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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Mich zog es zu Höherem. Ich wollte fortgehen, den Kontinent bereisen. Das kaiserliche Rom, das geheimnisvolle Venedig, Paris mit seinen Ausschweifungen. Ich wollte... das, was ich nicht bekommen konnte. Amore mio, mein Leben... Ihr könnt Euch nicht vorstellen, was es mich gekostet
hat, Euch diese jämmerliche Komödie vorzuspielen. Euch glauben zu machen, dass ich Männer vorzog... während ich von Euch träumte... Herrgott, wie ich Euch begehrt habe...«
    Winston schloss die Augen und schluckte.
    »Diese verfluchte Nacht, als Ihr meinen Vater getötet habt... Ich konnte es Euch nicht verdenken, Caitlin. Ich wusste doch, was Ihr durch ihn ertragen musstet. Ihr habt eine Tat begangen, zu der ich selbst nicht den Mut aufgebracht hatte, und ich wollte nicht zulassen, dass Ihr den Preis dafür bezahltet. Ich wollte Euch schützen, Euch und Stephen zu mir nehmen. Ich hänge an ihm und betrachte ihn ein wenig als meinen eigenen Sohn. Wir drei wären glücklich geworden. Doch leider seid Ihr mit diesem dreckigen Highlander davongelaufen.«
    Von neuem richtete er den Blick auf mich. In seinen feuchten Augen stand eine tiefempfundene Trauer, in die sich verhaltene Wut mischte.
    »Warum habt Ihr bis heute gewartet, um mir das zu erzählen?«, murmelte ich, überwältigt von seinen unerwarteten Bekenntnissen.
    »Ich wollte es tun, am Tag nach dem... Mord. Ich musste eine Möglichkeit finden, das Verbrechen jemand anderem in die Schuhe zu schieben und Euch in Sicherheit zu bringen, doch es war zu spät... Der Highlander wäre des Mordes angeklagt worden, ich hätte meinen Titel und den Besitz geerbt. Endlich hätte ich mich meiner Kunst widmen können, ohne mich in diesem verkommenen Atelier in Edinburgh verstecken zu müssen. Ich hätte Euch gemalt, Caitlin, im hellen Tageslicht. Ich hätte Euren Körper mit einer unendlichen Palette von Farben liebkost. Ihr wäret bei mir geblieben, unter meinem Schutz. Doch jetzt ist das alles vorüber. Als Ihr mir gesagt habt, dass Ihr ein Kind von ihm erwartet... Einen Moment lang habe ich geglaubt, es hätte von mir sein können, aber ich habe die Antwort in Euren Augen gelesen... Ich weiß, dass Ihr mich nicht liebt und niemals lieben werdet. Ich war dumm. Ihr habt Recht, Liebe kann man nicht kaufen. Mein ganzes Leben lang habe ich geglaubt, für Geld alles bekommen zu können, wie mein Vater mir das so schön vormachte. Versteht Ihr, Caitlin, ich bin nur ein Feigling... Ich kann
nicht damit leben, Euch im Bett dieses Schotten zu wissen, und das hier ist die einzige Lösung, die ich gefunden habe. Macdonald wird alles an meiner Stelle tun. Danach wird er mich sicher zum Duell fordern und möglicherweise töten. Doch im Moment ist mir das egal. Er wird allein zurückbleiben, während Ihr mir in alle Ewigkeit gehören werdet...«
    »Nein, Winston, nicht einmal im Jenseits werdet Ihr mich besitzen, denn Ihr, Ihr werdet direkt in die Flammen der Hölle fahren«, zischte ich sarkastisch.
    »Die Hölle, die erlebe ich hier, meine Liebste... Nichts kann schlimmer sein.«
    Er machte sich daran, mit zitternden Händen die Pistole zu laden. Ich saß sprachlos da, noch ganz erstarrt unter dem Eindruck seiner bedrückenden Erzählung. Ich sah in den Lauf der Waffe, die sich auf mich richtete, und dann ließ mich das Klicken des Hahns, mit dem Winston die Waffe scharf machte, zusammenfahren. Jetzt war mein Schicksal besiegelt.
    »Ihr seid es, der mich töten wird, Winston«, schrie ich, angesichts der düsteren Mündung der tödlichen Waffe plötzlich von Panik ergriffen. »Selbst wenn Liam den Mechanismus der Pistole auslöst, wird Eure Hand den Schuss abgeben. Und falls er Euch nicht tötet, dann werdet Ihr für den Rest Eures elenden Lebens mit diesem Wissen zurechtkommen müssen. Wenn Ihr mich so liebt, wie Ihr behauptet, dann tut das nicht... Schon um Stephens willen...«
    Er sah mich einen Moment lang an, dann küsste er mich zärtlich und knebelte mich anschließend mit einem Taschentuch.
    »Ich liebe Euch, Caitlin... Aber das versteht Ihr nicht.«

24
Beelzebubs Sturz
    Die Stunden verstrichen unendlich langsam. Bei jedem Knacken, das sich draußen vernehmen ließ, fuhr ich zusammen und glaubte, die letzten Augenblicke meines Lebens seien gekommen. Schon vor langer Zeit war es Nacht geworden. Ich hatte keine Ahnung, ob Winston sich davongemacht hatte oder ob dieser Feigling sich irgendwo in einer dunklen Ecke verkroch, um meiner Hinrichtung beizuwohnen. Immer wieder schlummerte ich kurz ein,

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