Schwert und Laute
Argyle sich je gegenübersehen musste.«
»Ich finde das Ganze reichlich ironisch. Campbell hat das wahrscheinlich für den Rest seiner Tage bitterlich bereut.«
»Jedenfalls bis zu seiner Enthauptung wegen Hochverrats zu Beginn der Restauration von 1660.«
»Dann bezweifle ich, dass Breadalbane ihn freundlich aufnimmt.«
»Das bezweifle ich ebenfalls.«
Ich trank einen Schluck Wein und verschüttete dabei etwas. Liam sah zu, wie der dunkle Tropfen auf meiner Haut, die im Mondlicht weiß erschien, meinen Kurven folgte. Dann nahm er mein Glas und goss noch mehr auf meine Brust.
»Was machst du denn da?«
Seine Zunge folgte der lauwarmen Flüssigkeit. Der harzige, süße Duft des Weins stieg mir zu Kopf, und ich erschauerte genüsslich unter dieser köstlichen Liebkosung.
»Ich habe noch Hunger, a ghràidh mo chridhe ...«
18
Der Mensch ist des Menschen Wolf 16
Der leise Kopfschmerz, mit dem ich meinen Tag begonnen hatte, verstärkte sich auf dem langen Ritt nach Carnoch rasch. Ich verkroch mich unter meinem Plaid, um mich vor dem leichten Sprühregen zu schützen, der uns bis auf die Knochen durchnässte.
Die Brigade bestand inzwischen aus sechsundzwanzig Kriegern, die mit langen Messern, Schwertern, Pistolen, Musketen sowie der Furcht erregenden Lochaber-Axt bewaffnet waren, die zusätzlich mit einem Haken ausgestattet war und die manche allen anderen Waffen vorzogen. Ich hatte mit einem Mal den sonderbaren Eindruck, in den Krieg zu ziehen, und fühlte mich mit meinem Dolch und meinem Messer ziemlich schlecht ausgestattet.
Eine gewisse freudige Erwartung beseelte die Reihen. Ich wusste genau, dass die kommenden Tage, und erst recht die Wochen, die ihnen folgen würden, alles andere als eine Vergnügungspartie werden würden; doch nach der Miene der Männer zu urteilen, fühlten sie sich, als wäre dem so. Nur Liam schien diese Stimmung nicht zu teilen. Etwas bereitete ihm Sorgen.
Er fühlte sich beobachtet, wandte sich um und sah mich spöttisch an.
»Geht es deinem Kopf besser, a ghràidh ?«
»Ja«, gab ich kurz zurück, obwohl das nicht stimmte.
Er verzog skeptisch den Mund und streckte die Hand aus, um mir mit den Fingerspitzen über die Wange zu streichen.
»Und, sollen wir das wiederholen?«, fragte er lachend.
»Liam!«, empörte ich mich und warf einen verlegenen Blick in die Runde.
»Was wollt ihr wiederholen?«, sagte jemand hinter uns.
Ich schlug das Plaid über mein rot angelaufenes Gesicht und überließ es Liam, Adam Cameron, der zu uns aufgeschlossen hatte, eine Antwort zu geben.
»Ein mitternächtliches Bad.«
Er sah mich achselzuckend an, als wolle er sagen: Was hätte ich ihm sonst antworten sollen ? Ich streckte ihm drohend die Zunge heraus, worauf er erst recht grinste. Adam tat höflicherweise, als hätte er nichts gehört, und sprach Liam direkt an.
»John Cameron möchte mit dir reden.«
Liam drehte sich im Sattel, um festzustellen, wo der besagte Mann sich befand, und wandte sich dann zu mir um.
»Es wird nicht lange dauern.«
»Lass dir ruhig Zeit, sie ist in guten Händen«, meinte Adam.
»Pass auf, Adamh, sie beißt«, warnte Liam ihn lachend und ritt davon, zum Ende des Konvois.
»Ihr müsst wirklich eine Selkie sein«, versetzte Adam plötzlich, nachdem Liam sich entfernt hatte.
»Warum sagt Ihr das?«
»Ihr habt ihn verwandelt. Ja, ich glaube, das ist das richtige Wort«, erklärte er kopfschüttelnd.
»Ah ja? Und auf welche Weise?«
»Nachdem er seine Frau und seinen Sohn verloren hatte, ist Liam sehr verschlossen und einsam geworden. Er konnte tage-, ja sogar wochenlang in seinen Bergen verschwinden. Ich glaube, er zog die Gesellschaft der Wildkatzen der von Menschen vor. Es ist sehr, sehr lange her, dass ich ihn so glücklich und frei habe lachen sehen.«
Er reichte mir eine Feldflasche mit Whisky, doch ich lehnte höflich ab und verzog das Gesicht. Er selbst nahm einen kräftigen Schluck und fuhr dann fort.
»Aus diesem Grund habe ich Euch eine Selkie genannt. Liam ist Frauen immer aus dem Weg gegangen... nun ja, jedenfalls solchen, die einen Ehemann suchten. Und eines schönen Tages erfahren
wir, dass er eine Fremde mit Haaren so schwarz wie die Nacht geheiratet hat. Ihr müsst ihn wirklich verhext haben.«
Er betrachtete mich mit kaum verhohlener Begierde.
»Ihr besitzt wahrhaftig alle Eigenschaften einer Selkie. Man sagt, sie seien von unwiderstehlicher Schönheit.«
Vor Verlegenheit wurden mir die Wangen heiß, und ich wandte einen Moment
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