Schwert und Laute
erklären müssen. Für den Rest bin ich nicht verantwortlich.«
Seine Miene erhellte sich.
»Oh, sieh an! Wenn das nicht die hübsche Dienstmagd ist! Der Sohn des Lords wird hocherfreut sein, dich zu sehen... Er sucht dich überall!«
»Nein... Ihr müsst Euch irren«, kreischte ich und riss mich los. »Ich bin nicht...«
»Schon gut, und ich bin König George. Mir reicht schon, dass man mich weckt, damit ich auf Patrouille gehe, obwohl meine Wache beendet ist...«
»Dann kehrt Ihr eben jetzt ins Land der Träume zurück!«, erklang eine Stimme in unserer Nähe.
Ich hörte einen dumpfen Knall. Der Griff des Soldaten um meinen Arm löste sich, und er fiel zu meinen Füßen zusammen wie ein Sack. Ich begann zu schreien, doch sofort legte sich eine Hand über meinen Mund.
»Tuch ! Pssst! Kein Wort«, flüsterte eine Stimme. »Ich bin’s, Colin. Liam hat mich geschickt, um nach Euch zu sehen, und offensichtlich mit gutem Grund.«
Er rollte den Körper des bewusstlosen Soldaten ins Gebüsch und zog mich dann hinter sich her in den Wald, bis wir von der Straße aus nicht mehr zu sehen waren. Von Panik ergriffen, versuchte ich, mich loszureißen. Er kam mich holen, um mich gegen ihre Waffen auszutauschen. Ich hatte es doch geahnt... Ich hatte gewusst, dass ich den Männern nicht vertrauen konnte.
»Hört auf, Caitlin!«
»Nein! Ich will nicht dorthin zurück! Ihr seid doch nur Bastarde!«
Er schüttelte mich heftig, so dass ich verstummte.
»Es geht doch gar nicht darum, dass Ihr ins Haus zurückkehrt.«
»Sondern?«
»Ich bin gekommen, um nachzusehen, ob es Euch gut geht.«
Einen Moment lang konnte ich nichts sagen.
»Tut mir leid«, schluchzte ich dann. »Ich ...«
»Schon gut, Ihr habt Angst gehabt. Das ist normal und braucht Euch nicht zu beschämen. Weint ruhig, so viel Ihr wollt...«
Immer noch schrecklich aufgewühlt, warf ich mich an seine kräftige Brust und schluchzte jämmerlich. Er streichelte sanft über mein Haar und zerstreute mein Entsetzen mit leisen Worten in der Sprache meiner Heimat. Zärtlich tätschelte er mich, und ich beruhigte mich, wie Bonnie, als er sie vorhin festgehalten hatte.
»Ihr braucht Schlaf, meine Schöne.«
Zur Antwort schniefte ich nur.
»Caitlin ...«
»Hunger habe ich auch«, murrte ich.
Er lachte, so dass mein Kopf auf seiner Brust hüpfte.
»Meine Güte, Frau! Gut, abgemacht. Sobald die anderen zurück sind, besorge ich Euch etwas zu beißen.«
»Haben sie gefunden, was sie suchten?«
»Ich weiß es nicht. Wir waren gerade auf dem Weg zur Kapelle, als Liam mir befohlen hat, zurückzugehen und Euch Gesellschaft zu leisten.«
»Tut mir schrecklich leid, Ihr hättet es gewiss vorgezogen...«
»Nichts hätte ich lieber getan, wenn Ihr die Wahrheit wissen wollt.«
Er zog mich an sich. Seine Lippen glitten über meine Stirn. Mir wurde klar, was er vorhatte, und ich fand, dass ich die Lage wohl am besten von Anfang an klärte. Daher stieß ich ihn ziemlich heftig zurück. Es kam gar nicht in Frage, dass einer der Männer mich anrührte!
»Verzeihung, ich wollte nicht...«
»Ach nein?«
»Ich schwöre es Euch.«
»Wirklich?«
»Nun ja, eigentlich ...«
»Eigentlich, natürlich! Aber was könnte Euch schon davon abhalten, im Wald über eine arme, hilflose Frau herzufallen, weil Ihr ganz genau wisst, dass sie nicht um Hilfe rufen kann, ohne Gefahr zu laufen, sich am Galgen wiederzufinden!«
Ein wenig verunsichert kratzte er sich die Stirn.
»Nichts. Aber ich würde es nicht tun.«
»Und wieso nicht?«
»Weil ich ein Mann von Ehre bin.«
Diese Männer kannten Ehre? Ein Kichern stieg mir in die Kehle, doch ich nahm mich zusammen, weil ich fürchtete, ihn zu beleidigen, denn das hätte ihn vielleicht doch zu weiteren Taten gereizt.
»Colin, Ihr dürft nicht glauben, dass ich...«
Er wartete darauf, dass ich weitersprach.
»Ich bin keine ...«
»Was?«
»Auch wenn ich nur ein einfaches Dienstmädchen bin, bin ich
keine... Also, Ihr dürft von mir nur jene Dankbarkeit erwarten, die tief aus meinem Herzen kommt.«
»Ich weiß«, sagte er knapp.
»Was wisst Ihr?«
»Dass Ihr keine... Ich wollte sagen, dass Ihr nicht...«
»In Ordnung. Ich möchte, dass das ganz klar ist.«
»Es ist vollständig klar. Tatsächlich hat mir noch nie jemand eine Situation so eindeutig auseinandergesetzt! Außerdem... wenn dem so wäre, dann hättet Ihr uns im Austausch für Euer Leben gewiss schon längst Eure... Dienste angeboten.«
Er brach in Gelächter aus.
Weitere Kostenlose Bücher