Schwerter der Liebe
weißem, besticktem Leinenstoff zu sehen, außerdem einen außerordentlich erregenden Blick auf schlanke Fesseln und graue Lederschuhe.
»Wollen Sie ihm nicht folgen?«, fragte Juliette, als sie sich zu ihm umdrehte. Ihr Gesicht war gerötet, doch sie hatte sich wieder gefasst.
»Ich glaube, ein Aufschub von ein oder zwei Stunden vor seinem so gefürchteten Bad wird kaum etwas ausmachen. Er wird schon noch gehorchen.«
»Wenn Sie das sagen.«
Während sie das aussprach, bemerkte Nicholas ihren zweifelnden Blick. Offenbar war sie von seiner Ansicht nicht so recht überzeugt. Für die Zukunft war das wirklich ein gutes Zeichen. »Mein Platz ist jetzt hier an Ihrer Seite. Ich kann meiner Verlobten wohl nicht gestatten, ohne Begleitung durch die Straßen zu schlendern.«
»Das ist sehr galant von Ihnen, aber ich wohne nicht weit von hier entfernt.«
»Trotzdem sind Sie - soweit ich das sehen kann - nicht in Begleitung eines Angehörigen oder eines Dieners, der Sie beschützen könnte. Es wäre nachlässig von mir, diesen Mangel nicht abzustellen.«
»Sie wollen damit sagen, ich hätte mich von jemandem begleiten lassen sollen. Glauben Sie mir, Monsieur Pasquale, ich bin nicht die Sorte Frau, die zu unschicklichen Avancen verleitet.«
»Jede Frau kann in ihrer Ehre verletzt werden, Mademoiselle, ob sie andere nun dazu verleitet oder nicht«, erklärte er mit ernster Stimme. Gleichzeitig holte er die Handschuhe aus der Manteltasche, die er ausgezogen hatte, als er Gabriel verfolgte. Dann hielt er ihr den Arm hin. »Wenn Sie dann meine Begleitung annehmen würden.«
Sie wollte nicht annehmen, und ihr war deutlich anzusehen, wie angestrengt sie nach einer vernünftig klingenden Ausrede suchte. Diese Beobachtung amüsierte Nicholas, weil er nicht den Umgang mit Frauen gewöhnt war, die einen so offensichtlichen Widerwillen erkennen ließen, ihn zu berühren. Andererseits war er es natürlich auch nicht gewöhnt, unschuldige junge Damen zu begleiten, schon gar nicht solche, die gerade erst das Kloster verlassen hatten.
»Nun gut«, lenkte sie schließlich ein, tat einen Schritt nach vorn und legte ihre Hand auf seinen Arm.
Ihm kam das wie ein Sieg vor, und zudem fühlte es sich so ausgesprochen richtig an, als sei er dazu bestimmt, der Ernährer und Beschützer dieser Frau zu werden. Seine Armmuskeln zuckten unwillkürlich zusammen, als er die kribbelnde Hitze ihrer Berührung fühlte, auch wenn er nicht wusste, ob es die Lady beeindrucken sollte oder ob es eine uralte, instinktive Reaktion war, um sich darauf vorzubereiten, sie zu beschützen.
»Sie wohnen in der Rue Chartres?«, fragte er, nachdem sie ein paar Schritte auf der Straße vor der Kirche gegangen waren.
»Gleich um die Ecke, in der Rue St. Louis zwischen der Chartres und der Royale, aber näher zu Letzterer hin gelegen.«
Ihre Stimme war so leise, dass Nicholas sich nach vorn beugen musste, um etwas zu verstehen. »Hervorragend«, entgegnete er und nahm Kurs auf die Gasse rechts zwischen der Kirche und dem Cabildo, dem Rathaus aus der Zeit der spanischen Herrschaft. Dort entlang würden sie die Royale erreichen. Ihre Adresse war nur einen Steinwurf weit von dem zum Fluss hin gelegenen St. Louis Hotel an? Stock Exchange entfernt - und damit ganz in der Nähe seines Ateliers in der Passage de la Bourse.
Sie zögerte ein wenig, was ihr auch niemand verübelt hätte. Aus der Gasse schlug ihr feuchte, muffige Luft entgegen, alles war mit Moos überwachsen und mit Abfall übersät. Die Gebäude zu beiden Seiten waren so hoch, dass der morgendliche Sonnenschein nicht die Gasse erreichte. Er war für sie ein völliger Fremder, und er hatte sich bei der ersten Begegnung nicht respektvoll genug gezeigt, was ihm jetzt noch einen Stich versetzte, als er darüber nachdachte. Seine Aufgabe war es, ihr Unbehagen zu lindern, doch wusste er nicht so recht, wie er das anstellen sollte. Erst recht nicht, wenn der Geruch nach frischer Seife wie ein teures Parfüm seine Sinne benebelte und wenn ihre Röcke bei jedem Schritt an seinem Knöchel entlangstrichen.
Ihr steifer grauer Damenhut mit dem schwarzen Rand verwehrte ihm den Blick in ihr Gesicht, und er sehnte sich danach, stehen zu bleiben und die Lady zu überreden, damit sie ihn ansah und damit sie ihm ihre Lippen öffnete, während er von ihrer zarten Reife kostete. Wieder zuckten die Muskeln in seinem Arm, und diesmal meldete sich auch der Teil seines Körpers, der unter dem Stoff seiner Hose verborgen war, der
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