Schwerter der Liebe
warteten Kutsche rannten. Daspit half Paulette beim Einsteigen, dann rief er dem Kutscher etwas zu.
»Warten Sie gefälligst!«, rief Nicholas und machte ein paar Schritte nach vorn. »Das ist unsere Kutsche!«
»Das war sie bis gerade eben. Jetzt ist es meine.« Wieder sagte Daspit etwas zu dem Kutscher, dann wandte er sich abermals Nicholas zu. »Und dieser Abend wird noch eine andere Konsequenz haben. Meine Sekundanten werden sich morgen an Ihre wenden.«
Nicholas stand da, die Hände in die Hüften gestemmt, und nickte kurz, da für mehr keine Zeit war. Der Kutscher zog die Peitsche aus der Halterung und ließ sie über dem Kopf des Pferds knallen, das sich daraufhin in Bewegung setzte. Paulette schrie auf und klammerte sich an Daspits Arm fest, während die Kutsche in der Dunkelheit der regnerischen Nacht verschwand.
Monsieur Daspit hatte soeben Nicholas herausgefordert! Juliette stand da, noch immer mit Gabriel an der Hand, während sie diese Tatsache langsam begriff. Es war mit einem Minimum an Manieren und Würde geschehen, vor ihren Augen, in Anwesenheit von Paulette und sogar der Frau des Richters. Mancher würde ihn dafür verachten, doch sie konnte nur daran denken, dass Daspit Nicholas herausgefordert hatte. Es musste bedeuten, Daspit wusste von seiner Verletzung und war sich bewusst, dass sein Gegenüber im Umgang mit dem Degen nicht so geschickt wie üblich war.
Daspit wollte Nicholas' Schwäche ausnutzen, und er woll-te sich für eine Verletzung rächen, von der er glaubte, der Fechtmeister habe sie ihm zugefügt.
Gerechnet hatte Juliette damit schon seit Tagen, und zwar von dem Moment an, da sie ihn ihrer Familie vorgestellt hatte. Es war unvermeidbar, eine Folge seines Berufs und der Streitigkeiten, in die die Männer dieser Stadt verwickelt wurden. Fast hatte es etwas Erleichterndes, weil sie sich nicht länger vor diesem Augenblick fürchten musste.
»Was für eine Schande«, meinte Blackford, »dass ich ihm nicht die Kehle aufgeschlitzt habe, solange ich dazu die Gelegenheit hatte.«
»Das Resultat wäre zwar nützlich, aber wo bliebe dann der Sport?«, fragte Nicholas, der zur Straße blickte, von wo aus weiter Ferne immer noch das leise Rattern der Kutsche zu vernehmen war.
»Ach, es geht dir um den Sport dabei? Hättest du mir das doch bloß gesagt, dann hätte ich dir gern zugesehen, wie du seinen Kugeln ausgewichen wärst.«
Nicholas drehte sich schließlich zu ihm um. »Bist du besorgt, mon ami? «
»Ich bin verärgert. In nassen Stiefeln gebe ich nicht gern den Sekundanten ab. Oder ist dir noch nicht aufgefallen, dass wir jetzt zu Fuß zurückkehren müssen?«
»Ich glaube, das Paar kam auch zu Fuß her«, wart die Frau des Richters ein. »Vermutlich von der Pension der Witwe Burlington. Es fiel eine Bemerkung, sie hätten sich dort einquartiert.«
»Ja, damit Paulette ihren Brautschmuck anlegen konnte«, flüsterte Juliette, während sie darüber nachdachte, dass die beiden dort wohl ihre Hochzeitsnacht hatten verbringen wollen. Die gleiche Erkenntnis spiegelte sich in Nicholas' Augen wider, als sie in seine Richtung blickte. Zumindest war das ihr Eindruck, doch sie konnte sich auch irren, da er im Moment größere Probleme als die Verführung ihrer Schwester im Sinn hatte.
»Euer Ehren«, wandte er sich an den Richter. »Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie uns Ihre Kutsche zur Verfügung stellen könnten.«
Der Schotte breitete die Hände aus. »Ich bitte um Entschuldigung, Sir, aber ich besitze keine Kutsche. Meine Frau und ich reisen nur selten weiter, als uns unsere Füße oder ein Boot auf dem Fluss tragen können.«
»Sagen Sie mir, wo ich den nächsten Stall finden kann, dann beschaffe ich ein Transportmittel«, forderte Blackford ihn auf. »Auch wenn ich nicht verstehen kann, warum ich durch Wind und Wetter laufen soll. Aus meiner Sicht wäre die ideale Lösung die, dass wir uns eine Pension für die Nacht suchen und erst am Morgen den Fluss überqueren.«
»Das geht nicht«, wehrte Nicholas sofort ab.
»Wieso? Weil du mit der Lady noch nicht eins bist im Herzen, im Geist und im Körper? Das lässt sich sofort ändern.« Charmant lächelte Blackford die Frau des Richters an. »Was sagen Sie dazu, Mylady? Wäre eine weitere Hochzeit zu viel für den heutigen Tag? Würde Ihr Mann die beiden vermählen?«
»Ich bin mir sicher, das würde er«, antwortete sie, während sie unter dem Charme des Engländers dahinschmolz und ganz das bevorstehende Duell
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