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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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seine Tracht Prügel wartet. Ich gab ihm seine Flasche zurück und dankte ihm. Die Gruppe setzte sich in Bewegung, und ich folgte ihr, flankiert von den beiden Brüdern, schicksalsergeben.
    »Wir würden niemals einer Frau ein Leid antun, nicht einmal einer Sassanach «, sagte Colin nach kurzem Schweigen.
    »Versucht nicht, Euch zu rechtfertigen. Ihr wollt Eure Waffen, und ich... meine Freiheit.«
    »Die werdet Ihr auch bekommen, darauf haben wir einen Handel abgeschlossen«, versicherte Liam. »Ich halte mein Wort immer.«
    Colin beobachtete mich unablässig, während sein Bruder von neuem in seinen Gedanken versank.
    »Wie lange seid Ihr schon in Schottland ...? Ich habe Euren Namen vergessen.«
    »Caitlin, und ich glaube nicht, dass ich ihn Euch genannt habe. Wir haben Belfast vor ungefähr zwei Jahren verlassen; mein Vater, meine zwei Brüder und ich.«
    »Und Eure Mutter?«
    Ich sollte diesem Fremden also meine Lebensgeschichte erzählen! Merkwürdigerweise fühlte ich mich nicht einmal abgeneigt. Seit ich nach Dunning Manor gekommen war, hatte sich abgesehen von Lady Catherine niemand wirklich für mein Schicksal interessiert.
    »Sie ist bei der Geburt meiner kleinen Schwester Myrna gestorben. Und das Kind ist zwei Tage später ebenfalls dahingegangen, Gott sei ihrer Seelen gnädig«, erklärte ich und warf einen Blick gen Himmel. »Damals war ich erst sieben. Meine Tante Nellie hat mich großgezogen. Sie ist die ältere Schwester meines Vaters. Arme Tante Nellie«, seufzte ich, »sie hatte es wirklich nicht leicht mit mir. Ich habe bei allen Streichen meines Bruders Patrick mitgemacht und bin dann mit zerrissenem, schmutzigem Kleid nach Hause gekommen. Sie hat sogar gedroht, mich wie einen Jungen anzuziehen. Nichts wäre mir lieber gewesen, aber natürlich habe ich mich gehütet, das zuzugeben. Doch es war nicht einfach, in einem Kleid auf Bäume zu klettern oder über Mauern
zu steigen. Ich habe meine Brüder beneidet, weil sie Jungen waren.«
    »Mir gefallt Ihr als Mädchen eigentlich ganz gut. Und wo sind Eure Brüder jetzt?«
    »In Edinburgh, bei meinem Vater. Mein Vater ist Goldschmiedemeister. Früher, in Belfast, hatte er einen eigenen Laden. Er ist außerordentlich begabt. Sein Geschäft florierte, und seine Kunden zahlten gutes Geld für seine Erzeugnisse. Aber mein Vater war Katholik. Als die Verfolgungen begannen, kamen immer weniger Kunden. Er musste seinen Laden schließen, weil er die Miete nicht mehr bezahlen konnte. Ein wenig Arbeit fand er schon, aber er konnte uns nicht mehr richtig unterhalten. Ich nehme es ihm nicht übel... Er weigerte sich zu konvertieren. Dieses Versprechen hatte meine Mutter ihm vor ihrem Tod abgenommen. Sie hätte lieber in der Hölle gebrannt, als zuzulassen, dass er zum Protestantismus übertrat. Das hat uns dann nach Schottland geführt. Hier ist es kein Verbrechen, katholisch zu sein. Glaube ich jedenfalls ...«
    »Noch nicht«, brummte Colin. »Aber was habt Ihr auf Dunning Manor getan?«
    »Einige Wochen nach unserer Ankunft in Edinburgh hat mein Vater mich dort in Stellung gegeben«, erklärte ich düster. »Er arbeitet jetzt um einen Hungerlohn in einer kleinen Goldschmiede-Werkstatt, bei Carmichael Goldsmith, und wohnt in einem winzigen Zimmer im Cowgate-Viertel zur Miete. Lord Dunning war einer von Carmichaels besten Kunden und suchte für seine kranke Gattin eine Gesellschafterin, die lesen konnte. Mein Vater hat mich für die Stellung vorgeschlagen. Er meinte, dort würde ich besser wohnen und essen, und ich könnte gute Manieren lernen. Und außerdem würde man mich gut behandeln«, setzte ich in sarkastischem Tonfall hinzu.
    »Wenn ich mich nicht irre, lag er in letzterem Punkt falsch«, warf Liam ein.
    Ich zuckte zusammen. Anscheinend war ihm kein Wort unseres Gesprächs entgangen. Er sah mich mitleidig an.
    »Hat Euer Vater sich denn nie nach Euch erkundigt?«, begann er erneut. »Ein Vater, der dieses Namens würdig ist, würde seine
Tochter nie an einem solchen Ort lassen... Außerdem kennt man auch in Edinburgh Dunnings Ruf. Hat Euer Vater denn geglaubt, die vielen Schmuckstücke, die er bestellte, seien einzig und allein dazu bestimmt, den Hals seiner Gattin zu schmücken? Herrgott noch mal!«
    »Ich mache Euch darauf aufmerksam, dass es Euch nichts angeht, was mein Vater wusste oder nicht. Er wollte nur mein Bestes ...«
    Errötend schlug ich die Augen nieder. Seit über einem Jahr hatte ich nichts von meinem Vater gehört, und darüber brach mir

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