Schwerter der Liebe
mehr als nur attraktiv, sondern über alle Maßen gut aussehend, mit breiten Schultern und muskulöser Brust, Muskeln, die beim Fechten geformt worden waren. Dazu ein Leuchten in den Augen, das ungeahnte Freuden versprach. Intelligent war er auch, denn er sprach gebildet, und er verstand alles ohne langwierige Erklärungen - und manches sogar ganz ohne Worte.
Aber war er auch freundlich? Oder würde er es je sein?
Sie hatte für einen Ehemann gebetet, und nun stand er vor ihr und bot ihr die Ehe an. Das Omen der Kerze war echt gewesen. Hier war er, der Mann, der die Antwort auf ihr Flehen verkörperte.
Ihn heiraten.
War das wirklich der Mann, der ihr geschickt worden war, um sie zu ehelichen? Wenn ja, dann konnte die Heilige Mutter nicht richtig zugehört haben!
»Sie sind ein Fechtmeister«, sagte Juliette ein wenig verzweifelt.
»Nicht mehr lange. Ich gehe davon aus, bald häuslich zu werden und ein Leben als anständiger Bürger zu führen.«
»Für Ihren Sohn. Ja, ich verstehe«, erwiderte sie und gab sich alle Mühe, über seinen sarkastischen Tonfall hinwegzugehen. »Zu heiraten ist eigentlich gar nicht Ihr Wunsch.«
»Bis zu diesem Moment hatte ich es nicht in Erwägung gezogen, doch nun wird mir die Bedeutung dieser Idee immer bewusster.«
Er lächelte sie auf eine so charmante Weise an, dass sich Lachfältchen in seinen Augenwinkeln bildeten und Juliettes Herz unwillkürlich einen Satz machte. »Ich kenne Sie nicht, und Sie kennen mich auch nicht.«
»Dieses Problem wird sich mit der Zeit erledigen. Dieser Situation begegnet man oft bei derartigen Zweckbündnissen.« Er legte den Kopf ein wenig schräg. »Sie würden das wirklich als einen Heiratsantrag betrachten?«
»Ich muss es, um genau zu sein.«
»Sie müssen?«
Seine Stimme klang ruhig, seine Miene zeigte zu Juliettes Erstaunen nur einen leicht fragenden Ausdruck. Die wenigsten Männer hätten die versteckte Andeutung, sie könnte ein Kind erwarten, so gelassen aufgenommen. »Nicht aus dem Grund, den Sie wohl vermuten dürften. Ich bin nicht ... ich will sagen, dass kein Zustand körperlicher Natur eine Heirat für mich zwingend macht. Ich bin völlig ... völlig ...«
»Unberührt, ja. Es ist erfreulich zu wissen, wie zutreffend mein erster Eindruck war.«
»Mon Dieu, wollen Sie mir denn gar keine Gelegenheit lassen, es Ihnen zu erklären?«, rief sie verärgert.
»Sind Sie sich denn sicher, dass Sie das wirklich möchten? Ich wollte Ihnen nur diese Unannehmlichkeit ersparen.«
Genau das hatte er auch getan, wie sie nun mit Erstaunen feststellen musste. »Danke, ich bin mir sicher. Aber was ist mit Ihnen?«
»Ich versichere Ihnen, ich erwarte kein Kind«, antwortete er todernst.
Sie schloss die Augen und fragte sich, ob sie wohl noch heftiger würde erröten können. »Das ist mir klar, ich bin schließlich kein Dummkopf. Ich hatte mit meiner Frage in Erfahrung bringen wollen, ob Sie tatsächlich heiraten wollen.«
Er nickte entschieden. »Verrückt, nicht wahr? Und doch treffe ich jedes Mal Entscheidungen von weit größerer Tragweite, wenn ich zum Duell antrete. Wo ist der Unterschied zwischen diesem Ansinnen und der Entscheidung über Leben oder Tod eines anderen Menschen im Duell? Sie haben völlig recht, ich benötige eine Ehefrau. Es wäre mir ein Vergnügen, wenn Sie diese Rolle übernehmen würden.«
»Ein Vergnügen.«
Sein Lächeln nahm einen ironischen und auch leicht schmeichelnden Ausdruck an. »Sie würden ein Werben mit mehr Leidenschaft bevorzugen? Ich könnte versprechen, es später nachzuholen, wenn Sie damit einverstanden wären.«
»Das wäre unnötig, das kann ich Ihnen versichern«, sagte sie sofort. »Ich bin nicht so dumm zu glauben, Sie könnten jemals etwas für mich empfinden.«
»Nun verwirren Sie mich. Soll ich das so verstehen, dass Sie davon ausgehen, auch nichts für mich zu empfinden?«
Juliette fragte sich, ob das Ganze noch absurder oder noch peinlicher werden konnte. »Wir sind Fremde, die über ein
Zweckbündnis reden«, erwiderte sie in einem nüchternen Tonfall. »Es kommt mir unwahrscheinlich vor.«
»Sie werden mich aber trotzdem heiraten, oder nicht?«
Es war verrückt, so wie er es auch gesagt hatte. Es war aber auch eine Frage des Glaubens — die Frage, wie stark ihr Glaube im Angesicht eines Wunders sein würde.
Hätte sie sich zuvor ein Bild von dem Mann gemacht, der als ihr Ehemann zu ihr kommen sollte, dann wäre es sicherlich ein älterer vermögender Mann gewesen, jemand,
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