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Schwerter der Liebe

Titel: Schwerter der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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und stieß hinein, um ihre bevorstehende Ankunft anzukündigen. Offenbar wurde mit dem Signal ein Stallmeister gerufen, denn als sie am Bootssteg angelangt waren, kam eine Pferdekutsche vorgefahren.
    Während Nicholas Juliette vom Boot in die Kutsche half, erkundigte sich Blackford, ob vor ihnen ein anderes Paar mit einem kleinen Jungen an Land gegangen war. Der Kutscher schüttelte den Kopf und erklärte, er sei nicht zum Bootssteg gerufen worden. Das hatte jedoch nicht viel zu bedeuten. Das andere Boot war womöglich ein Stück weiter stromabwärts angekommen, und eine Kutsche aus einem anderen Stall hatte sie in Empfang genommen. Zumindest kannte er den Weg zum Haus des Richters, da er schon des Öfteren hingefahren war. Er würde sie im Handumdrehen vor dem Haupttor des Gebäudes absetzen.
    Der Mann hielt sein Wort und trieb sein Pferd, das vom Regen gepeitscht wurde, zu größter Eile an. Ohne Rücksicht auf Verluste rollte die Kutsche über den nassen Weg, holperte über Steine und nahm Schlaglöcher mit, sodass die Insassen auf den harten Bänken hinter dem Kutscher auf das Heftigste durchgeschüttelt wurden.
    Wenig später fuhren sie vor dem Eingangstor zu einem umzäunten Grundstück vor. Der Blick der Reisenden fiel auf ein Gebäude mit einer ausladenden Veranda, dessen erstes Stockwerk mit einem Flachdach versehen war. Blackford blieb noch einen Moment lang zurück, um den Kutscher zu bezahlen und ihn zu bitten, hier zu warten, falls sie in Kürze zum Bootssteg zurückkehren wollten. Nicholas und Juliette waren unterdessen ausgestiegen, betraten den Garten und näherten sich dem Hauseingang. Er klopfte an, dann warteten sie, während hinter ihnen der Regen vom Dach tropfte. Juliette versuchte, Mantel und Röcke auszuschütteln, damit nichts vom Stoff auf den Boden tropfte, doch sie hatte damit nicht viel Erfolg.
    Zum Glück wurde die Tür recht schnell geöffnet, ein älterer Diener betrachtete sie mit verschlagenem Blick, ehe er den Kopf neigte und ihnen einen guten Abend wünschte.
    Nicholas erwiderte den Gruß und erklärte: »Wir müssen mit dem Richter sprechen. Es ist eine Angelegenheit von großer Eile.«
    »Kommen Sie doch ins Trockene, Sir, Sie und Ihre Lady. Der Richter empfängt derzeit noch ein anderes Paar, aber Sie können ...«
    Nicholas drängte den Mann zur Seite und zog Juliette mit sich, indem er sie am Ellbogen fasste. Sie folgte ihm bereitwillig, da sie leise Stimmen aus dem vorderen Salon vernommen hatte, der sich rechts vom langen Flur erstreckte. Die Flügeltüren standen offen, und sie beide traten ein, ohne anzuklopfen oder stehen zu bleiben.
    Es war ein ausgesprochen großer Raum, der oberhalb der Täfelung verputzt und gestrichen war. Mehrere Sofas, Sessel und Tische waren auf dem Brüsseler Teppich zu gemütlichen Sitzgruppen zusammengestellt worden. In einer Ecke stand ein Piano, an dem eine Frau saß — zweifellos die Ehefrau des Richters —, die ihre Hände dicht über den Tasten hielt, als würde sie jeden Moment zu spielen beginnen. Im großen Kamin brannte ein Feuer, Holzscheite knisterten und knackten und verbreiteten wohlige Wärme. Der Richter hatte diesem Kamin den Rücken zugewandt, vor ihm stand ein Paar. Der Gentleman war recht groß und schien ein wenig durchnässt zu sein, die Lady war gepflegt und in ihrer blassblauen Seide mit Spitzenbesatz außerordentlich modisch gekleidet. Gleich neben ihr stand ein Junge, dessen Jacke und Hose zwar sauber, aber offenkundig für ein größeres Kind gedacht waren.
    Da sie in den Raum gestürmt kamen, sah der Richter kurz in die Richtung seines Besuchs, widmete sich dann aber wieder der aufgeschlagenen Seite seines Buchs und sprach einen Satz zu Ende. Dann schlug er das Buch zu.
    Sie waren zu spät gekommen. Nach Paulettes strahlendem Gesicht und Daspits zufriedenem Blick waren die Ehegelöbnisse soeben gesprochen worden. Juliette bedachte die beiden aber nur mit einem flüchtigen Blick.
    »Maman !«
    Gabriel befreite sich aus Paulettes Griff und rannte zu Juliette. Sie ging auf ein Knie nieder, woraufhin sich ihre Röcke wie ein weiter Kreis auf den Boden legten. Sie nahm den Jungen in die Arme und drückte den dünnen, kleinen Leib an sich, während sie mit einem Kloß im Hals kämpfen musste und eine solche Erleichterung verspürte, dass sie fast ohnmächtig geworden wäre. Bis zu diesem Augenblick war ihr gar nicht bewusst gewesen, wie sehr sie sich davor gefürchtet hatte, sie würde ihn vielleicht nie Wiedersehen.

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