Schwerter der Liebe
auch gleich denken können. »Das glaube ich nicht.«
»Dort ist kein Mann im Haus. Außerdem muss da ein Schatz bewacht werden.«
Verblüfft legte Nicholas die Stirn in Falten. »Was weißt du von einem Schatz?«
»Das, was die Leute so erzählen.«
Natürlich, was auch sonst? »Ich habe keine dahin gehenden Pläne.«
»Aber es wird eine Hochzeit geben.«
»Das weiß ich nicht«, erwiderte er aufgebracht. »Das ist noch nicht entschieden. Wenn es so weit ist, könnt ihr mich ja davon in Kenntnis setzen.«
»Sie werden Mam 'zelle Armant heiraten und in ihrem Haus leben, und für uns haben Sie dann keinen Platz mehr.«
Der Junge ging davon aus, Nicholas werde sich nach seiner Hochzeit nicht länger für ihr Wohlergehen interessieren. Dass die anderen genauso dachten wie er und dass sie darüber längst gesprochen hatten, ließ sich an dem beharrlichen Schweigen der Gruppe erkennen.
»Das wird nicht der Fall sein«, erklärte er, ging um den Tisch herum und stützte sich darauf ab. Dort blieb er so lange stehen, bis jeder der Jungs hochgeschaut und ihm in die Augen gesehen hatte. »Ich werde immer Platz für euch haben, für jeden Einzelnen von euch.«
»Und was ist mit M am ’zelle? «
»Wenn sie damit nicht einverstanden ist, wird es keine Hochzeit geben.«
»Schwören Sie das?«
Wieder sah sich Nicholas um und betrachtete die zweifelnden Mienen der Jungs. Jeder von ihnen hatte so wie die Fechtmeister der Bruderschaft eine unterschiedliche Abstammung. Faro besaß etwas Spanisches, während Weeds Eltern angesichts seines roten Lockenkopfs fast sicher irischer Herkunft waren. Die Vorfahren von Cotton mit seinem hellen Haar und den blauen Augen mussten dagegen Nordeuropäer gewesen sein, vermutlich mit einem englischen Einschlag.
Bucks schwarze Haut hatte einen leicht bläulichen Schimmer, was auf den arabischen Norden des afrikanischen Kontinents schließen ließ. Der kleine, flinke Wharf Rat mit seiner cremefarbenen Haut, die stets von einer Schmutzschicht überzogen war, hatte ebenso wie Buck freie Eltern gehabt, und durch den Schutz, den Nicholas ihnen gab, bestand keine Gefahr, dass sie in die Sklaverei geraten könnten. Molasses mit seinen braunen Augen und den dunklen Locken schien seine Wurzeln in Italien oder auf der griechischen Halbinsel zu haben. Und dann war da noch Gabriel, Sohn einer aristokratischen französischen Mutter, wenn man nach seinen edlen Gesichtszügen ging.
So unterschiedlich diese Jungs auch waren, hielten sie doch zusammen wie Pech und Schwefel. Auch wenn es untereinander einmal zu Streit kam, zeigten sie in dem Moment eine geschlossene Front, wenn es einen Feind abzuwehren galt. Auch wenn sie in der ganzen Stadt unterwegs waren, lebten sie hauptsächlich mitten im französischen Teil der Stadt, obwohl sie nicht von dort stammten. Zwar verjagten die Bewohner dieses Viertels sie nicht, dennoch waren sie weder in deren Häuser noch in deren Herzen willkommen.
Es war ihr gutes Recht, an der Barmherzigkeit von Mademoiselle Juliette Armant zu zweifeln. Nicholas selbst war sich ja nicht einmal im Klaren. Wäre er es gewesen, hätte er sofort all die Jungs erwähnt, die auf ihn zählten, nicht nur Gabriel. Und doch hatte er der Lady sein Wort gegeben, sie zu ehelichen.
Wie konnte er jetzt aber sein Wort geben, sie doch nicht zu seiner Frau zu nehmen, falls sie nicht seinen Wünschen hinsichtlich der Jungs entgegenkam?
Nicholas wandte den Blick von den Gesichtern der Kinder ab, die ihn aller widrigen Umstände zum Trotz so hoffnungsvoll anblickten. »Ich werde schon eine Lösung finden«, sagte er schließlich. »Falls es überhaupt eine Hochzeit geben wird.«
Schweigen folgte seinen Worten. Die Jungs hielten den
Kopf gesenkt und sahen sich gegenseitig an oder starrten vor sich auf den Tisch. Nicholas schauten sie nicht an. Auf einmal warf Squirrel den letzten Rest Brotrinde auf den Tisch und stand von der Bank auf. »Sie brauchen keine Ehefrau. Wir sind auch so bisher gut zurechtgekommen. Und das werden wir auch weiterhin, wenn Sie jetzt nicht heiraten.«
»Zweifellos«, antwortete Nicholas. Es schien ihm notwendig, dem Jungen zu versichern, dass er recht hatte.
Squirrel warf ihm einen stechenden Blick zu, dann sah er über Nicholas' Schulter hinweg und verzog den Mund, als würde er sich auf die Lippen beißen. Schließlich redete er weiter: »Faro hat was gehört. Aus dem Sumpf.«
»Ich höre.«
»Es gibt da einen Mann, Old Cables heißt er. Ist ein Feigling, und er ist
Weitere Kostenlose Bücher