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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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die harte Wölbung in seinem Schritt.
    »Unterschätzt mich nicht, Caitlin«, höhnte er.
    »Ihr seid nichts als ein Ungeheuer. Habt Ihr jemals eine Frau anders genommen als durch Gewalt? Vielleicht ist es ja nur das, was Euch erregt«, setzte ich mit einem sarkastischen Auflachen hinzu. »So ist es doch, oder? Ihr könnt nur Lust finden, wenn Ihr andere Menschen quält. Was für ein Mann seid Ihr eigentlich, Winston Dunning?«
    Er war totenbleich geworden. Offensichtlich hatte er mich schlagen wollen, doch seine Hand blieb über mir in der Luft hängen. Ich stieß ihn heftig zurück. Winston torkelte rückwärts, stolperte über den Teppich und polterte gegen den Steinkamin.
    »Ihr wollt mir Gewalt antun?«, schrie ich trotzig.
    Ich riss das Mieder vollständig auf und enthüllte meine geschwollenen Brüste und meinen gewölbten Bauch, die unter meinem durchscheinenden Hemd deutlich zu erkennen waren.
    »Nur zu, Ihr perverser Halunke! Nehmt doch meinen Körper und sättigt Euch daran. Aber das ist alles, was Ihr jemals von mir bekommen werdet! Ich liebe Liam Macdonald und... ich trage sein Kind... Mein Herz gehört ihm.«
    Bestürzt riss er die Augen auf, als er meinen schwangeren Leib erblickte, dann machte sich Ekel auf seiner Miene breit. Unwillkürlich lächelte ich. Man hätte seine Züge mit den Wasserspeier-Köpfen verwechseln mögen, die den Kaminsims schmückten.
    »Ihr tragt einen schottischen Bastard?«, stieß er mit zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Dieses Kind werdet Ihr nie bekommen.«

    Er trat einige Schritte auf das Büfett zu und stützte sich darauf. Auf seinem Gesicht konnte ich ein dem Lauf seiner Gedanken folgendes Mienenspiel beobachten, bis er schließlich erstarrte und zweifelnd dreinblickte.
    »Es könnte von mir sein...«, erklärte er gelassen.
    »An diesem Tag war ich bereits schwanger, Dunning. Glaubt Ihr etwa, dass ich das Kind behalten hätte, wenn ich auch nur den geringsten Zweifel daran hegte, wer der Vater ist?«
    Ich hatte ihm die Worte entgegengeschleudert, obwohl ich genau wusste, dass ich nie in der Lage gewesen wäre, dieses Kind loszuwerden. Genauso wenig wie bei Stephen, der immer ein Teil von mir sein würde.
    »Ja«, versetzte er selbstsicher.
    Seine treffsichere Antwort verwirrte mich, und ich sagte nichts darauf.
    »Ich bin seit über vier Monaten guter Hoffnung. Ihr braucht nur nachzurechnen.«
    Offensichtlich tat er das, denn er verzog erneut angewidert den Mund. Dann stieß er ein wildes Gebrüll aus und fegte mit dem Arm alles, was sich auf dem Büfett befand, hinunter. Rupert stürzte in den Raum, alarmiert von dem Höllenlärm der Flaschen und der Gläser aus venezianischem Kristall, die auf dem Teppich in tausend Stücke zerschellten.
    Keuchend, mit geschlossenen Augen, lehnte Winston an der Wand.
    »Bringt sie auf ihr Zimmer und passt auf, dass sie es nicht wieder verlässt«, befahl er mit rauer Stimme.
    Rupert, der die ganze Szene verblüfft in Augenschein genommen hatte, sah mich an und trat wartend zurück. Ich beeilte mich, mit einer verschämten Bewegung die Reste meines Kleides über meinem so gut wie nackten Körper zu schließen, und folgte ihm, ohne einen Blick zurückzuwerfen.

    Der Geruch nach Farbe reizte meine Nase, und ich schlug die Augen auf. Helles Licht zwang mich, sie schützend zusammenzuziehen. Es war still. Wie spät mochte es sein? Ich drehte mich auf den Rücken und betrachtete die Deckentäfelung. Ich hatte tief
und traumlos geschlafen. Erneut schloss ich die Augen und hörte mein Herz schlagen. Dann brachte mich ein Rascheln von Stoff ganz in meiner Nähe dazu, den Kopf zu wenden und die Augen zu öffnen. Winston saß am Fußende meines Betts in einem Sessel und wandte mir sein Profil zu. Karmesinrote, indischgelbe und sienabraune Farbspritzer bedeckten sein Kinn und seinen Wangenbogen, der gelegentlich hervortrat. Schweigend betrachtete er eine große Leinwand, die auf einer Staffelei stand.
    Ich war wie vom Donner gerührt und vermochte den Blick nicht von dem Porträt loszureißen. Winstons Werk? Das Bild war unvollendet, aber dennoch erkannte ich in der perfekt umrissenen Gestalt die Hand eines Meisters. Meine Doppelgängerin, mein Spiegelbild! Die Nuancen des Lichts, das meinen Körper umfing, warfen einen goldenen Hauch über meine Haut, die sich weiß von den dunklen Schattierungen abhob, mit denen er meine Muskeln modelliert und meine Rundungen hervorgehoben hatte. Er hatte während der Nacht im Kerzenlicht gemalt, davon

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