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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Langsam schlug er die Augen auf und sah mich verdutzt an.
    »Machst du Scherze?«
    »Ganz und gar nicht«, gab ich zurück. »Ich möchte, dass du mir beibringst, wie man eine Waffe lädt und abfeuert...«
    »Das ist doch kein Spielzeug, und auch nicht die Art von Waffe, die eine Frau führen sollte! Du wirst es nie fertig bringen, auf das Herz eines Mannes zu zielen. Höchstens wirst du es schaffen, ihn ins Bein zu treffen, und dann kann er immer noch zurückschießen. Falls du dir nicht selbst in den Fuß schießt!«
    »Ich will es trotzdem versuchen.«
    Er richtete sich auf, rieb sich die frisch rasierte Wange und drehte sich zu mir herum.
    »Ich hoffe nur, dass mir das später nicht leid tut«, murrte er.
    Er zog seine Pistole aus dem Gürtel, fasste sie am Lauf und reichte sie mir. Ich nahm die Waffe in die Hände, wog sie ab und hantierte ungeschickt damit. Die Pistole war sehr schwer. Liam
saß im Schneidersitz da, hatte die Ellbogen auf die Knie gestützt und sah mir zu.
    Der Beschlag leuchtete in der Sonne auf, und ich bemerkte einen Schriftzug direkt unterhalb des Hahns.
    »Lamarre?«, fragte ich und zog die Augen zusammen. »Ist das der Name des Vorbesitzers?«
    Liam brach in schallendes Gelächter aus.
    »Nein, das ist die Signatur des Büchsenmachers, Jacques Lamarre. Ich habe mir die Pistole vor zwei Jahren aus Paris kommen lassen.«
    »Ach so! Kannst du mir erklären, womit ich anfangen soll?«
    »Nun, zuerst einmal solltest du niemals die Waffe auf jemanden richten, außer du hast vor, ihm ein Loch in den Pelz zu brennen«, sagte er und schob den Lauf, der auf ihn gerichtet war, beiseite. »Die Pistole ist geladen, Caitlin.«
    Mir wich das Blut aus den Wangen.
    »Du hältst die Waffe fest in der Hand, so«, sagte er und legte sie mir hinein. »Dann ziehst du die Raste des Ladehebels zurück, so, setzt den Hahn auf den Ladehebel, zielst, und dann drückst du den Abzug.«
    »Das ist ja ein Kinderspiel!«, rief ich erstaunt aus.
    »Wenn man so will, ja; aber es kommt darauf an, gut zu zielen und den Rückstoß abzufangen. Möchtest du es probieren?«
    »Darf ich?«
    Er erhob sich und streckte mir die Hand entgegen, um mir aufzuhelfen. Dann zog er mich zu einem halb eingestürzten Steinmäuerchen. Er nahm mir die Waffe aus der Hand und zeigte mir die Haltung, die ich einnehmen sollte.
    »Du stützt dich auf die Mauer, so. Halte die Waffe mit beiden Händen und lass einen Finger auf dem Abzug. Mit einer Hand kannst du die Pistole nicht beherrschen. Du visierst die Mauer da drüben an und drückst den Abzug.«
    Er reichte mir die Pistole zurück, und ich nahm leicht zitternd die Haltung ein, die er mir gezeigt hatte.
    »Ich muss dich warnen, dass die Waffe beim Abfeuern zurückschlägt. Streck die Arme ganz aus und halte sie angespannt, sonst läufst du Gefahr, dich zu verletzen.«

    Er lächelte, als er meine unentschlossene Miene sah.
    »Bist du dir sicher, dass du es versuchen willst?«
    »Allerdings«, gab ich tief gekränkt zurück.
    Ich nahm meine Position wieder ein und schloss kurz die Augen, um tief Luft zu holen, denn ich zitterte, und mein Puls beschleunigte sich. Schließlich drückte ich auf den Abzug.
    Der Schuss krachte wie ein Donnerschlag. Die Wucht des Rückschlags setzte sich durch meinen ganzen Körper fort, und ich wurde nach hinten geschleudert. Liam hielt mich mit eisenharter Faust zurück, sonst wäre ich auf den Rücken gefallen. Langsam verzog sich der Pulverdampf. Ich hustete und rieb mir die brennenden Augen.
    »Geht’s wieder?«
    »Ich spüre meine Arme nicht mehr«, murrte ich, immer noch unter Schock stehend.
    »Möchtest du es noch mal versuchen?«, spöttelte er lachend. »Für das erste Mal war das gar nicht übel. Vielleicht triffst du beim nächsten Schuss ja sogar die Mauer.«
    Ich warf ihm einen finsteren Blick zu.
    »Zeig mir, wie man nachlädt, dann ist es für heute genug.«
    Ich gab ihm die Pistole zurück und rieb mir die schmerzenden Schultern. Liam kramte in seiner Patronentasche herum und zog eine Papierkartusche hervor.
    »Gut, einverstanden«, sagte er und legte die Waffe in seine linke Hand. »Zuerst öffnest du die Pulverkammer, hier, und machst sie mit dem Daumen sauber. Du nimmst die Kartusche zwischen die Zähne, um sie aufzureißen, und schüttest ein wenig Pulver in die Pulverkammer, die du dann wieder schließt. Nur ein wenig, sonst explodiert die Pistole dir ins Gesicht.«
    Mit raschen, präzisen Bewegungen ließ er seinen Worten die Tat

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