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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Fast wäre es ihm sogar gelungen. Ich habe versucht, die Bilder zu verscheuchen, die mich verfolgten, aber seine Worte ließen alles wieder aufsteigen... Ich konnte mich nicht konzentrieren. Wenn du nicht aufgetaucht wärst, wäre ich gewiss...«
    »Warum hast du Simon gebeten, auf einen Befehl von dir zu warten, um diesen Bastard zu töten?«
    Sein Blick verdüsterte sich.
    »Das war mein Kampf, Caitlin, mein Duell. Dunning hatte mich so weit geschwächt, dass es mir egal war, ob er mich töten würde.
Deswegen hatte ich Simon nicht den Befehl gegeben, ihn niederzumachen.«
    Mir wich das Blut aus dem Gesicht.
    »Du hättest dich von ihm umbringen lassen? Habe ich das richtig verstanden, Liam?«
    Er zuckte nur mit den Achseln, ohne die Frage zu beantworten.
    »Hättest du Simon wirklich getötet, wenn er deinen Befehl missachtet hätte?«
    »Nein. Aber ich hätte ihm wahrscheinlich nie wieder vertraut.«
    »Das ist vollkommen lächerlich, Liam!«, empörte ich mich.
    »Es ist eine Frage der Ehre, Caitlin. Ich hatte ihn gebeten, meine Ehre zu achten, und er hat das verstanden.«
    »Aber ich begreife das nicht...«
    »Das brauchst du auch nicht. Auf jeden Fall hast du mir das Leben gerettet, a ghràidh«, murmelte er. »Als du so mit vor Angst verzerrtem Gesicht aufgetaucht bist, da hast du mir die Kraft geschenkt, die ich schon fast verloren hatte. Ich habe an den Kleinen gedacht... an unser Kind.«
    Ganz kurz trafen sich unsere Blicke, dann wandte ich mich ab und sah in die Glut des Feuers, denn ich wollte nicht schon wieder Vorwürfe in seinen Augen sehen, die Verbitterung und den hartnäckigen Schmerz, der ihm die Seele zerfraß. Seine Finger strichen zart und warm über meine Wange. Ich schloss die Augen, doch eine dicke Träne quoll hervor. Er fing sie auf und wischte sie weg.
    »Caitlin...«, sagte er so sanft wie ein Windhauch.
    Ich biss die Zähne zusammen, zu aufgewühlt, um mich zu ihm umzuwenden, konnte ich nur den Kopf schütteln.
    »Sieh mich an, a ghràidh mo chridhe.«
    Zuerst begannen meine Lippen zu zittern, dann mein Kinn, das er zwischen die Finger genommen hatte. Ich konnte meinen Kummer nicht mehr zurückhalten. Verbissen hielt ich jedoch die Augen geschlossen. Er hievte seinen verwundeten Körper auf einen Ellbogen hoch und legte eine Hand in meinen Nacken, um mich an seine Schulter zu ziehen. Seine Finger streichelten mich
ohne Unterlass. Statt mich mit Vorwürfen zu überhäufen, tröstete er mich. Statt Erklärungen von mir zu verlangen, schwieg er. Sein Schweigen sagte mehr als Worte. Er teilte meinen Schmerz.
    Hemmungslos weinte ich um meinen kleinen Stephen, den ich jetzt für immer verloren hatte. Für den ich so viele Opfer gebracht hatte. Jetzt würde ich ihn nie mehr in den Armen halten und ihm sagen können, wie sehr ich ihn liebte. Mein eigen Fleisch und Blut... Bald würde er zehn Monate alt sein... Was würde nun, nach Winstons Tod, aus ihm werden? Die bevorstehende Ankunft meines zweiten Kindes ließ die Lücke, die das erste hinterlassen hatte, nur noch größer erscheinen. Würde Stephen jemals erfahren, wer seine Mutter war? Ob er mich hassen würde?
    »Ich liebe dich.«
    Mehr sagte Liam nicht, aber seine Worte überspülten mich sanft und wuschen mich von meiner Schuld rein. Er spendete mir die Absolution, die nur bedingungslose Liebe schenken kann.
    Liam legte seine warme Handfläche an meine eisige Wange und sah mir liebevoll in die Augen.
    »Morgen reiten wir nach Hause«, erklärte er mit seiner tiefen Stimme. »Du wirst langsam dick. Bald kann ich dich herumrollen wie ein Ei. Wir werden bis zum Frühling überwintern, schön im Warmen, und darauf warten, dass der Kleine seine Nasenspitze hervorsteckt. Jetzt brauchst du keine kalten Nächte auf der Heide mehr zu verbringen. Du musst dich dringend in einem richtigen Bett ausruhen.«
    »Mit einem Ehemann, der mich wärmt?«
    »Ja, mit einem Ehemann, der dich wärmt, a ghràidh.«

Ihr seid meine Liebe, fürchtet meinen Hass.

    Corneille

25
Die nächste Generation
    Liams Hand ruhte leicht auf meiner von der Milch angeschwollenen Brust. Nach und nach atmete er wieder regelmäßig. Zwischen seinen verwirrten Haarsträhnen hindurch, die ihm in das von unserem Liebesspiel gerötete Gesicht hingen, sah er mich an und lächelte dann.
    »Weißt du, dass du fast so schwer bist wie ein Bierfass?«, spottete er zärtlich.
    »Ein Walfisch«, verbesserte ich ihn. »Ich finde, dass ich eher wie ein Walfisch aussehe.«
    Ich legte die

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