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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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ich
Winston und kaute auf den Lippen. Während des Essens war er nicht besonders gesprächig gewesen, und sein Gesicht wirkte ausdruckslos. Er schob seinen Stuhl zurück, erhob sich und ergriff die halb geleerte Bordeaux-Flasche. Es war seine zweite. Gleich bricht er zusammen, dachte ich und sah zu, wie er direkt aus der Flasche trank.
    Er knallte die Flasche geräuschvoll auf den Tisch und torkelte auf mich zu. Mit den Fingern strich er über den gestärkten Spitzenkragen des grünen Seidenkleids. Er hatte mir befohlen, es zum Dinner anzulegen.
    »Du bist noch schöner als in meinen Erinnerungen«, sagte er mit heiserer, belegter Stimme.
    Gierig schielte er in mein Mieder, das mir am Bauch ein wenig zu eng saß. Ich betrachtete die Kerzenflamme, die im Luftzug flackerte.
    »Was wollt Ihr von mir?«
    »Was ich von Euch will? Alles, Caitlin, alles!«, rief er aus und legte die Hände auf meine Schultern. »Ich will Euch ganz und gar besitzen, meine Liebste ...«
    Seine Finger bohrten sich schmerzhaft in meine Haut, als wolle er mir drohen, dann ließ er wieder locker, streichelte meinen Nacken und meine Kehle und schob die Hand dann auf meine Brust zu. Seine Spitzenmanschetten streiften über meine Ohren und meine Wangen.
    »Ihr wisst, dass Ihr meinen Körper mit Gewalt nehmen könnt, wenn Ihr wollt, Winston, denn ich kann mich nicht gegen Euch wehren. Aber das ist auch alles, was Ihr jemals von mir bekommen werdet. Was Ihr auch tut, mein Herz gehört Liam. Ganz werdet Ihr mich nie besitzen... niemals.«
    Ich hatte mit ruhiger, aber schroffer Stimme gesprochen. Seine Hände verhielten zögernd auf meinen Brüsten, die er zu kneten begonnen hatte, und legten sich dann sanft um meinen Hals.
    »Ich werde Euch zwingen, mich zu lieben, Caitlin ...«, flüsterte er mir ins Ohr.
    Mein lautes Lachen hallte durch den Raum, in dem es trotz der herrlichen Gobelin-Wandbehänge kalt war.
    »Mich zwingen, Euch zu lieben?«

    Ich stieß ihn heftig fort. Winston taumelte und hielt sich gerade noch am Tisch fest, der ins Wanken geriet. Die Bordeaux-Flasche stürzte um. Ich betrachtete den dunkelroten Fleck, der sich auf der kostbaren Damastdecke ausbreitete. Plötzlich wurde ein Messer mitten in den Weinfleck gestoßen, und ich fuhr zusammen und blinzelte.
    »Ich werde ihn töten«, zischte er kalt. »Er wird kommen, und ich werde ihn töten. Das hätte ich schon beim ersten Mal tun sollen...«
    »Ihr seid krank, Winston Dunning«, gab ich zurück. »Wenn Ihr ihn tötet, dann bringt Ihr auch mich um. Warum klammert Ihr Euch so an mich? Ich besitze nichts, keinen Titel, kein Vermögen... Am Hof finden sich viel hübschere Frauen als ich...«
    Er packte mich brutal an den Schultern und zog mich an sich, um mich zu küssen. Von ihm ging ein starker Geruch nach Wein gemischt mit Eau de Toilette aus, der mir den Magen umdrehte. Er starrte mich aus seinen blassblauen Augen an. Ich entdeckte eine Spur von Trauer darin, aber ich konnte keinen Funken Mitgefühl für diesen Mann aufbringen.
    »Ich liebe Euch, Caitlin ...«, flüsterte er mit vom Alkohol heiserer Stimme. »Tag und Nacht bin ich wie besessen von Euch... Ich träume nur von dem Moment, in dem meine Hände sich von neuem auf Eure elfenbeinweiße Haut und Euer ebenholzschwarzes Haar legen...«
    Schwankend zog er sich langsam den schwarzen Samtrock aus und knöpfte seine Weste auf. Er trug keine Perücke, und das aschblonde Haar fiel ihm offen auf die Schultern.
    »Ihr könnt doch gar nicht lieben, Winston. Ihr nehmt, aber Ihr gebt nichts dafür. Ihr habt nichts und niemandem gegenüber Achtung. Zweimal habt Ihr für mich bezahlt... Aber Liebe kann man nicht kaufen, ganz gleich, welchen Preis Ihr dafür entrichtet.«
    »Schweigt!«, brüllte er und starrte mich aus seinen kalten Augen an.
    Brutal stieß er mich der Länge nach auf den Tisch. Hass verzerrte sein Gesicht, das im Licht der Kerzen wie eine furchterregende Fratze wirkte. Mit einer Art spöttischer Distanz betrachtete
ich seinen schwankenden Schatten auf der mit scharlachrotem Brokat bespannten Wand.
    Schroff packte er die Vorderseite meines Mieders, zog es heftig nach unten und riss es teilweise auf. Dann sank er, durch seine ruckartige Bewegung aus dem Gleichgewicht gebracht, keuchend auf mir zusammen.
    »Ihr seid betrunken, Winston. So bezecht, dass Ihr es nicht einmal schaffen werdet...«
    Mühsam stützte er sich auf den linken Arm und richtete sich auf; dann bemächtigte er sich brüsk meiner Hand und legte sie auf

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