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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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sie wären es, denen vor meinen Augen Gewalt angetan wurde... Ich versichere dir, bei dem Gedanken ist mir die Lust rasch vergangen.«
    Ich antwortete nichts auf sein Geständnis. Er drehte den leeren Becher zwischen den Fingern.
    »Was hättest du getan, wenn ich mit ‹Ja‹ geantwortet hätte?«
    »Ich hätte deine Pistole genommen«, gab ich sarkastisch zurück.
    Er lächelte mir zu, goss jedem von uns noch ein dram Whisky ein und hob seinen Becher.
    »Air do shlàinte, Ban-abhistar Dubh! Auf dein Wohl, schwarze Furie!«

    Kurz nach dem Abendessen tauchte Gibbon, dessen Pferd der Schaum vor dem Maul stand, in der Herberge auf. Die Banditen hatten den Köder geschluckt. Colin und die beiden anderen versuchten, ihren Aufbruch noch ein paar Stunden zu verzögern, was uns eine Nacht Vorsprung verschaffte. Ich war nicht gern bei Nacht unterwegs. Ohnehin fragte ich mich, wie es diese Highlander schafften, sich in den Bergen, die in meinen Augen alle gleich aussahen, nicht zu verirren.
    Liam ritt zusammen mit dem Campbell-Mädchen vor mir her. Im Mondlicht konnte ich die schmale Gestalt Catriònas erkennen, die im Schrittrhythmus des Pferdes auf- und abhüpfte. Seltsamerweise leistete sie nicht den geringsten Widerstand und tat gehorsam alles, was man ihr befahl. Ihr Blick, dem ich bei unserem Aufbruch begegnet war, wirkte leer und ausdruckslos. Ich konnte darin weder Furcht noch Zorn erkennen, als wäre es ihr vollkommen gleichgültig, was mit ihr geschah.
    Nach einem mehrstündigen Ritt erreichten wir die Umgegend
des Loch Treig. Ich war erschöpft und gefährlich nahe daran, einzuschlafen. Noch eine Meile weiter, und ich würde mich unweigerlich unter Ròs-Muires Hufen wiederfinden. Liam nahm mich auf seinen Sattel. Ich warf einen letzten Blick auf das Naturschauspiel des lang gestreckten Sees, der sich, so weit das Auge reichte, zwischen steilen, zerklüfteten Felswänden erstreckte. Tausend Funken schienen auf dem leicht bewegten Wasser zu glitzern. Das war das Letzte, an das ich mich erinnerte, bevor wir in den Pass von Leachacan einritten, der letzten Etappe vor dem Wald von Leachacan.

    Die Sonne war schon lange aufgegangen, als ein lauter Disput zwischen zwei Hähern mich weckte. Ich lag, eingewickelt in meinen wollenen Umhang, auf einem Moosbett, das angenehm nach feuchter Erde duftete. Abgesehen von Niall, der mir den Rücken zuwandte, war niemand zu sehen, und alles war still.
    Ich reckte mich träge auf meinem provisorischen Lager und stand dann auf. Niall, der den Auftrag erhalten hatte, auf mich Acht zu geben, bot mir Haferkekse und Wasser an und führte mich dann zu der Stelle, wo die Männer geduldig auf Colins Leute und auf die Faolean, die »Wölfe«, warteten, wie sie Campbells Bande inzwischen nannten.
    Die Falle war aufgestellt. Liam war mit zwei Gefährten davongeritten, um weiter unten an der Straße zu warten. Ihre Aufgabe war es, die Wölfe in unsere Richtung zu locken. Eine fest an einen Baum gebundene Schnur lag quer über dem Weg und würde, einmal stramm gezogen, dafür sorgen, dass die Reiter, die diesen Weg einschlugen, abgeworfen wurden. Im Farn und in den Büschen versteckt, warteten die Männer auf den richtigen Moment, um zum Angriff überzugehen.
    Adam Cameron gab gerade Befehl, in einiger Entfernung eine zweite Schnur anzubringen, als er mich sah.
    »Habt Ihr gut geschlafen?«, fragte er und schenkte mir sein charmantes Lächeln.
    »Wie ein Säugling. Ich weiß nicht einmal mehr, wie ich vom Pferd heruntergekommen bin.«
    Er räusperte sich und warf einen Blick in die Runde, bevor er
mich wieder ansah. Seine Züge waren abgespannt und seine Augen durch den Schlafmangel gerötet, doch er wirkte nicht beunruhigt.
    »Hier könnt Ihr nicht bleiben, Caitlin, das ist zu gefährlich.«
    Ich hatte vorausgesehen, dass man mich von dem eigentlichen Kampf fernhalten würde. Daher zuckte ich nicht mit der Wimper, sondern wartete auf weitere Anweisungen.
    »Etwas weniger als eine Meile entfernt liegt eine kleine Hütte. Dort bleibt Ihr zusammen mit Mistress Catriòna, und Niall wird Euch bewachen. Anscheinend will Liam niemand anderem Euren Schutz anvertrauen.«
    »Das ist sehr freundlich von ihm. Wo befindet sich das Mädchen jetzt?«
    »Sie ist schon dort.«
    »Und Liam...«
    Er zögerte, da er meine Besorgnis bemerkte, und versuchte vergeblich, mich zu beruhigen.
    »Liam ist ein ausgezeichneter Krieger, Caitlin. Er führt das Schwert, als wäre er damit auf die Welt gekommen.«
    Ich gab ihm

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