Schwert und Laute
von der zweiten, dünneren Schnur ab.
»Habt Ihr vor, mich zu töten?«
Meine Lippen begannen unkontrollierbar zu zittern.
»Nicht ich«, erklärte er und warf mir einen grausamen, kalten Seitenblick zu. »Macdonald wird das erledigen...«
Die Worte trafen mich mitten ins Herz. Entsetzt sah ich zu, wie Winston eine der Pistolen fest an der Rückenlehne des anderen Stuhls anband, genau in Höhe meiner Brust. Einen solchen
Wahnsinn hätte ich mir nie vorstellen können. Dieser Mann war wirklich von Sinnen. Eine tiefe Traurigkeit stieg in mir auf, und ich schluckte schmerzhaft, so trocken war meine Kehle. Ich schloss die Augen, um die hervorquellenden Tränen zu unterdrücken, doch vergebens.
Winston hatte sorgfältig ein Ende der Schnur um den Auslöser der Pistole geknotet, die auf mich wies, und war jetzt dabei, das andere Ende am Türgriff zu befestigen. Sobald die Tür sich öffnete, würde der Schuss sich lösen...
»Oh nein! Das könnt Ihr nicht tun, Winston!«, stöhnte ich. »Bringt mich um, wenn Ihr wollt, aber nicht so! Nicht durch Liams Hand! ...Mein Gott, nein! Ihr seid ja noch schlimmer, als ich dachte. Verflucht sollt Ihr sein, Winston Dunning!«, kreischte ich. »Der Teufel wird Euch holen, und Ihr werdet für alle Ewigkeit in der Hölle schmoren! Bastard!«
Er warf mir einen triumphierenden Blick zu und machte sich dann schweigend wieder ans Werk. Er spannte die ungeladene Pistole und öffnete die Tür. Ein unheimliches Klicken hallte durch die Hütte, gefolgt von Totenstille. Mein Gesicht war feucht von Tränen und Schweiß, und Schweißtropfen liefen mir zwischen den Brüsten und über den Rücken hinunter. Das Entsetzen drang mir buchstäblich aus allen Poren. Ich warf mich auf dem Stuhl hin und her, und er fiel auf die Seite und riss mich mit. Winston betrachtete mich verstimmt.
»Sehr gut, Caitlin«, versetzte er sarkastisch. »Daran hatte ich gar nicht gedacht.« Er sah sich im Raum um und entdeckte ein altes Bettgestell, das er zu mir zog. Er band meinen Stuhl an einen der Pfosten und nahm mir damit jede Möglichkeit, mich aus der Schusslinie zu bringen.
»Warum tut Ihr das?«, fragte ich zitternd.
Er schob sein finsteres Gesicht an mich heran und sah mich aus seinen Augen, die doch so schön waren, durchdringend an. So blieb er eine Zeit, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, reglos stehen, und dann küsste er mich heftig. Seine Zunge bahnte sich einen Weg zwischen meine Lippen und zwang mich, sie zu öffnen. Ich konnte nichts mehr gegen ihn ausrichten, war ihm vollständig ausgeliefert. Seine Hand glitt unter meine Röcke und zwischen
meine Schenkel, die ich verzweifelt zusammenpresste. Dann verließen seine Lippen meinen Mund und arbeiteten sich an meinem Hals herunter bis zu meiner Brust vor, die er entblößte, indem er brutal an meinem Mieder riss.
»Caitlin...«, hauchte er und hob erneut sein Gesicht zu meinem. »Meine Aphrodite... Ich leide jetzt schon unter dem, was ich mich zu tun anschicke ...«
Zärtlich strich seine Hand über meine Schenkel.
»Aber wenn ich Euch nicht für mich allein haben kann, dann soll Euch auch kein anderer bekommen. Und da ich mich nicht entschließen kann, Euch selbst zu töten...«
Er unterbrach sich. Mit einem Stöhnen, das wie ein unterdrücktes Schluchzen klang, vergrub er das Gesicht zwischen meinen vor Schweiß glänzenden Brüsten. Einige Zeit später richtete er sich langsam auf und rückte mein Mieder zurecht.
»Ganz gleich, was Ihr vielleicht darüber denkt«, begann er mit belegter Stimme, »ich liebe Euch, Caitlin... Seit dem ersten Tag, als Ihr in den Dienst meiner Mutter getreten seid. Ihr wart so schön, so rein und unschuldig... Eine Vision...«
Ihm versagte die Stimme, und er wandte sich aufgewühlt ab.
»Und dann hat mein Vater, dieser Dreckskerl, Euch beschmutzt... So, wie er es vor Euch schon mit Agnes getan hat. Am liebsten hätte ich Euch zur Frau genommen, Euch weit von ihm fortgebracht... Aber das hätte Vater nie zugelassen. Ich glaube, er hat geahnt, welche Gefühle ich für Euch hegte; und aus Furcht, ich könnte Euch ohne seine Zustimmung nehmen, hat er versucht, mich mit dieser Idiotin Emily Carlisle zu verheiraten. Ich wäre ja in die Kolonien gegangen, auch bis ans Ende der Welt, wenn er es von mir verlangt hätte. Aber nur mit Euch...«
Er unterbrach sich, um mir eine Träne abzuwischen, die über meine Wange lief.
»Mein Vater... ich habe ihn enttäuscht. Ich wollte das Familiengeschäft nicht weiterführen.
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