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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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stecken, und ich verzog schmerzlich den Mund. Eine neue Wehe, viel stärker als die erste, überrollte mich. Ich biss die Zähne zusammen und wartete, bis sie vorüber war und mich schweißnass und mit heftig pochendem Herzen zurückließ. Jetzt hatte die Panik mich vollständig ergriffen, und mir blieb nichts anderes übrig, als auf Hilfe zu warten. Auf allen vieren kroch ich zum nächsten Felsbrocken und lehnte mich dagegen, wobei ich darauf achtete, dass ich von der Straße aus, die am Fluss entlangführte, gut zu sehen war, und wartete.
    Während der ersten Stunde kamen die Wehen regelmäßig und nicht allzu stark, doch danach verringerten sich die Abstände deutlich, und die Schmerzen wurden stärker.
    »Wo bleibt denn Liam nur?«, brummte ich und biss mir auf die Lippen.
    Irgendwann sank die Sonne. Ich hatte inzwischen jedes Zeitgefühl verloren. Der Schmerz beherrschte mich jetzt ohne Unterbrechungen und hatte sich fest in meinem Kreuz eingenistet.
    Meine Finger waren taub von der Kälte, die in meine feuchten Röcke drang. Mit einem Mal begriff ich, dass ich meinem Kind hier auf der Heide das Leben schenken würde, selbst wenn Liam mich bald fand. Zumindest das geschah zu meiner großen Erleichterung,
denn in dem Moment, als eine weitere Wehe mir die Eingeweide umdrehte, erblickte ich die Silhouette von zwei Reitern.
    »Liam!«, schrie ich und grub die Fingernägel in meine Handflächen, bis Blut heraustrat.
    Die Pferde fielen in Galopp. Liam ritt auf mich zu. Blass, mit offenem Mund, betrachtete er mich, während sein Verstand rasch den Ernst der Lage erfasste. Donald erbleichte ebenfalls.
    »Das Kind, Liam«, keuchte ich, »es ist unterwegs, alles geht zu schnell... viel zu schnell...«
    »Hol die Hebamme!«, schrie Liam an Donald gerichtet, der sich noch nicht von seiner Verblüffung erholt hatte. »Schick jemanden mit Wasser, dem Wagen und... und...«
    Er sah mich ratlos an.
    »Was braucht man denn bei einer Niederkunft, um Himmels willen?«, rief er panisch.
    »Keine Ahnung... Ich kann mich nicht erinnern!«, schrie ich mit schmerzverzerrtem Gesicht.
    Liam drehte sich zu Donald um, der sich wieder gefasst zu haben schien.
    »Frag die Frauen, sie werden es schon wissen!«
    Donald brach sofort auf, und Liam fiel neben mir auf die Knie.
    »Kannst du mir einmal erklären, was du hier zu suchen hast?«, donnerte er. Sein Gesicht war bleich und vor Angst und Wut verzerrt. »Man braucht dich nur einen Moment allein zu lassen, und schon bringst du dich in eine missliche Lage!«
    »Hör auf, mich anzuschreien, du Grobian! Mir ist kalt, und du könntest mich vielleicht ein bisschen wärmen, statt mir dumme Fragen zu stellen!«
    Liam nahm meine Hände und rieb sie kräftig, während eine weitere Wehe mich aufstöhnen ließ. Er war leichenblass geworden, und in seinen Augen stand Entsetzen.
    »Wann hat es angefangen?«
    »Ich weiß es nicht mehr... Vielleicht vor drei oder vier Stunden... Das geht alles zu schnell, Liam... Beim ersten Mal hat es eine ganze Nacht gedauert... Aber ich glaube, jetzt ist es bald so weit. Es tut weh, mein Gott, tut das weh!«

    »Warum bist du nicht gleich bei den ersten Wehen ins Dorf zurückgegangen?«
    »Weil ich mir den Knöchel verstaucht hatte, du elender... Ach was, ich hatte einfach Lust, es auf die Heide fallen zu lassen!«
    Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und schloss die Augen.
    »Nun gut«, meinte er und versuchte, sich zu beherrschen. »Was soll ich tun, a ghràidh?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung, Liam«, stieß ich mit zusammengebissenen Zähnen hervor. »Du hast doch schon...!«
    Ich wartete, bis die Wehe vorüber war.
    »Du hast doch schon zugesehen, wie Tiere Junge geworfen haben!« , keuchte ich.
    »Ja, schon, aber... meine Güte, Caitlin! Das ist doch ganz etwas anderes!«
    »Und was ist deiner Meinung nach der große Unterschied?«
    »Nun ja, weil... schließlich geht es um unser Kind und nicht um ein Kalb oder ein Füllen! Das kann doch nicht dasselbe sein!«
    »Liam, wenn du bei der Geburt deines Kindes dabei sein willst, wirst du mir helfen müssen...«
    Verzweiflung malte sich auf seinen Zügen.
    »Herrgott, hab Mitleid mit mir...«
    »Geh und hol aus deinen Satteltaschen alles, was nützlich sein könnte... Du musst doch gewiss Whisky, Wasser und Decken dabei haben...«
    Rasch kehrte er mit dem Verlangten zurück und warf mir einen ratlosen Blick zu.
    »Ich werde ein Feuer anzünden, a ghràidh. Rühr dich nicht von der Stelle.«
    »Was

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