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Schwerter der Liebe

Titel: Schwerter der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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und hartnäckige Eitelkeit, doch der Anblick ihres Spiegelbilds ließ ihr Herz vor Freude schneller schlagen. Was für ein Kontrast zu dem langweiligen Schwarz, Weiß und Grau, das sie so lange Zeit hatte tragen müssen. Fast wünschte sie sich, Nicholas Pasquale könnte sie in diesem Moment sehen.
    Ja, sie würde dieses Kleid behalten. Bei ihrem nächsten Besuch musste sie die Modistin für ihre Arbeit loben - und natürlich auch nach dem Preis fragen, damit sie ihn begleichen konnte.
    Plötzlich ging die Tür zu Juliettes Schlafzimmer auf, Paulette kam hereingestürmt und hielt einen gefalteten Zettel in der Hand. »Das ist einfach schrecklich, chere, da ... oh! Was um alles in der Welt machst du denn da?«
    »Ich probiere die Kleider an, die mir die Modistin geschickt hat«, erwiderte Juliette und errötete — zum Teil, weil es ihr aus einem unerfindlichen Grund peinlich, zum Teil aber auch aus Wut darüber, dass es ihr peinlich war. »Was hältst du von diesem? «
    »Eine sehr ungewöhnliche Farbe.« Paulette schürzte die Lippen.
    »Ja, nicht wahr.«
    »Aber in keiner Weise modisch, würde ich sagen.«
    Valara murmelte irgendeinen Kommentar, der wohl besser ignoriert werden sollte, wandte sich ab und begann, das Ensemble aus Chaly in den Schrank zu hängen. Juliettes Begeisterung hatte einen leichten Dämpfer erhalten, und sie sah ihre Schwester im Spiegel ironisch an. »Ich wohl auch nicht. Modisch, meine ich.«
    »Es ist nur seltsam, dich in etwas zu sehen, das so ... so ...«
    »Das so lebhaft wirkt?«, führte Juliette ihren Satz zu Ende.
    »Es lässt dich ziemlich gewöhnlich aussehen, nicht so, als ob die Kirche deine Bestimmung wäre.«
    »Dann ist das doch gut, oder findest du nicht? Schließlich ist das nicht mehr meine Bestimmung.«
    Paulette lächelte flüchtig und stellte sich hinter sie, dann zog sie mit einer Hand an den Röcken, als würde irgendetwas nicht richtig sitzen. »Ein vorübergehender Aufschub, chere. Es tut mir leid, wenn dich diese Aussicht betrübt, aber so soll es nun einmal sein. Du bist dafür bestimmt, Gutes zu tun. Weißt du noch, wie du wie eine Mutter zu mir warst, wenn ich krank im Bett lag? Es liegt dir im Blut, dich um andere zu kümmern und ihnen Trost zu spenden.«
    Juliette erinnerte sich noch gut an das Theater, das Paulette schon beim leisesten Verdacht auf eine Erkrankung gemacht hatte, und sie wusste auch noch, dass niemand sonst sie beruhigen konnte. Vor allem galt das für jenen Sommer, als sie alle von heftigen Magenbeschwerden befallen worden waren. Ihre Mutter fühlte sich im Krankenzimmer nie wohl, und jede Andeutung auf diese Beschwerden sorgte dafür, dass es ihr aus Sympathie ebenfalls schlecht wurde, sie davoneilte und sich vorsorglich über das Nachtgeschirr beugte, während sie nach dem Doktor rief. Valara war geschickt darin, den ihrer Fürsorge unterstellten Kranken einfache und angenehm schmeckende Heilmittel zu verabreichen — ganz im Gegensatz zu den vom Arzt verschriebenen Tränken und Abführmitteln, deren Bitterkeit im gleichen
    Verhältnis zu ihrer angeblichen Wirksamkeit stand. Juliette hatte sie stets brav eingenommen, auch wenn sie sich noch so sehr davor ekelte, was vielleicht der Grund dafür war, dass sie seltener krank wurde als die anderen. Sobald sie dazu in der Lage war, begann sie ihre Zwillingsschwester davon zu überzeugen, an Valaras Heiltrank zu nippen. Das war zu der Zeit, nachdem ihr jüngerer Bruder und die kleine Schwester nach der Behandlung durch den Doktor gestorben waren und Valara dessen Quacksalbermedizin in einem Wutanfall aus dem Fenster geschleudert hatte. Juliette hatte ihre Zwillingsschwester retten können, wie Valara ihr sagte, dennoch trauerte sie um die, bei denen es ihr nicht gelungen war.
    »Hingabe«, erklärte sie langsam, »wird von einer Mutter genauso erwartet wie von einer Nonne.«
    Paulette legte den Kopf schräg. »Ich wusste gar nicht, dass du jemals darüber nachgedacht hast, Mutter zu sein.«
    »Du hast mich auch noch nie gefragt.« Juliette vermied es, ihrer Schwester in die Augen zu sehen. Es gab so viele Dinge, nach denen sie noch nie ein Mensch gefragt hatte.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich Kinder bekommen möchte.«
    »Nicht?« Juliette schaute zu ihrer Schwester, doch die betrachtete nachdenklich die Schwäne auf dem weißen Kleid, das auf dem Bett lag.
    »Frauen sterben bei der Geburt«, erwiderte Paulette. »Erinnerst du dich an Louise Marat, die Monsieur Begnaud geheiratet hat? Erst

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