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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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aus.
    »Doch zum Pech für Euren Freund gehöre ich nicht zu den Männern, die Damen solche Transaktionen antragen«, fuhr er fort und legte die Füße auf den Rand des Schreibtisches. »Gelegentlich weiß ich Lord Dunnings Gesellschaft zu schätzen, denn er besitzt einen ausgezeichneten Weinkeller, und man speist gut bei ihm. Allerdings muss ich gestehen, dass er ein ziemlich gieriger Mensch und bar jeder Moral ist. Ich würde sogar so weit gehen, ihn als pervers zu bezeichnen. Seine Methoden sind nicht die meinen.«
    Davon würde er mich noch überzeugen müssen! Er musterte mich eine kleine Weile mit zusammengezogenen Brauen, legte dann den Kopf zur Seite und begann, mit den Fingern auf seine Armlehne zu trommeln. Ein bösartiges Lächeln umspielte seine Lippen.
    »Er wäre gewiss sehr erfreut, Euch in meiner Obhut zu wissen.«
    »Ihr werdet doch nicht...«, stotterte ich entsetzt.
    »Momentan behalte ich mir meine Entscheidung vor. Ich will Macdonald, und solange ich Euch hier festhalte, wird er zu mir kommen. Wahrscheinlich dreht er in diesem Augenblick auf der Suche nach Euch jeden Stein um. Mit Sicherheit hat er bereits die Leichen seiner beiden unglücklichen Gefährten entdeckt. Kennedy kann ziemlich rabiat vorgehen, aber er ist ein guter Soldat, daher drücke ich ein Auge zu, wenn er wieder einmal über die Stränge schlägt.«
    Er musterte mich aus seinen nussbraunen Augen und lauerte
auf die leiseste Reaktion von mir, doch ich stellte eine gleichmütige Miene zur Schau, was mich enorme Mühe kostete.
    »Euer Gatte bestiehlt die Krone, indem er ihr einen Teil ihrer Steuereinkünfte vorenthält.«
    »Seinem König stiehlt er gar nichts«, erklärte ich betont.
    »Sein König ist Wilhelm von Oranien. Er würde es doch nicht wagen, gegen den von seinem Clan unterzeichneten Eid zu verstoßen, oder?«
    Ich gab keine Antwort und beschränkte mich darauf, das Tintenfass aus Horn, das vor mir stand, zu betrachten.
    »Diese dreckigen Jakobiten«, knurrte er. »Alle bereit, für einen abgesetzten Papistenkönig die Hure zu spielen.«
    »Jedem König die Hure, die er verdient!«
    Er hob den Kopf und sah mich kalt an. Die Worte waren einfach aus mir herausgesprudelt. Ich biss mir auf die Lippen.
    »Hütet Eure Zunge, Madam. Sollten die Highlands Eure guten Manieren verdorben haben?«
    »Nicht die Highlands verderben meine Manieren, Captain, wie Ihr sagt, sondern eher der Umgang mit Männern wie Euch.«
    Er verzog den Mund zu einem schmeichlerischen Lächeln.
    »Ihr besitzt nicht nur ein hübsches Schnäuzchen und ein schönes Hinterteil, sondern sogar noch Witz und Verstand. So langsam verstehe ich, warum Dunning so vernarrt in Euch ist. Also, lassen wir die Artigkeiten beiseite. Euch an Dunning zu verkaufen, wäre möglicherweise eine interessante Option. Ich würde dabei bestimmt ein gutes Geschäft machen. Dunning würde sehr teuer dafür bezahlen, Euch wieder in sein Bett zu bekommen, und wenn Euer Gatte Euch erneut in seinen Klauen wüsste, würde er augenblicklich erscheinen. Dann bräuchte ich nur ein weiteres Mal zuzugreifen.«
    Meine Lippen zitterten. Ich konnte unmöglich noch einmal dorthin... Nein, ich wollte nicht...
    »Wisst Ihr, Captain Turner, was euch Engländer von den Schotten unterscheidet, die ihr so gern als Barbaren und Wilde darstellt?«
    »Nur zu, das könnte mich interessieren.«
    »Der Unterschied ist, dass Ihr Euren Sadismus und Eure Grausamkeit
hinter Eurem affektierten, hochgestochenen Getue verbergt, was Euch in meinen Augen absolut verabscheuungswürdig macht.«
    »Nein, es macht uns zu zivilisierten Wesen, Caitlin Macdonald. Nur wer zur Verstellung in der Lage ist, vermag zu herrschen.«
    Er trat zu mir, nahm eine meiner Haarsträhnen und zog einen Strohhalm heraus.
    »Noch habe ich nicht endgültig entschieden, was ich mit Euch anfangen werde. Vielleicht behalte ich Euch ja doch für mich. Dunning hat mir da einiges verraten, das nachzuprüfen lohnenswert wäre.«
    Ich musterte ihn voller Abscheu und riss ihm mein Haar aus der Hand.
    »Merkwürdig«, sagte ich und tat, als röche ich an seiner Weste, »hier riecht es plötzlich ganz ekelhaft nach Stallmist, findet Ihr nicht?«
    Sein Lächeln verschwand.

    Am nächsten Tag gegen Mittag erfuhr ich endlich, welches Los mir zugedacht war. Man holte mich aus meiner dunklen, feuchten Zelle, um mich auf den Hof zu führen, wo mich Captain Turner, der auf seinem rotbraunen Hengst saß, zusammen mit drei seiner Männer erwartete. Ein

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