Schwert und Laute
sterben, als zu ihm zurückzukehren. Eher bringe ich mich um, das schwöre ich...«
Sie war totenbleich geworden. Mein Herz zog sich zusammen. Ich konnte nicht einfach hier sitzen und nichts tun. Ich erinnerte mich an den Tag, an dem Ewen mich gegen die Waffenladung ausgetauscht hatte. An den völlig willkürlichen Dolchstoß, die Klinge an meinem Hals. Dieser Mann war wirklich ein Stück Dreck. Auf keinen Fall durfte er seine Schwester wieder in die Hand bekommen. Ich musste an den Platz, wo die Männer im Hinterhalt lagen, und Adam bitten, dass er Catriòna weit von hier wegbringen ließ.
Nialls kräftige Silhouette zeichnete sich draußen im Dämmerlicht ab. Er würde mich bestimmt nicht gehen lassen... Ich musste mir etwas ausdenken.
»Hört mir gut zu, Catriòna«, flüsterte ich und sah ihr direkt in die Augen. »Ihr müsst mir helfen, hier herauszukommen, ich muss mit jemandem sprechen.«
Sie nickte.
»Niall hat den Befehl, mich zu beschützen. Ich werde ihm sagen, dass Ihr in den Wald gehen müsst, um Euch zu erleichtern. Währenddessen schleiche ich mich unauffällig davon. Einverstanden?«
»Ja.«
Sie stand auf, schüttelte ihre Röcke aus und lächelte mir schwach zu.
»Niall ist ein guter Junge, er wird Euch kein Leid antun.«
Catriòna schlug die Augen nieder.
»Ich wollte Euch noch danken, wegen neulich nachts ...«, flüsterte sie schüchtern.
»Keine Ursache«, sagte ich und strich ihr über die Hand.
Ich tastete mich zwischen den Bäumen voran und begann mich ernstlich zu fragen, ob ich mich nicht in der Richtung geirrt hatte, als ich aus der Hütte getreten war. Niall hatte Catriòna ohne Murren an den Waldrand geleitet, und ich hatte mich währenddessen in die Natur davongemacht. Schließlich glaubte ich, zwischen den Baumkronen über mir ein Stückchen violetten Himmel zu erkennen, und dann zeichnete der Weg sich vor mir ab. Ich war erleichtert.
Als ich die Stelle erreichte, war alles still. Die Schnur lag quer über dem Weg, zwischen den Bäumen, wo sie jederzeit gespannt werden konnte, aber es war niemand zu sehen. Plötzlich umfasste mich ein Arm und zerrte mich ins Farnkraut. Dann war der Angreifer über mir und legte eine Hand über meinen Mund.
»Verflucht, was habt Ihr hier zu suchen!«, zischte er.
Ich konnte nicht sehen, mit wem ich es zu tun hatte, aber nach dem Klang der Stimme vermutete ich, dass es sich um Alasdair Macdonald handelte.
»Ich muss mit Euch über Catriòna sprechen.«
»Das ist wirklich nicht der richtige Moment, um Konversation zu treiben, Caitlin«, knurrte er. »Und jetzt tut mir einen Gefallen und geht zurück.«
»Wo ist Adam? Ich muss ihm etwas wegen Catriòna sagen. Er muss sie weit weg von hier bringen ...«
»Dazu ist es ein wenig spät, meine Schöne. Stuart MacPhail hat uns eben Bescheid gegeben, dass sie kommen. Es ist nur noch eine Frage von Minuten. Himmelherrgott nochmal, Caitlin!«, schimpfte er, völlig außer sich. »Liam wird mir das Fell abziehen, wenn er hört, dass Ihr hier wart. Wo steckt dieser Idiot Niall?!«
»Es ist nicht seine Schuld, ich habe ihn getäuscht«, gab ich gereizt zurück. »Ihr dürft ihm deswegen keine Vorwürfe machen.«
»Schön, jetzt hört mir gut zu, ich werde es nicht zweimal sagen. Ihr schlagt Euch jetzt in den Wald, so weit wie möglich. Sucht Euch eine Deckung, einen Baumstamm, einen Felsbrocken, ganz gleich was, und versteckt Euch.«
»Aber ich sehe ja nicht einmal die Hand vor Augen!«, widersprach ich.
»Das ist nicht der richtige Moment, sich kindisch anzustellen«,
gab er zurück und versetzte mir einen Stoß in den Rücken. »Habt Ihr eine Waffe?«
»Mein Messer und meinen Dolch.«
»Gut. Und jetzt, um der Liebe Gottes willen, rennt!«
Ich drehte mich auf dem Absatz um und stürzte mehrere Dutzend Schritte durch die Dunkelheit, bis ich einen dicken, moosbewachsenen Baumstamm fand, hinter den ich mich kauerte und so klein wie möglich machte. Lange brauchte ich nicht zu warten. Schon hörte ich das Hämmern von Hufen, die sich im gestreckten Galopp näherten. Mein Puls schlug schneller, und der Druck auf meiner Brust nahm immer mehr zu, so dass ich kaum Luft bekam. Dann war der Wald mit einem Mal von dem unheimlichen Zischen erfüllt, mit dem Schwerter aus der Scheide gezogen wurden...
Mit einem Mal erscholl ein entsetzlicher Schrei, der mich erstarren ließ, und dann donnerten Pferde ganz nah an mir vorbei und verteilten sich in den Wäldern. Eine zweite Horde näherte sich mit großer
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