkennen, der breitbeinig am Haupttor über der Straße aufragte. Julian winkte dem Paladin zum Abschied kurz zu, in der Erwartung, dass McKinnon nach Genf zurückkehrte. Doch der 100-t-Koloss drehte nur um und blieb in Position, ein metallener Titan als Torwächter.
Mit einem Stirnrunzeln drehte sich Julian zum weiten Säulenvorbau des Chalets und dem schweren Doppelportal zu, entschied jedoch, sich über den zusätzlichen Schutz nicht zu beschweren. Der Riegel war aus schwerem Messing und entsprechend kalt. Die Türen schienen perfekt ausbalanciert: schwer -und trotzdem mit einem Finger zu öffnen.
»Heute Nachmittag erwarte ich einen Hubschrauber«, erläuterte er dem Prinzen. »Wir schicken deinen Doppelgänger als Ablenkung über die Straße, und du fliegst nach Genf. Das ist schneller. Und sicherer.«
»Und eine ausgezeichnete Idee«, begrüßte sie eine kräftige Stimme aus dem Innern des Hauses.
Julian war Jonah Levin zuvor noch nie begegnet, erkannte den einstigen Paladin und neuen Exarchen jedoch mühelos. Sein Gesicht war vermutlich das zweithäufigste in den Nachrichtensendungen und Skandalblättern der ganzen Republik. Natürlich nach demjenigen Tara Campbells.
Exarch Levin erwartete sie vor einem munter knisternden Feuer, in einem Kamin, der größer war als manche Landungsschiffskabinen, in denen Julian schon übernachtet hatte. Die erzeugte Hitze reichte aus, den gesamten Wohnraum bis zu den hohen Deckenbalken zu wärmen. Levin aber schien die Hitze geradezu zu suchen. Er stand so dicht am Feuer, dass Julian sicher war, dass sie seine Augenbrauen angesengt hatte.
Julian hatte er überrumpelt, aber Harrison Davion reagierte auf den unerwarteten Besuch, als sei er lange im Voraus informiert gewesen. Er schlüpfte aus dem schweren Pelzmantel und warf ihn mit lässiger Geste über einen Sessel.
»Sire Levin, gestatten Sie mir, Ihnen zur Wahl zum Exarchen zu gratulieren.«
»Vielen Dank, Erster Prinz Davion.«
»Harrison.« Der Hüne winkte beiläufig ab. »Das ist eines der Privilegien dieser Position, Jonah. Sie dürfen uns mit Vornamen anreden.« Er grinste. »Außer den Möchtegern-Mariks. Die werden alle drei auf dem Titel Generalhauptmann bestehen. Alles Teil ihres Wettbewerbs um den Längsten.«
»Ist nicht einer der Generalhauptmänner eine Frau?«, fragte Levin.
»Genau das meine ich.«
Auf einem hochoffiziellen Empfang hätte Humor dieser Art sicher eisiges Schweigen ausgelöst, doch obwohl er ihm nie zuvor begegnet war, hatte Harrison Davion sein Gegenüber richtig eingeschätzt. Julian sah, wie sich Exarch Levin mit einem müden Lächeln entspannte,
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