Schwerter der Liebe
Vorwarnung angriff.«
»Ohne Vorwarnung? Aber du sagtest doch, es sei ein Duell gewesen.«
»Er hat ihn sehr wohl herausgefordert und ihn aufgefordert, wegen irgendeiner Sache mit nach draußen zu gehen, über die sie in Streit geraten waren. Was sollte Monsieur Daspit anderes machen, als die Herausforderung anzunehmen - auch wenn Pasquale maskiert war. Ein mutiger Mann kann sich selbst einem solchen, gegen alle Regeln verstoßenden Zweikampf nicht entziehen. Aber es gab keine Sekundanten, keinen Arzt, keine Zeugen — und nach der ersten Attacke war es bereits vorüber.«
»Ich würde sagen, eine Weigerung hätte das Einfachste sein müssen, wenn der Gegner eine Maske trägt.«
»Sie waren beide maskiert«, fügte Paulette mit einem mürrischen Schulterzucken hinzu.
»Also ein Maskenball. Aber ich habe nicht davon gehört, dass einer stattfinden sollte.« Juliette wusste, es konnte kein privater Maskenball gewesen sein, denn ein simpler Fechtmeister hätte niemals eine Einladung erhalten.
»Woher soll ich das wissen? Es gibt Orte, an die Gentlemen sich begeben, ohne dass eine Lady Fragen stellt. Tatsache ist, Monsieur Pasquale hat meinen Jean angegriffen, mit der Absicht, ihn zu töten, damit er in den Besitz der Schatztruhe gelangt.«
»Ich möchte dich daran erinnern, dass Monsieur Pasquale angesichts seines Lotteriegewinns wohl kaum Verwendung für den Schatz von Marie Therese haben dürfte. Es muss einen anderen Grund geben. Jedenfalls ist es offensichtlich, dass Monsieur Daspit einen Verdacht hatte, wer ihn herausgefordert haben könnte, dass er aber dachte, es mit ihm aufnehmen zu können.«
»Welcher Mann ist schon reich genug, dass er nicht gern noch mehr hätte, vor allem, wenn er es so mühelos an sich reißen kann?«, wollte Paulette wissen. »Ach, was macht es schon aus, wie exakt es sich zugetragen hat? Tatsache ist, dass Pasquale ihn völlig überraschend angegriffen hat. Er ist ein Mann mit diabolischen Fähigkeiten, und er rief irgendetwas, ein Wort aus der schwarzen Magie. Als er glaubte, er habe meinen Daspit getötet, schrieb er mit seiner Klinge den Buchstaben ,B‘ in den Staub der Straße.«
»In den Staub? Und das soll sich vor dem Ballsaal abgespielt haben? Dann kann es sich nicht um einen Saal in einer der Hauptstraßen gehandelt haben.« Vielmehr hörte sich die Beschreibung danach an, dass der Vorfall sich bei einem Quadroonball ereignet hatte, einer jener Veranstaltungen zur Unterhaltung junger Männer aus der Stadt, bei der nur Frauen von gemischter Herkunft anwesend waren. Es hieß, dass viel Anstand im Spiel war bei diesen Bällen, bei denen die jungen Frauen von ihrer Mutter oder einem anderen Verwandten begleitet und bewacht wurden. Trotzdem konnte ein Mann, der eine ihm sympathische Frau sah, es unverzüglich arrangieren, dass sie seine Mätresse wurde. Solche Verbindungen kamen recht häufig vor, und genauso taten Ladies wie Paulette so, als wüssten sie nichts von deren Existenz.
Die Vorstellung, dass Monsieur Pasquale einen solchen Ball besucht haben könnte, und die Überlegung, aus welchem Grund dies geschehen sein mochte, erfüllten Juliette mit Unbehagen. Sie wünschte, sie hätte von deren Existenz auch niemals etwas erfahren.
»Ist das eine Geschichte, die Monsieur allein dir anvertraut? Oder hat er sie jedem erzählt, den er kennt?«
Paulette reagierte mit einer verdrießlichen Geste. »Welchen Unterschied macht das schon?«
»Wenn Monsieur Pasquale davon hört, könnte Monsieur Daspit sich genötigt sehen, ihm tatsächlich im Duell gegenüberzutreten.«
»Unmöglich, denn seitdem liegt mein Jean in seinem Bett. Außerdem würde es La Roche nicht gefallen, wenn dieser Zwischenfall an die Öffentlichkeit käme.«
»Und Monsieur Daspit bestimmt auch nicht. Monsieur Pasquale hätte ihn schon vor Tagen herausfordern können, wenn er es gewollt hätte.«
»Völlig unmöglich! Aus welchem Grund denn bitte?«
»Dein Verlobter verhielt sich mir gegenüber unschicklich. Ich wollte es dir eigentlich nicht sagen, aber ...«
»Du lügst!«
»Ich schwöre dir beim Kreuz, dass ich nicht lüge. Oh, chere, bist du dir ganz sicher, dass du diesen Mann heiraten willst? Er wagte es, mir auf offener Straße von der Mühsal im Ehebett zu erzählen, wie er es ausdrückte. Er wollte mir damit Angst machen.«
Paulette schaute sie zweifelnd an, zögerte einen Moment lang und fragte schließlich: »Hattest du Angst?«
»Beim Gedanken daran, was sich zwischen Mann und Frau
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