Schwert des Aufruhrs
war kein Mann, den man leicht vergaß - falls überhaupt. Seine warme Stimme, gefärbt von einem Hauch >Skye-Italienisch<, war in privater Umgebung behaglich und auf dem Schlachtfeld stark und selbstbewusst. Er besaß die Eleganz eines Panthers, dunkle, exotische Gesichtszüge und so dunkelblaue Augen, dass es an Indigo grenzte.
Und er hielt sie für die Kameras, in einem Bild, das mit Sicherheit interstellaren Nachrichtenwert hatte.
Tara drehte sich in seinem Griff um, zog sich dann aber abrupt einen Schritt zurück und brach die Umarmung. Er hakte die Daumen in die Taschen seiner Sturmhammer-Uniform, während sie ihre auf dem Rücken verschränkte. Förmlich. Distanziert.
»Jasek. Was tust du hier?«
»Ich bin gekommen, um nach dir zu suchen«, erwiderte er mit schüchternem Lächeln. »Callandre Kell sagte mir, dass du die Davions zur Kathedrale eskortierst.« Er zuckte die Achseln. »Nusakan ist eine Weile her, und ich habe mich gefragt, wie es dir geht. Ob du es dir anders überlegt hast.«
Sie konnte nur hoffen, dass die Reporter auf der anderen Straßenseite keine Richtmikrofone hatten. Vermutlich schon.
»Ich meine, was tust du hier? In Paris. Der Kommandeur des Sturmhammers auf Terra?«
»Auf Tara?«, fragte er mit suggestivem Tonfall und einem spitzbübischen Lächeln.
»Auf Terra!«
Der Mann war einfach unmöglich. Dass er die Republik Skye gekostet hatte, und beinahe die ganze Präfektur IX, machte es auch nicht gerade besser. Sie war sich immer noch nicht sicher, was sie von seinen endgültigen Plänen gegen die Jadefalken halten sollte. Sie hatten eine kurze, lebhafte gemeinsame Vergangenheit, mit der sich ein Bündel an Emotionen verband, das sie immer noch nicht ganz aufgeschnürt hatte.
»Selbst dein Vater hat auf einen Besuch verzichtet, solange sich seine Präfektur im Belagerungszustand befindet.«
Jasek nickte. Seine dunkle Haut schien makellos, die Zähne strahlend weiß. Jetzt war sie sich sicher, dass sein Lächeln ebenso den nahen Kameras galt wie ihr. Er liebt das!
»Ich bin mit der lyranischen Delegation hier, und mit Sondererlaubnis deines Exarchen. Hat dir Paladin McKinnon nicht gesagt, dass er uns hierher eskortiert hat?« Offensichtlich nicht. Was Jaseks Grinsen noch breiter machte. »Ich vermute, Jonah Levin will versuchen, meinen Vater und mich zu versöhnen. Als ob sich das Problem der Republik damit lösen ließe.«
»Die Republik hat im Augenblick einige Probleme«, stellte sie leise fest und vereitelte damit jeden Versuch, sie mit einem Richtmikrofon zu belauschen. Hoffte sie. »Ich persönlich bin mit dreien davon befasst. Ich habe keine Zeit für deine Spielchen.«
Jasek gab sich verletzt. Aber nicht lange. »Nicht einmal auf dem Festball nächste Woche?« Dem formellen Empfang für die zu Besuch gekommenen Würdenträger. Eine Nacht der Politik und der Feiern, die Tara nicht genießen wollte. »Und erzähl mir nicht, du kommst nicht. Der Exarch wird dafür sorgen, dass du da bist. All die Kameras. Und du bist zu hübsch für eine Offizierin. Countess.«
Was Tara leicht als Versuch Jaseks auslegen konnte, das Thema der Solidarität unter Adligen anzuschneiden und Levins Pläne zumindest begrenzt zu konterkarieren.
Andererseits versuchte er sie möglicherweise auch aus rein persönlichen Motiven zu betören.
Sie zog sich weiter zurück und hielt wieder auf ihre Schützlinge zu. Inzwischen standen auch Julian und Callandre neben Duchess Hasek und der Lady Fenlon. Und nun erschien Erik Sandoval-Gröll. »Bilde dir mal keine Schwachheiten ein, Jasek. Vergiss es.«
»Du kommst«, stellte er fest und blickte ihr nach. »Und ich finde dich.« Es war eine einfache Feststellung.
So selbstsicher wie eh und je. Tara musste zugeben, dass genau das eine der Eigenschaften war, die sie an ihm so anziehend fand, ganz gleich, wie sehr sie sich dagegen sträubte. Und es war eines ihrer Lebensprinzipien, sich nicht selbst zu belügen. Es gefiel ihr, dass er sie nicht vergessen hatte. Und dass er hier auf Tara war ...
Terra!
Glauben Sie mir, eine Einladung zu diesem Ball ist ihr Gewicht in Diamanten wert. Hier versammelt sich die Crème de la Crème der politischen, wirtschaftlichen und militärischen Führungskräfte der Republik, ganz zu schweigen von den zu Besuch eingetroffenen Fürsten nahezu aller Staaten der Inneren Sphäre. Ganz Genf befindet sich im Ausnahmezustand, und der Exarch hat für diesen Abend in 200 Kilometern Umkreis jeden Flugverkehr unterbunden. Eine kluge
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