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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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befleckte. Ich riss ihm das Kleidungsstück aus den Händen, warf es über meine Schultern und bemühte mich, die Spuren meines schändlichen Verbrechens zu verbergen.
    »Was ist das?«
    Ich stieg von meiner Stute und ging mit raschen Schritten zu einer kleinen Bank, die unter einem Baum stand. Doch Colin holte mich mit drei Schritten ein und drehte mich auf dem Absatz um, so dass ich ihn ansah. Mit einem kurzen Ruck zog er an dem Umhang, um ihn zu öffnen, und betrachtete verblüfft meine Kleidung.
    »Ist das Blut?«, verlangte er ausdruckslos zu wissen.

    Ich versuchte mich loszumachen, doch er ließ nicht locker.
    »Ist das Blut?«, wiederholte er etwas barscher.
    »Ich brauche Euch keine Rechenschaft abzulegen.«
    Meine Antwort stellte ihn nicht zufrieden. Er berührte mein Hemd und führte dann die Finger an die Nase.
    »Verflucht! Wo habt Ihr Euch verletzt?«
    »Mir geht es sehr gut... nun ja, den Umständen entsprechend.«
    »Aber ... das?«
    »Das ist... Ich...«
    »Hat Liam das getan?«
    Seine Stimme war hart. Er hatte mich an den Schultern gepackt, wodurch der Schmerz meiner Verbrennung wieder aufflammte. Ich stieß einen Schrei aus.
    »Tut mir leid«, beeilte er sich zu sagen und ließ mich los.
    Sein Blick wurde eindringlicher.
    »War das Liam?«
    »Nein. Euer Bruder hat nichts damit zu tun, und das ist auch nicht mein Blut.«
    »Also?«
    »Das eines Bastards«, versetzte ich.
    Verständnislos sah er mich einen kurzen Moment an. Dann breitete sich Entsetzen auf seinen ansehnlichen Zügen aus. Schwer zu sagen, was ihn mehr anwiderte: der Umstand, dass ich einen Menschen hatte töten können, oder der Grund, der mich dazu gebracht hatte. Ich sollte es in diesem Moment nicht erfahren, denn Liam kehrte zurück. Sein Gesicht war grau. Er stützte sich gegen die Steinmauer und fuhr sich mit der Hand gedankenverloren durchs Haar.
    »Bitte die Männer, ein Loch zu graben«, befahl er Colin dann unvermittelt. »Wir werden ein Gebet für ihn sprechen. Da ist nichts mehr zu machen.«
    Eine Stunde später hatte Rodaidh den Geist aufgegeben und war am Waldrand begraben worden. Ein Knie auf den Boden gesetzt, beendete Liam ein kurzes Gebet, bekreuzigte sich und stand auf. Schweigend nahm er das Schwert des Verstorbenen und murmelte einige Worte. Dann küsste er die Klinge und ließ sie in
seine leere Schwertscheide gleiten. Der Bauer war für seine Unannehmlichkeiten entschädigt worden, und wir saßen alle wieder im Sattel.
    Colin warf Liam eine Pistole zu, die er rasch lud und in seinen Gürtel steckte. Die Rache suchenden Highlander brachen jetzt zum Herrenhaus auf. Jetzt brannten sie erst recht darauf, ihre beschlagnahmten Waren wieder in die Hand zu bekommen. Und ich steckte ganz ohne mein Zutun in dieser Angelegenheit. Nun ja, vielleicht hatte ich ja dem Schicksal ein wenig nachgeholfen, aber jetzt war ohnehin nichts mehr daran zu ändern.
    Kurz schloss ich die Augen und sah wieder das dicke Schweinsgesicht Lord Dunnings vor mir, nur wenige Herzschläge vor dem tödlichen Stich. Mir wurde ganz übel vor Entsetzen über meine Tat, und ich holte tief Luft, um das Gefühl zu vertreiben. Ich hatte getötet. Wenn ich versucht hätte, auf sein Herz zu zielen, wäre ich gewiss gescheitert. Dieser Mann hatte nie eines besessen.
    Dann wandten sich meine Gedanken Lady Catherine zu. Um sie tat es mir aufrichtig leid. Ich hatte sie verraten. Abgesehen von Tante Nellie war sie die einzige, die mir in den letzten Jahren so etwas wie eine Mutter gewesen war. Ich sah zum Himmel auf, wo die Sterne glitzerten. Ach Mutter! Wenn du nicht so früh gestorben wärest, dann stünde ich heute bestimmt nicht hier. Ich weiß, dass ihr über mich wacht, du und die kleine Myrna. Zeigt mir den Weg. Vater kann nichts mehr für mich tun. Nur ihr, mit Gottes Hilfe.
    Unauffällig wischte ich mir eine Träne von der Wange und schniefte in meinen Ärmel.
    »Hier, das wird Euch guttun.«
    Ich fuhr zusammen. Colin reichte mir eine lederbezogene Feldflasche. Ich nahm einen kräftigen Schluck und wäre fast erstickt. Der Whisky brannte in meiner Kehle, doch kurz darauf verbreitete sich eine tröstliche Wärme durch meinen Körper und besänftigte kurzzeitig meine Seele.
    »Ich... ich dachte, das wäre Wasser«, stieß ich mit tränenden Augen hervor.
    »Vergebt mir, Mistress.«
    »Es geht schon...«
    Ich warf ihm einen Seitenblick zu. Colin betrachtete seinen Sattelknauf
und sah aus wie ein kleiner Junge, der eine Dummheit gemacht hat und jetzt auf

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