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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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mich herablassend und ließ mich dann abrupt los.
    »Das stimmt, jedenfalls im Moment«, gestand er widerwillig zu. »Aber ich weiß, wer Ihr seid, Mistress Dunn.«
    Ich fühlte, wie die Farbe aus meinem Gesicht wich.
    »Ich habe Eure Stute zu ihrem Besitzer zurückgebracht«, fuhr er mit geheuchelter Freundlichkeit fort. »Ich hatte bemerkt, dass
Ihr der Beschreibung entspracht, die man mir von Euch gegeben hatte. Es gibt nicht viele Irinnen mit pechschwarzem Haar und meergrünen Augen, die auf den Straßen der Highlands herumziehen. Dann hat man Euch wohl freigelassen... oder seid Ihr ganz einfach weggelaufen?«
    Aus heiterem Himmel rief mich plötzlich ein hohes Stimmchen an. Mrs. Hay kam herbeigetrippelt und winkte mir aufgeregt zu.
    »Mrs. Macdonald! Mrs. Macdonald, wir suchen Euch schon überall! Euer Bruder ist gekommen!«
    Mir gefror das Blut.
    »Macdonald?«, murmelte Turner sichtlich erstaunt. »Aber was in aller Welt...«
    Unsere kleine Plauderei war zu Ende. Ich raffte meine Röcke und nahm die Beine in die Hand, doch der Captain war mir auf den Fersen. Ich rannte in das Gassenlabyrinth des Cowgate-Viertels, konnte meinen Verfolger aber nicht abschütteln. In dem Moment, als er mich fast eingeholt hatte, kam mir der Himmel zu Hilfe. »Achtung, Putzwasser!«, hörte ich jemanden rufen, und dann stieß hinter mir jemand einen heftigen, gebrüllten Fluch aus.
    Ich bremste meinen Lauf und wandte mich keuchend um. Mir bot sich ein urkomisches Bild, das mir vage vertraut war. Captain Turner tropfte, und in seinen Haaren hingen mehr oder weniger zweifelhafte Abfallreste. Er kochte vor Wut, und sein Gesicht war ebenso scharlachrot wie sein Rock. Während er damit beschäftigt war, eine Flut von Beschimpfungen mit dem Unbekannten, der mich gerettet hatte, auszutauschen, ergriff ich die Gelegenheit und machte mich lachend aus dem Staub.

    Bei Mrs. Hay hatten Liam und Patrick bereits Bekanntschaft geschlossen und waren in ein lebhaftes Gespräch vertieft. Die Wirtin warf mir einen besorgten Blick zu, doch ich bedeutete ihr, nichts zu sagen. Sie nickte und kehrte in die Küche zurück.
    »Patrick!«, rief ich fröhlich aus und trat in den Salon.
    Mit strahlendem Gesicht drehte mein Bruder sich um. Wir umarmten und küssten uns stürmisch.
    »Caitlin, meine kleine Klette...«, rief er aus und schob mich ein Stück zurück, um mich besser anschauen zu können.

    Ich stieß ihm den Ellbogen in den Magen.
    »Nenn mich nicht länger so, Pat«, murrte ich. »Denk daran, dass du selbst immer darauf bestanden hast, mich zu deinen Streichen mitzunehmen. Wenn die Geschichte nämlich schlecht ausging, hast du dafür gesorgt, dass ich die Strafe abbekam.«
    »Ich weiß.«
    Er nahm meine Hände und führte sie an die Lippen.
    »Ich bin so glücklich, dich wiederzusehen, Kitty. Ich habe heute Nachmittag im Laden vorbeigeschaut, um Vater zu besuchen. Er war außer sich vor Freude. Er hat mir berichtet, dass du verheiratet bist.«
    Leicht verlegen räusperte er sich.
    »Er hat mir auch von der... Sache mit Dunning erzählt. Geht es dir wieder gut?«
    »Ja, das wird schon wieder«, antwortete ich mit einem schwachen Lächeln. »Ich sehe, dass du dich bereits mit Liam bekannt gemacht hast.«
    »Allerdings, und als würdiger Bruder habe ich ihm ein paar gute Ratschläge erteilt.«
    Er legte eine Pause ein und schenkte mir sein berühmtes verschmitztes Lächeln.
    »Ich sehe, dass du zu hohen Zielen strebst«, flüsterte er. »Du hast aber noch viel zu tun, bis du den hier in die Tasche stecken kannst.«
    »Also, Patrick, du wirst dich nie ändern!«
    Ich schüttete mich vor Lachen aus.
    »Lass dich nicht von dem Unsinn beeindrucken, den mein Bruder erzählt, Liam. Er hat schon immer ein loses Mundwerk besessen.«
    »Dann hoffe ich, dass er das Schwert ebenso gut führen kann wie seine Zunge. Das wird ihm in den Highlands gewiss nützlicher sein. Bei uns werden Schöngeister nicht alt, wenn sie sich nur mit Worten verteidigen können.«

    Ich schloss das Fenster des Zimmers, da der sintflutartige Regen, der die Stadt rein wusch, auch das Parkett überflutete und rutschig machte. Ich wischte den Boden mit dem Tuch, das ich benutzt
hatte, um meine Haare zu trocknen, und ging wieder ins Bett, wo Liam auf mich wartete. Ich ließ mich neben ihn gleiten und schmiegte mich an ihn. Seine warmen Hände streichelten meinen Rücken und meinen Nacken, die noch feucht waren.
    »Ich mag deinen Bruder gut leiden«, meinte Liam nachdenklich.
    »Ganz

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