Schwert und Laute
glaubst du, wo ich hingehen werde?«, spottete ich und hielt mir mit beiden Händen den Bauch.
Aus dem Augenwinkel sah ich zu, wie er mit trockenem Reisig ein Feuer entzündete. Seine Hände zitterten, und er schimpfte vor sich hin, während er mit der Zunderbüchse hantierte. Alles in allem wirkte er ängstlicher als ich. Er hatte nicht damit gerechnet, die Hebamme spielen zu müssen, und dann auch noch bei
seinem eigenen Kind. Wenn ich es recht bedachte, zog ich meine Lage der seinen vor... Eine weitere Wehe ergriff mich, und ich musste mich auf die Ellbogen hochstützen.
»Liam, das Kind... Es ist soweit, es kommt!«
Ich spreizte die Beine und begann stöhnend zu pressen. Liam kam mit verstörtem Blick zu mir.
»Was ist los?«
Keuchend und schweißüberströmt sank ich wieder auf den Rücken. Meine Haare, die trotz der Kühle schweißnass waren, klebten mir auf der Haut.
»Das Kind... es wird jede Minute geboren werden... Allein schaffe ich das nicht... Liam...«, flüsterte ich heiser und klammerte mich an seinen Arm.
Er hob meine Röcke, um die Lage in Augenschein zu nehmen, und ich fürchtete, er werde in Ohnmacht fallen. Seine Stimme versagte beinahe, und er schüttelte mühsam den Kopf.
»Caitlin... Ich kann das nicht.«
Entgeistert starrte ich ihn an und brach dann in ein lautes, angespanntes Gelächter aus. Dieser Mann war in der Lage, sich ohne mit der Wimper zu zucken einer feindlichen Armee zu stellen und einen kühlen Kopf zu bewahren, obwohl er wusste, dass er seine Haut riskierte. Aber angesichts des ganz natürlichen Vorgangs, ein Kind auf die Welt zu bringen, verlor er vollständig die Fassung und ähnelte einem Knaben, von dem man verlangt, den Mond vom Himmel zu holen.
»Du brauchst dir nur vorzustellen, ich wäre eine Kuh, Liam!«, rief ich und wand mich vor Lachen und Schmerz zugleich.
Zuerst war er entrüstet, dann wurde er ernst. Sein Kiefer mahlte. Er schüttete Alkohol über seinen Sgian dhu und rollte eine Decke unter meinen Beinen aus, nachdem er mir zunächst die Röcke bis zur Taille hochgeschoben hatte. Über meinen unförmigen Bauch hinweg sah ich zu, wie er die Ankunft seines Kindes im Tal vorbereitete.
»Du machst aber auch nie etwas wie alle anderen«, brummelte er. »Immer musst du einem alles erschweren. Mit dir wird es wirklich nicht langweilig.«
»Ich weiß, Liam«, kiekste ich in einem letzten Anflug von
überspanntem Gekicher. »Liebst du mich denn nicht gerade deswegen?«
Zur Antwort seufzte er.
»So ist es, aber für eine Geburt geht das hier ziemlich schnell«, brummte er.
»Oh! Meinst du, das habe ich mir so ausgesucht?«
Eine weitere Wehe ergriff mich. Wieder stützte ich mich auf die Ellbogen und presste, bis ich das Gefühl hatte, meine Eingeweide würden zerreißen. Schon seltsam, wie rasch man später diese schrecklichen Schmerzen vergaß, obwohl man in diesem Moment nicht übel Lust hätte, allen Kerlen ihre Manneskraft zu entreißen! Liam, der zwischen meinen Beinen kniete, öffnete plötzlich den Mund und schaute verblüfft drein. Seine Miene wandelte sich zu ungläubigem Staunen.
»Mein Gott, ich sehe es, Caitlin! Ich sehe es«, rief er mit wachsender Aufregung aus.
Seine Besorgnis schien verschwunden zu sein. Mit einem seligen Lächeln auf den Lippen sah er mich an.
»Bei der nächsten, a ghràidh«, sagte er und nahm meine Hand. »Bei der nächsten schaffst du es.«
Merkwürdigerweise zitterte er jetzt nicht mehr. Da hat die Idee mit der Kuh ja gut gewirkt. Ich verzog das Gesicht, um das erneut aufsteigende unkontrollierbare Kichern zu unterdrücken. Er goss ein wenig Wasser auf eine Falte seines Plaids und tupfte mir damit die Stirn ab.
»Jetzt tue ich schon die Arbeit einer Hebamme«, meinte er und löste eine Haarsträhne, die auf meiner feuchten Wange klebte. »Du bist schrecklich, Caitlin. Was soll ich nur mit dir anfangen?«
»Könntest du vielleicht morgen darüber nachdenken? Im Moment müssen wir beenden, was wir vor einigen Monaten begonnen haben. Ich habe dieses Kind schließlich nicht allein gezeugt. Da ist es vielleicht nur gerecht, wenn du mir hilfst, es auf die Welt zu bringen... Herrgott! Jetzt geht es wieder los!«, stieß ich hervor.
Ich stöhnte vor Anstrengung und biss mit aller Kraft die Zähne zusammen. Ein glühender Schmerz schoss durch meinen Unterleib, als stieße ich zusammen mit dem Kind meine Eingeweide
aus. Und dann flutschte das glitschige, zappelnde Wesen in die großen, warmen Hände seines Vaters, der
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