Schwert und Laute
dass Gottes Hände ihnen ähneln mussten. Sanft und zärtlich umarmte ich ihn.
»Vater, ich liebe dich. Eine Zeit lang war ich böse auf dich, das stimmt. Dunning hat mir einen Teil meines Lebens gestohlen, aber jetzt habe ich Liam. Ich weiß nicht, was aus mir geworden wäre, wenn ich ihn nicht getroffen hätte.«
Mein Vater schlug die Augen nieder und schnupfte. Sein Zeigefinger strich über den Goldreif, der meinen Finger umspannte.
»Es ist ja nicht so, dass ich deinen Erzählungen keinen Glauben schenken würde«, meinte er zögernd, »aber diese Highlander sehen oft so barbarisch aus. Wenn ich mir meine Tochter in den Händen eines dieser Grobiane vorstelle... Meine Sorge ist mehr als berechtigt.«
»Ja, das muss ich zugeben«, antwortete ich lächelnd, weil ich an meine erste Begegnung mit Liam dachte, bei der er mir, ehrlich gesagt, auch nicht viel Vertrauen eingeflößt hatte! »Aber ich kann dir versichern, dass er sehr gut zu mir ist.«
»Also wird Liam jetzt wegen deiner Tat angeklagt, womit deine Lage sich nicht wirklich verbessert hat, da du inzwischen mit ihm verheiratet bist!«
»Ich weiß«, flüsterte ich betrübt.
»Was wollt ihr anfangen? Du wirst mir zustimmen, dass Edinburgh kein guter Platz ist, um sich zu verstecken.«
»Er möchte, dass ich so lange bei dir bleibe, bis er eine Lösung für unser Problem gefunden hat. Natürlich nur, wenn es dir recht ist.«
»Das ist doch das Mindeste, das ich für dich tun kann, meine Tochter. Ich werde in der Werkstatt schlafen, und ihr nehmt mein Zimmer.«
»Was ist eigentlich mit Patrick und Matthew?«
»Ich sehe sie nicht besonders oft, verstehst du«, erklärte er matt. »Patrick ist sehr beschäftigt mit seinen politischen Geschichten. Er verkehrt in den Salons und den gut besuchten Tavernen und wohnt inzwischen in Marlin’s Wynd. So, wie er redet, habe ich den Eindruck, dass er sich am Rande der jakobitischen Zirkel bewegt.«
Er nahm noch einen Schluck Bier und sah sich besorgt um.
»Ich vermeide es, mit ihm darüber zu sprechen, denn ich will ihn nicht in Schwierigkeiten bringen. Die Jakobiten werden von der Regierung nicht besonders geschätzt.«
»Ich weiß.«
»Was Matthew angeht, so ist es eher seine enge Beziehung zum Whisky, die mir Sorgen bereitet. Der Krieg hat ihn nicht umgebracht, aber ich fürchte, dass es dem Alkohol gelingen wird. Ich treffe ihn nur ab und zu in einer dieser billigen Tavernen.«
Seine Augen verrieten eine tiefe Trauer.
»Und du, Vater, wie geht es dir?«
»Mir? Ach, das geht schon, mein Kleines. Carmichael bezahlt mich einigermaßen gut. Ich mag meine Arbeit. Mein Zimmer ist behaglich, wenngleich klein, aber die Wirtin, Mrs. Hay, ist eine Köchin, die ihresgleichen sucht. Ich glaube sogar, dass sie eine Schwäche für mich hat«, setzte er strahlend lächelnd hinzu.
»Aber Vater!«, rief ich in gespielter Empörung aus.
»Du weißt genau, dass niemand je den Platz deiner Mutter in meinem Herzen einnehmen wird«, erklärte er leicht melancholisch. »Doch ich muss gestehen, dass mir gelegentlich die Wohltaten weiblicher Gesellschaft fehlen, verstehst du?«
Die fragliche Mrs. Hay war in der Tat sehr liebenswürdig, und ihre Kochkünste waren über jeden Zweifel erhaben. Während ich den letzten Bissen ihres Rinderragouts mit Zwiebeln verspeiste, überlegte ich, dass ich mir unbedingt einige ihrer Rezepte notieren musste, bevor ich wieder abreiste.
Sie hatte sich einverstanden erklärt, uns beide, Liam und mich, zu beherbergen, unter der einzigen Bedingung, dass mein Vater damit einverstanden war, in ihrer Abstellkammer zu nächtigen. Vater hatte Recht, sie hatte ein Auge auf ihn geworfen. Sie umkreiste ihn wie eine Spinne, die ihr Netz um ihre Beute spinnt. Bald würde mein Vater nicht mehr ohne diesen gemütlichen Kokon auskommen können, und dann... Doch ich erriet ziemlich rasch, dass mein Vater mehr als willig und zufrieden mit seinem Los war.
Nach dem Mittagessen ging Liam, um Donald und Niall zu treffen, die er über die neuesten Ereignisse ins Bild setzen wollte, und sich um die Pferde zu kümmern. Vater kehrte in den Laden zurück, während ich im Zimmer blieb und mich ausruhte. Mrs. Hays Haus lag in Cowgate. Es war ein schmales Gebäude mit drei Etagen, eingezwängt zwischen dem Laden eines Schneiders und einem Privathaus. Die Besitzerin bewohnte die untersten beiden Etagen und vermietete die dritte und das Dachgeschoss. Der Mietpreis schloss die Mahlzeiten, das Saubermachen und die
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