Schwert und Laute
Tränen der Freude vergoss, während er mit seinem Sgian dhu die Nabelschnur durchtrennte. Leer, aber glücklich ließ ich mich zurücksinken und schloss die Augen. Das Wimmern des Kindes, das seinen ersten Atemzug tat, hallte durch das Tal.
Ausgerechnet diesen Moment wählten Margaret und Simon, um herbeizustürzen.
»Ja, also so etwas...«, rief Simon wie vom Donner gerührt aus.
»Jetzt schon?«, setzte Margaret ungläubig hinzu.
Das Bild, das sich ihnen bot, muss ziemlich beeindruckend gewesen sein. Liam saß strahlend zwischen meinen Beinen und hielt unseren Sohn, den er in das Plaid der Macdonalds gewickelt hatte, in den Armen.
»Darf ich vorstellen, Duncan Coll Macdonald«, verkündete er triumphierend.
Dank einiger großzügig bemessener dram Whisky, die Simon ihm einschenkte, bekam Liams Gesicht bald wieder Farbe. In unserem gemütlichen Haus hatten wir es jetzt warm und trocken. Das Feuer brannte hell. Ich sah auf das winzige, von einem schwarzen, zotteligen Haarschopf gekrönte Köpfchen hinunter. Mein Sohn schlief, einen Milchrand um den Mund, friedlich in meiner Armbeuge.
»Wenn der Kleine mir nur die Hälfte der Sorgen bereitet, die ich in knapp einem Jahr um dich ausgestanden habe, a ghràidh, dann überlebe ich es vielleicht«, murmelte Liam und umschlang uns von hinten.
Sein Blick glitt über meine Schulter und verlor sich träumerisch in der Betrachtung seines Sohns. Er zuckte zusammen, als ich sprach.
»Ich glaube, wir brauchen alle Ruhe. Komm schlafen.«
Ich küsste Duncan auf den Kopf und legte ihn in die Wiege aus Eichen- und Weißdornholz. Ein rotes Band war daran gebunden, um das Kind vor Feen und dem bösen Blick zu schützen. Malcolm hatte uns das Möbelstück eine Woche zuvor geliefert, mit einem Huhn darin, das die Geburt eines Sohnes, unseres Sohnes,
begünstigen sollte. Und der schlief jetzt darin, satt und mit geballten Fäustchen.
»Duncan sieht dir ähnlich«, meinte Liam und zog mich sanft an sich. »Er hat dein pechschwarzes Haar...«
Vor Rührung versagte ihm die Stimme, und er holte tief Luft.
»Danke, meine Gattin... Ich liebe dich.«
Er küsste mich zärtlich, und ich erbebte, als ich seine Handfläche auf meiner nackten Haut spürte.
»Mein Leben gehört dir; du machst aus mir, was du willst, ein Tier... oder sogar eine Hebamme, wenn du Lust dazu hast«, erklärte er und lachte an meinem Hals.
Er sah mich von neuem an, und ein spöttisches Lächeln trat auf seine Lippen, als hätte er meine Gedanken gelesen.
»Ich fühle, dass du lüsterne Gedanken hegst, a ghràidh. Du zitterst, und ich spüre, dass du ganz angespannt bist. Wäre es möglich, dass du schon bereit bist, jetzt ein Mädchen zu zeugen?«
»Findest du nicht, dass wir das noch ein wenig verschieben sollten?«, gab ich lachend zurück. »Und rechne vor allem nicht damit, dass ich dir ein Dutzend davon schenke!«
Unser fröhliches Lachen hallte durch den Raum. Erschöpft an Körper und Geist schmiegten wir uns aneinander, und dann trug uns der Schlummer auf einer Woge des Glücks davon.
26
Die Last der Sünde
Der Tag zog sich unerbittlich in die Länge und wollte um nichts in der Welt zu Ende gehen. Ich ließ mich auf die Bank sinken und betrachtete meine vom Waschen geröteten Hände. Sie waren ganz aufgesprungen und juckten fürchterlich. Ich dachte an Effie. Sie hätte mir eine ihrer Wunder wirkenden Salben gerührt, die meine Hände in weniger als zwei Tagen geheilt hätten. Ich seufzte vor Mattigkeit.
Duncan quengelte. Schon wieder! Ich wandte mich der Wiege zu, die von dem Gezappel meines misslaunigen Sohnes wackelte. Dieses Kind war wirklich ein Vielfraß! Immer hatte er einen leeren Magen und volle Windeln. Ein verdrossener Ausruf entfuhr mir und riss Liam aus seinen Berechnungen. Er hob den Kopf und legte seine Schreibfeder auf das Kontobuch.
»Hat er schon wieder Hunger?«
»Das konnte ja nicht lange auf sich warten lassen. Er hat deinen Appetit, meine Güte!«
Liam zuckte die Achseln und hob die offenen Hände zum Himmel. Was kann ich dazu? Langsam streckte er seine langen Gliedmaßen und reckte sich gähnend.
»Für heute habe ich genug. Ich werde einen Rundgang machen. Vielleicht finde ich ja diesen verflixten Hund. John meint, er hätte ihn heute Morgen in der Nähe des Loch gesehen.«
»Und du hast mir nichts davon gesagt?«
»Vielleicht war er es ja gar nicht. Er kommt ohnehin nach Hause, sobald er Hunger hat.«
»Wenn Duncan es genauso halten würde, dann könnte ich bei
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