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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Verlegen stand ich einen Moment lang sprachlos da, doch dann kicherte ich selbst los. Wir ließen uns auf das mit Tannennadeln übersäte Moos fallen. Ein süßer Duft nach Humus und feuchtem Laub stieg mir in den Kopf. Er streckte den Arm aus und berührte mich. Jetzt versuchte ich nicht mehr zu fliehen. Seine Umarmung wärmte mich, und ich schmiegte mich Schutz suchend an ihn. Ich hörte Bonnie in unserer Nähe schnauben und schloss die Augen. Ich wusste nicht warum, doch ich vertraute diesem Mann und seinem Bruder. Vielleicht, weil ich es brauchte. Ich fühlte mich gut, und endlich fielen mir die Augen zu. Widerstandslos ergab ich mich der Müdigkeit, die meinen erschöpften Körper überwältigte.

    Eine Hand schüttelte mich heftig. Aus meinem Schlummer gerissen, blinzelte ich heftig.
    »Los, kommt schon.«
    »Was...?«
    Doch ich bekam keine Erklärung. Die Hand half mir beim Aufstehen. Bruchstückhafte Erinnerungen stellten sich ein: Lord Dunning, wie er in seinem Blut lag; der Highlander, der mich in die Küche zerrte; der Tote, von einer Horde Wilder, ein Libera me auf den Lippen, unter den Bäumen begraben. Und Colin, der mich tröstete.
    Ich versuchte, ihm zu folgen, aber meine Beine vermochten nicht, mit seinem Tempo Schritt zu halten.
    »Langsamer, Colin, ich schaffe es nicht.«
    »Steigt auf meinen Rücken.«

    Schon hatte er sich gebückt, und ich rannte mit voller Wucht gegen ihn.
    »Hochklettern, um Himmels willen!«
    Eine Salve krachte, und ich fuhr zusammen und ließ es mir nicht ein zweites Mal sagen. Ich kletterte auf seinen Rücken und schlang die Arme um seinen Hals. Aber was war geschehen? War das Unternehmen gescheitert?
    »Wohin gehen wir?«
    »Später. Die Garde hat uns entdeckt.«
    »Entdeckt? Aber wie?«
    »Später, Caitlin.«
    Hinter uns hörte ich Männer schreien. Meine Arme legten sich fester um Colins Hals, und ich krallte die Finger in sein Hemd. Er lief noch einige Meter weiter. Die Straße lag ganz in der Nähe und war verlassen.
    »Aber wo...«
    Er legte einen Finger auf meine Lippen, um mir Schweigen zu gebieten, und ich gehorchte. Im Wald war es wieder still. Ich hörte nur Colins keuchenden Atem. Aber wo waren die anderen?
    »Wir warten ... hier eine Weile ...«, flüsterte er mir ins Ohr.
    Die Zeit schleppte sich dahin. Und wenn Liam etwas zugestoßen war? Ich runzelte die Stirn über die Ironie meines Gedankens. Da machte ich mir Sorgen um das Schicksal eines Barbaren, der mich mit Gewalt verschleppt hatte und... Ich musste allerdings gestehen, dass er mir geholfen hatte, mich vorübergehend aus meiner Zwangslage zu befreien. Aber warum hätte ein Mann wie er mich retten sollen? Aus reiner Menschenliebe? Dann ertönte ein gellender Pfiff.
    »Da sind sie!«, rief Colin aus und richtete sich auf.
    Von der Straße her vernahm ich Hufgeklapper. Ein zweiter Pfiff, und dann erschien die Horde von Wilden im Mondlicht, das diesen Teil der Straße erhellte. Zu meiner großen Freude entdeckte ich Bonnie, die hinter ihnen hertrabte. Colin schob mich vor sich her und hob mich auf meine Stute, als sie mich erreichte. Ein Blick zu Liam, der mir zulächelte, verriet mir, dass es ihm gut ging und seine kleine Expedition Erfolg gehabt hatte. Colin sprang hinter mir auf, legte mir einen Arm um die Taille und drückte mich an
seinen Körper. Bonnie schnaubte empört, fiel jedoch gehorsam wieder in Trab.
    »Jetzt könnt Ihr ruhig wieder einschlafen, ich halte Euch fest. Heute Nacht wird Euch kein Leid geschehen, denn ich wache über Euch, meine Schöne. Wir reiten nach Hause.«
    »Nach Hause? Aber ich dachte ...«
    »Tuch! Schlaft jetzt.«

    Ich schlug ein Auge auf. Es war immer noch Nacht. Das Feuer knisterte und erhellte die Granitwand, die sich vor mir erhob. Schatten tanzten darauf. Sie bewegten sich träge, verschmolzen ineinander und verschwanden dann. Vage erinnerte ich mich daran, dass mich jemand auf den Boden gelegt hatte. Ich hatte die Augen geöffnet und war Colins Blick begegnet. Sanft und begütigend hatte er mir im Flüsterton geboten, ich solle schlafen, und ich hatte mich beruhigt fallen lassen. Jetzt wandte ich den Kopf in die entgegengesetzte Richtung, aus der ein leises Schnarchen zu mir drang. Ganz in meiner Nähe schlief Colin auf dem blanken Boden. Er hatte ein Bein angezogen, sein Plaid über den Kopf gezogen, und seine Hand ruhte auf meiner Decke. Ich hatte den eigenartigen Eindruck, dass er sein Revier markierte.
    Etwas weiter entfernt saß, an einen Baum gelehnt, ein

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